Carlos Sainz
Porträt
(Stand: Februar 2024) Der Name Sainz ist ein großer im Motorsport und Carlos jun. trug ihn 2015 erstmals in die Formel 1. Nach einer Laufbahn vom Reißbrett gipfelte die Karriere des Spaniers vorläufig mit einer erfolgreichen ersten Saison bei Toro Rosso, an die er 2016 und 2017 anknüpfte. Nach einem Intermezzo bei Renault wagte er 2019 einen Neuanfang bei McLaren. Und seit 2021 fährt Sainz für das Formel-1-Traditionsteam Ferrari als Nachfolger von Sebastian Vettel. Gleich im ersten Jahr schlug er seinen erfahrenen Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc in der WM-Endabrechnung. Ein Ausrufezeichen!
Seine ersten Kartsport-Erfahrungen machte Sainz jun. im Alter von nur sieben Jahren, später wurde er EM-Zweiter. 2010 wechselte er in den Formelsport und versuchte sich erfolgreich in der Formel BMW, um im Folgejahr einer der jüngsten Meister in der Geschichte der nordeuropäischen Formel Renault zu werden. In einer sagenhaften Saison gelangen ihm 26 Podiumsplätze in 34 Rennen, was den Weg in weitere Nachwuchsserien ebnete.
2012 wurde er Gesamtfünfter in der Formel-3-EM und Gesamtsechster in der Britischen Formel 3. Die Karriere geriet etwas ins Stocken, als er 2013 bei Arden in der GP3 nicht auf Touren kam und das Jahr als Zehnter abschloss. Erst in der Renault-World-Series, in die er zuvor schon reingeschnuppert hatte, und unter den Fittichen der Nachwuchsschmiede DAMS lief es wieder rund: Sieben Siege bedeuteten den Meistertitel und das Sprungbrett in die Formel 1, um die er auch hinter den Kulissen hartnäckig kämpfte.
Dank sporadischer Testeinsätze für die beiden Red-Bull-Teams und der ausgiebigen Formelsport-Laufbahn kam er im Alter von 20 Jahren relativ erfahren in die Beletage. Das wurde sichtbar: Sieben Punktergebnisse veredelten 2015 den Einstand bei Toro Rosso, auch wenn Teamzank mit Max Verstappen und ein heftiger Unfall beim Russland-Grand-Prix in Sotschi das Bild trübten. Nach dem besagten Crash war Sainz 17 Minuten lang unter der Streckenbegrenzung begraben und verließ erst am Morgen vor dem Rennen praktisch unverletzt das Krankenhaus, um wenig später in der Startaufstelllug zu stehen.
2016 verbesserte er sich auf den zwölften Rang der WM-Gesamtwertung und holte sogar zehnmal WM-Zähler, darunter drei sechste Plätze. Dennoch hatte Sainz zu schlucken, als nach wenigen Rennen nicht er, sondern der jüngere Verstappen in das A-Team befördert wurde.
Als sich 2017 abzeichnete, dass er auf absehbare Zeit nicht würde folgen können, forcierten Sainz und sein Vater ein Leihgeschäft mit Renault, wo die Verantwortlichen zuvor lange um ihn gebuhlt hatten. Sainz ersetzte im letzten Saisondrittel Jolyon Palmer, beeindruckte an seinem neuen Arbeitsplatz auf Anhieb und ließ sich leihweise für 2018 verpflichten. Im Duell mit Nico Hülkenberg klemmte es zu häufig, und als Daniel Ricciardo bei Renault anklopfte, musste Sainz gehen. Auch seine Verbindung zu Red Bull kam zum Ende, um bei McLaren neu anfangen zu können.
Bei McLaren blühte Sainz wieder auf und fuhr 2019 seine bis dahin erfolgreichste Formel-1-Saison, die er beim Brasilien-Grand-Prix mit Platz drei krönte. Kurios: Sainz rutschte erst nachträglich in die Top 3, weil der zunächst vor ihm liegende Lewis Hamilton bestraft wurde. Sainz und McLaren machten aus der Not eine Tugend und holten die Podestzeremonie auf ihre Art nach - mit dem kompletten Team auf dem Podium. Mit 96 WM-Punkten erzielte Sainz am Jahresende sensationell P6 in der Gesamtwertung.
P6 stand auch 2020 am Ende seiner Formel-1-Saison, in der er wiederum einen Podestplatz erzielte: Rang zwei im Italien-Grand-Prix in Monza, nachdem er bereits als künftiger Ferrari-Fahrer bestätigt worden war. Sein letztes McLaren-Jahr verlief aber insgesamt unbefriedigend: Oft streikte die Technik, in Spa verpasste er deshalb sogar das Rennen. Sainz überzeugte trotzdem durch Konstanz und punktete bei 16 Rennteilnahmen nur vier Mal nicht.
Für 2021 wechselte er als Teamkollege von Charles Leclerc zu Ferrari. Und dort schaffte er, was ihm nur wenige Beobachter vorab zugetraut hatten: Er lebte sich nicht nur schnell ein bei der Scuderia, sondern blieb über die Saison hinweg sogar knapp vor Leclerc und erzielte WM-Rang fünf mit 4:1 Podestergebnissen im Vergleich zum Teamkollegen. Ein starker Einstand in Rot. Seine persönliche Bilanz aber wird nur schwer zu toppen sein: Sainz kam 2021 immer ins Ziel und punktete nur in zwei von 22 Rennen nicht. Das ist Konstanz! Passend dazu pflegt Sainz einen reifenschonenden Fahrstil. Ein weiterer Pluspunkt für den Spanier.
2022 lief es allerdings nicht nach Wunsch: Gleich zu Saisonbeginn kam Teamkollege Leclerc mit dem F1-75 besser aus den Startlöchern und gewann das Auftaktrennen, Sainz wurde Zweiter. Zwei Ausfälle in Melbourne und Imola ließen ihn zudem früh in der Gesamtwertung zurückfallen. Doch Sainz stellte sich auf die Hinterbeine und in Silverstone gegen eine Stallregie von Ferrari. Ergebnis: der erste Sieg in der Formel 1, auch auf Kosten der WM-Chancen Leclerc. Es folgten jedoch nur drei weitere Podestplätze, sodass am Jahresende P5 in der Gesamtwertung zu Buche schlug. Dieses Mal hatte Leclerc als WM-Zweiter das Ferrari-Duell für sich entschieden, und das deutlich.
Auch 2023 setzte es für Sainz eine teaminterne Niederlage gegen Leclerc, wenn auch mit 206:200 Punkten nur sehr knapp. Dafür kann Sainz von sich behaupten, den einzigen Ferrari-Sieg der Saison erzielt zu haben: In Singapur taktierte er sich geschickt zum Erfolg. Alle anderen Grands Prix gingen 2023 an Red Bull.