Ferrari
Porträt
(Stand: Januar 2024) Ferrari, auch bekannt als die "Mythos-Marke", ist nicht nur das erfolgreichste, sondern auch das traditionsreichste Team der Formel-1-Geschichte. Dem Bann konnte sich schon Michael Schumacher nicht entziehen: In seine Zeit bei der Scuderia fallen die größten Ferrari-Erfolge in der Formel 1, als mit (unter anderem) Schumacher, Teamchef Jean Todt und Technikchef Ross Brawn Siege und WM-Titel in Serie erzielt wurden. Erst Mercedes schrieb ab 2014 eine umfangreichere Erfolgsstory als Ferrari zwischen 1999 und 2004.
An diese Ära will Ferrari anknüpfen, doch vor der Saison 2023 kam es zu einer Zäsur: Mattia Binotto räumte nach vier Jahren den Posten als Ferrari-Teamchef, es übernahm Frederic Vasseur, der zuletzt Alfa Romeo geleitet hatte. Nun also steht Vasseur vor der Aufgabe, den ersten Ferrari-WM-Gewinn seit Jahren sicherzustellen.
Geschichtlich gesehen ist Ferrari der klingendste Name in der Formel 1. Gegründet vom legendären Enzo Ferrari, der 1988 verstarb, war der Rennstall in den 1920er- und 1930er-Jahren als Alfa-Romeo-Werksteam unterwegs. Ab 1950 nahm Ferrari als eigenständiges Team an der Formel-1-WM teil, in der es bisher 31 Titel holte (15 bei Fahrern und 16 bei den Konstrukteuren). Dafür sorgten Legenden wie Alberto Ascari, Juan Manuel Fangio, John Surtees oder Niki Lauda. Besonders prägend war allerdings die Ära Schumacher: In den Jahren 2000 bis 2004 erzielte "Schumi" gemeinsam mit seinem "Wasserträger" Rubens Barrichello fünfmal in Folge das "Double": jeweils Platz eins in Fahrer- und Konstrukteurs-WM.
2007 gelang im Jahr eins nach Schumacher und "Superhirn" Brawn mit Neuzugang Räikkönen die Rückkehr auf den Thron. Die Italiener hatten den fälligen Schnitt in der Teamstruktur mit Bravour bewältigt. Auch 2008 glückte der Gewinn eines WM-Titels, wenn auch nur bei den Konstrukteuren. Bei den Fahrern schrammte Felipe Massa im überaus spannenden Saisonfinale um einen Punkt am Gesamtsieg vorbei. Doch 2009 lieferten Massa und Räikkönen den schlechtesten Saisonauftakt in der Teamgeschichte ab: Es glückte bis zum Ende nur ein einziger Sieg.
2010 und 2012 kämpfte Neuzugang Fernando Alonso zumindest bis zum letzten Rennen (erfolglos) um die Weltmeisterschaft, 2011 und 2013 stand er klar im Schatten des damaligen Red-Bull-Piloten Vettel. Die italienisch-spanische Allianz wartete vergeblich auf WM-Ruhm und beendete nach der komplett sieglosen Saison 2014 ihre Zusammenarbeit an einem Tiefpunkt.
Als Sebastian Vettel kam, um bei Ferrari seinem Kindheitsidol Schumacher nachzueifern, ging es 2015 mit drei Grand-Prix-Siegen und Platz zwei hinter Mercedes aufwärts. Im Jahr darauf gewann Ferrari jedoch keinen Blumentopf mehr und fiel wieder zurück, um 2017, 2018 und auch 2019 zumindest phasenweise die Mercedes-Dominanz zu brechen. Für einen WM-Titel reichte es aber wieder nicht.
2020 dann ein neuer Tiefpunkt: Der SF1000 erwies sich als Fehlschlag, Vettel kam überhaupt nicht mit dem Auto zurecht, Ferrari blieb ohne Sieg und landete nur auf WM-Rang sechs. Mit neuen Erfolgen rechnete sogar der Ferrari-Präsident frühestens unter dem neuen Formel-1-Reglement ab 2022.
Schon vor Saisonbeginn 2020 hatte sich die Scuderia auf Charles Leclerc als neuen Hoffnungsträger festgelegt und den Monegassen mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet. Vettel hingegen kündigte man ebenfalls vor Saisonbeginn zum Jahresende 2020. Als Nachfolger für den viermaligen Formel-1-Weltmeister kam 2021 Carlos Sainz von McLaren. Auch er erlag dem Charme der "Mythos-Marke" - und schlug sich im ersten Ferrari-Jahr überraschend gut: In der Gesamtwertung blieb Sainz nach vier Podestplätzen sogar zwei Positionen vor Leclerc.
2022 erlebte dieses Teamduell seine Neuauflage, dieses Mal allerdings mit dem deutlich besseren Ende für Leclerc, der WM-Rang zwei belegte. Sainz wiederum kam in der Gesamtwertung nur auf Platz fünf. Auf der Strecke knirschte es mehrfach zwischen den beiden Stallgefährten. Auch, weil Ferrari seine Fahrer nicht gut genug im Griff hatte und klare Spielregeln fehlten. Zu fehleranfälliger Technik im Ferrari F1-75 kamen einige strategische Pannen. Am Ende steht mit WM-Platz zwei in der Konstrukteurswertung dennoch ein echter Aufschwung. Ferrari ist wieder da und siegfähig, aber das große Ziel bleibt der Titelgewinn.
Den gab es auch 2023 nicht, aber immerhin einen Teilerfolg: Sainz siegte in Singapur und wurde damit zum einzigen Formel-1-Gewinner des Jahres, der keinen Red Bull fuhr. Trotzdem reichte es in der Konstrukteurswertung nur zu Platz drei noch hinter Mercedes.
Ob mit neuem WM-Erfolg oder ohne: Ein Rekord bleibt Ferrari, denn kein anderer Rennstall hat bisher an allen Formel-1-Weltmeisterschaften seit 1950 teilgenommen. Damit sind die Italiener der "Dino" in der Boxengasse.