Kevin Magnussen
Porträt
(Stand: Februar 2024) In den internationalen Nachwuchsklassen gibt es viele Söhne von Ex-Formel-1-Fahrern. Kaum einer allerdings hat so viele Vorschusslorbeeren erhalten wie Kevin Magnussen, Sohn des in der Königsklasse gescheiterten Toptalents Jan Magnussen. Doch auch dem Junior gelang der ganz große Durchbruch nicht. Zwischendurch war er sogar ganz raus aus der Formel 1. Dann aber holte ihn Haas 2022 zurück, und das gleich für mehrere Jahre.
Der Einstieg in die Welt des Formelsports war Kevin Magnussen 2008 gelungen. Auf Anhieb gewann er die dänische Formel Ford und kämpfte sich über die Formel-Renault-Nordeuropa (2009) und den Formel-3-Cup (2010) bis in die britische Formel 3 (2011). Titel blieben für Magnussen zwar aus, er befand sich am Jahresende allerdings stets unter den Top 3 der Gesamtwertung und schaffte die Aufnahme in das McLaren-Nachwuchsprogramm. 2012 gelang dem Mann aus Roskilde der Sprung in die Renault-World-Series.
Nach einem Jahr der Konsolidierung war gegen Magnussen 2013 kein Kraut gewachsen. Für die DAMS-Mannschaft gewann er fünf Rennen und erzielte insgesamt 13 Podestplätze, am Ende stand der Meistertitel. Statt einen glanzvollen Abschied vom französischen Team zu zelebrieren, verließ Magnussen die Truppe mit einer Kontroverse: Er sagte einen geplanten GP2-Test in Abu Dhabi kurzfristig ab, DAMS stand ohne Fahrer da und musste das Auto in der Box belassen. Kurz darauf wurde der McLaren-Deal verkündet.
Zum ersten Mal gesteuert hatte Magnussen ein Formel-1-Auto schon 2012. Damals wurde er von McLaren zum Entwicklungsfahrer berufen und beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi eingesetzt. Der damals 20-Jährige enttäuschte nicht und setzte die beste Zeit aller Teilnehmer.
Auch an der Seite des Routiniers Jenson Buttons verdiente er sich 2014 im Einsatzcockpit sporadisch Hochachtung. Nach einem zweiten Platz beim Saisonauftakt in Melbourne glückte es Magnussen allerdings nicht, daran anzuknüpfen, und er wurde zugunsten des Teamkollegen und Fernando Alonsos zum Testfahrer degradiert. Nach einem weiteren Jahr als McLaren-Testfahrer kündigte ihm Ron Dennis am Geburtstag mit einer E-Mail seiner Sekretärin.
Anschließend wagte Magnussen mit Renault als Last-Minute-Ersatz für Pastor Maldonado einen zweiten Anlauf auf die Beletage des Motorsports. In einem unterlegenen Auto dominierte er 2016 seinen Teamkollegen Jolyon Palmer nur in Saisonhälfte eins. Hinter den Kulissen gab es Zank und trotz zweier Punktergebnisse wurde Magnussens Vertrag bei den Franzosen nicht verlängert.
Er dockte stattdessen bei Haas an, wo er 2017 mehr als "Bad Boy" als durch sportlichen Erfolg auffiel. Nur fünf Punkteergebnisse in 20 Rennen, dafür aber beinahe jedes Wochenende die Schelte eines Kollegen. Beliebter wurde Magnussen auch 2018 nicht, mit Rang neun in der WM-Gesamtwertung aber erfolgreicher. 2019 schlug Magnussen seinen Haas-Teamkollegen Romain Grosjean nach Punkten zwar deutlich, machte aufgrund des schwachen VF-19 insgesamt aber kaum einen Stich und belegte in der Gesamtwertung nur P16 unter 20 Fahrern.
2020 lief noch viel weniger zusammen für Magnussen und Haas: Auch der VF-20 erwies sich als unterlegen, die Fahrer taten sich schwer. Magnussen erzielte nur einen WM-Punkt und belegte den 20. Platz in der Fahrerwertung, sein Vertrag wurde nicht verlängert. Auch Haas-Teamkollege Romain Grosjean musste gehen.
Mangels Perspektiven in der Formel 1 wechselte Magnussen zur Saison 2021 in die US-amerikanische IMSA-Sportwagen-Serie und unterschrieb parallel dazu bei Peugeot für das neue Sportwagen-Projekt in der Langstrecken-WM (WEC) und Le Mans. Für das Ganassi-Team siegte Magnussen bei einem Rennen in Amerika und belegte P7 in der IMSA-Fahrerwertung, nahm einmal auch als Ersatzmann an einem IndyCar-Rennen teil.
Im Frühjahr 2022 dann die große Überraschung: Günther Steiner holte Magnussen zurück zu Haas in die Formel 1, ausgestattet mit einem Mehrjahres-Vertrag. Der Grund: Haas hatte seinen Stammfahrer Nikita Masepin gefeuert und brauchte kurz vor Saisonbeginn dringend Ersatz. Magnussen akzeptierte - und fuhr gleich beim Comeback in Bahrain mit P5 das beste Saisonergebnis ein. Den Teamkollegen-Vergleich mit Mick Schumacher gewann er ebenfalls (25:12 Punkte) und steuerte einen Großteil der WM-Zähler für Haas in der Konstrukteurswertung bei.
Zwar eckte Magnussen in seiner Comeback-Saison nicht mehr so häufig an wie in der Vergangenheit, aber Erstrunden-Zwischenfälle gab es 2022 mehrere. Einige Male kehrte Magnussen schon nach wenigen Metern mit kaputten Frontflügeln zurück aus der Startphase, was bessere Ergebnisse in den Rennen teilweise verhinderte. Pluspunkt: Wann auch immer es etwas abzustauben gab für Haas, war Magnussen meist zur Stelle.
2023 lief es weniger gut für Haas und Magnussen: Nico Hülkenberg bügelte ihn im Teamduell und stand auch in der WM-Tabelle etwas weiter vorne. Schuld am Abschneiden war aber vor allem der schwache VF-23, mit dem beide Fahrer kaum Chancen hatten und nur einzelne Akzente setzen konnten, so wie Magnussen mit Startplatz vier in Miami. Sonst schien vor allem gegen Saisonende die Luft raus zu sein bei Fahrern und Team: Das einzige Technik-Update für das Auto schlug nicht an.
Magnussen stammt aus Roskilde in Dänemark, inzwischen wohnhaft in Kopenhagen. Er ist seit 2019 verheiratet mit Louise. Das Paar hat zwei Töchter.