Charles Leclerc

Fahrer: Charles Leclerc
Fahrer Flagge: Monaco

Porträt

(Stand: Februar 2024) Charles Leclerc gilt schon seit Jahren als kommender Weltmeister. Dass die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind, will der Monegasse 2024 in seiner bereits sechsten Saison als Stammfahrer bei Ferrari nochmals unter Beweis stellen. Denn schon 2019 hatte er als Teamkollege von Sebastian Vettel geglänzt, den viermaligen Weltmeister mehrfach entzaubert und seinen ersten Grand-Prix-Sieg erzielt. Und nach dem verpassten WM-Titelgewinn in der Saison 2022 und einem durchwachsenen Jahr 2023 dürfte er umso mehr Motivation haben, mit Ferrari endlich den langersehnten Erfolg einzufahren.

Fast wäre es nicht so weit gekommen: Obwohl im Mekka der Reichen und Schönen daheim, in Monaco, kommt Leclerc aus einfachen Verhältnissen. Seine Großeltern waren Plastikproduzenten, doch der Betrieb schlitterte 2010 in finanzielle Probleme und der kleine Charles hätte mit dem Motorsport aufhören müssen, wäre da nicht die helfende Hand der Familie seines Konkurrenten Jules Bianchi gewesen. Insbesondere dessen Vater rettete die Karriere Leclercs und es entwickelte sich eine Freundschaft.

An Talent fehlte es nie. Schon zu Kartzeiten lieferte sich Leclerc Duelle mit Max Verstappen, zog gegen den Niederländer aber in der WM-Entscheidung 2013 den Kürzeren und musste sich mit dem Silberrang begnügen. Dennoch ging es in seiner Karriere bergauf: Leclerc wurde 2014 Gesamtzweiter im Alpencup der Formel Renault 2.0 und 2015 Zweiter beim Macau-Grand-Prix. Den Wechsel in die GP3-Serie 2016 veredelte er wie sein Debüt in der Formel 2 im Jahr 2017 auf Anhieb mit dem Meistertitel.

In Kontakt mit der Formel 1 kam Leclerc erstmals bei seiner Aufnahme in Ferraris Nachwuchsprogramm Anfang 2016. Die Scuderia verfrachtete ihn für Freitagseinsätze erst zu Haas und später zu Sauber, dazu durfte er mehrmals den roten Renner außerhalb von Grand-Prix-Wochenenden testen. 2018 erhielt er auch dank der Technikpartnerschaft mit Alfa Romeo ein Stammcockpit in Hinwil und überzeugte auf Anhieb: Leclerc holte zehn Top-10-Ergebnisse und war stets schneller als sein erfahrener Teamkollege Marcus Ericsson.

Dann folgte die Beförderung zu Ferrari als Teamkollege von Vettel. Doch Leclerc brauchte nicht lange, um im berühmtesten Formel-1-Team warm zu werden: Schon bei seinem zweiten Ferrari-Rennen in Bahrain stand er auf der Poleposition und führte den Grand Prix lange an, ehe ihn ein Technikdefekt einbremste und er "nur" Dritter wurde. Sein erster Podestplatz, eigentlich Grund zur Freude, aber angesichts der Umstände enttäuschend. In Österreich wieder Pech: Verstappen fing Leclerc kurz vor Schluss noch ab, "nur" P2 für den Ferrari-Fahrer.

Dann wurde es dramatisch: Vor dem Belgien-Grand-Prix in Spa-Francorchamps verunglückte Leclercs langjähriger Freund Anthoine Hubert tödlich bei einem Formel-2-Unfall an gleicher Stelle. Tags darauf siegte Leclerc erstmals in der Formel 1 und widmete Hubert den Sieg. Im folgenden Rennen in Monza wurde Leclerc dann endgültig zum Ferrari-Helden, als er für die Scuderia das Heimrennen gewann.

Immer wieder knirschte es aber auch zwischen Leclerc und Vettel, so zum Beispiel in Russland, als sich Vettel wiederholt gegen die Stallregie zur Wehr setzte. Oder Brasilien: Im Zweikampf kollidierten Vettel und Leclerc, beide Ferrari schieden daraufhin aus. Teamchef Mattia Binotto bat seine Fahrer mehrmals zum klärenden Gespräch. Und das setzte sich 2020 fort.

Noch vor Saisonbeginn 2020 aber überraschte Ferrari mit einer Ankündigung in der Winterpause: Leclercs Vertrag wurde vorzeitig und bis einschließlich 2024 verlängert, ein Ritterschlag für den Monegassen!

Weil Vettel kurz darauf gekündigt wurde und es sportlich nicht lief bei Ferrari in der Saison 2020, hatte Leclerc in diesem Jahr nur wenig Freude am Fahren. Aber: Mit P2 in Spielberg und mit P3 in Silverstone fuhr er immerhin zwei Mal unter die Top 3 und machte damit mehr aus dem Ferrari SF1000, als dieser eigentlich hergab. Endergebnis: P8 in der Fahrerwertung mit 98 Punkten.

Während der Coronakrise bewies Leclerc Entertainer-Qualitäten, nahm an etlichen Online-Rennen teil und saß auch mal als Banane verkleidet vor dem eigenen Computer. Und mit Vettel sprach er sich immer wieder aus: Zum Abschied tauschten die beiden Teamkollegen ihre Formel-1-Helme.

2021 erlebte Leclerc bei Ferrari eine erneut schwierige Saison und schaffte mit P2 in Silverstone nur ein Podestergebnis. Negativer Höhepunkt: Nach Pole-Fahrt beim Heimrennen in Monaco crashte Leclerc, ein technischer Schaden verhinderte die Rennteilnahme. Obendrein erwies sich sein neuer Teamkollege Carlos Sainz als harter Gegner: Leclerc verlor das Teamduell bei Ferrari mit 159:164,5 Punkten und belegte nur WM-Rang sieben. Aber immerhin: Gemeinsam führten Leclerc und Sainz Ferrari zurück ins vordere Mittelfeld.

Unter dem neuen Formel-1-Reglement begann die Saison 2022 für Leclerc wie im Bilderbuch: Poleposition, schnellste Runde und Sieg beim Auftaktrennen in Bahrain. Im dritten Rennen in Australien siegte er erneut für Ferrari, galt als der Favorit auf den WM-Titelgewinn. Dann aber stellten sich individuelle Fehler ein, vor allem auf Seiten des Teams: Mehrfach ging der Antrieb im Ferrari F1-75 ein, der Kommandostand war strategisch nicht auf der Höhe. Und beim Frankreich-Grand-Prix unterlief Leclerc in Führung liegend ein Fahrfehler, der ihn aus dem Rennen nahm. Damit war der WM-Zug abgefahren, P2 hinter Red-Bull-Fahrer Max Verstappen am Ende nur ein schwacher Trost. Immerhin: Leclerc ließ den zweiten Red Bull von Sergio Perez knapp hinter sich und entschied auch das Teamduell gegen Sainz für sich.

Auch 2023 wurde es nichts mit dem WM-Titel in Rot, zu groß war die Dominanz von Red Bull. Leclerc setzte sich zwar teamintern mit 206:200 Punkten knapp gegen Sainz durch, doch es war Sainz, der in Singapur den einzigen Ferrari-Saisonsieg sicherstellte. Ansonsten das inzwischen gewohnte Bild mit vermeidbaren Fehlern auf Seiten der Fahrer und des Teams. Aber mit dem SF-23 war dem fahrenden Personal ein Limit gesetzt.

Vor der Saison 2024 unterschrieb Leclerc eine mehrjährige Vertragsverlängerung bei Ferrari. Die genaue Laufzeit ist nicht bekannt, dürfte Leclerc aber bis mindestens Ende 2026 an das Team binden.

Privat ist Leclerc schon seit geraumer Zeit mit Charlotte Sine liiert. Sie begleitet ihn häufig an die Rennstrecke.

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