• 02. März 2025 · 11:16 Uhr

Analyse: Fünf Erkenntnisse nach den Formel-1-Testfahrten in Bahrain

Nach drei Tagen und hunderten Runden endete der Formel-1-Wintertest in Bahrain - Was haben wir gelernt, bevor die Formel 1 zum Auftakt nach Australien reist?

(Motorsport-Total.com) - Lediglich drei offizielle Testtage in Bahrain hatten die Formel-1-Teams in diesem Winter, um sich auf die neue Saison 2025 vorzubereiten. Was wir aus der vergangenen Woche in Sachir gelernt haben, das verraten wir hier.

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McLaren war in der Zeitenliste nicht ganz vorne, ist aber trotzdem Favorit Zoom Download

1) McLaren bleibt das Team, das es zu schlagen gilt

Bereits vor den Testtagen in Bahrain galt McLaren als Favorit für die kommende Saison, und dieser Eindruck hat sich im Fahrerlager noch weiter verfestigt. Das Team aus Woking knüpft nahtlos an die starke Form des Vorjahres an.

Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Andrea Stellas Team hat die Winterpause genutzt und sich noch einmal weiterentwickelt. Stillstand bedeutet in der Formel 1 Rückschritt, weshalb McLaren den 2025er-Boliden innovativ gestaltet hat.

Während das erfolgreiche Grundkonzept erhalten bleibt, wurden die Karosserie und die Vorderradaufhängung - weiterhin ein Pullrod-System, aber mit wichtigen Anpassungen - signifikant überarbeitet.

Schon bei der Präsentation des Autos erklärte Stella, dass der MCL39 einen weiteren Schritt auf der seit Miami anhaltenden Entwicklungskurve darstelle. Das scheint sich zu bestätigen. Lando Norris und Oscar Piastri zeigten sich über eine schnelle Runde zwar nicht an der Spitze der Zeitenliste.

Doch das war auch gar nicht nötig. Die Longruns waren beeindruckend genug. Trotz der üblichen Unwägbarkeiten bezüglich Testprogrammen, Benzinmengen und Motorenmodi sind sich fast alle im Paddock einig: McLaren geht als klarer Favorit in die Saison.

Die eigentliche Frage lautet: Wie groß wird der Vorsprung sein? Neutrale Fans hoffen, dass die Spitze weiterhin so umkämpft bleibt wie im Vorjahr.

2) Gemischte Signale bei Red Bull und Ferrari

Während McLaren den Konstrukteurstitel verteidigen will, plant Max Verstappen das in der Fahrer-WM. Seine Aussage, dass 2025 nicht schlimmer als das Vorjahr werden könne, könnte fast vergessen lassen, dass der Niederländer 2024 seinen vierten WM-Titel gewann.

Doch ab Miami hatte Red Bull im Vorjahr zunehmend mit Balanceproblemen zu kämpfen, und später fehlte es gegen McLaren auch an der reinen Pace.

Am Mittwochabend klang die Stimmung bei Red Bull im Hinblick auf den RB21 noch optimistisch, vor allem bei Helmut Marko und Verstappen selbst. Doch am Freitag hörte es bei den Bullen schon etwas vorsichtiger an, insbesondere bei Technikchef Pierre Wache.

Der RB21 scheint zwar stabiler als sein Vorgänger zu sein, doch von einer direkten Kampfansage an McLaren ist bislang keine Rede - und das aus gutem Grund. Denn neben einem stabileren Fahrzeug muss Red Bull im Vergleich zum Ende der Saison 2024 auch deutlich mehr Performance finden.

Ferrari hat ähnlich hohe Ambitionen, doch ihre Testfahrten waren noch schwerer einzuschätzen als die von Red Bull. Deren Teamchef Christian Horner erklärte am Mittwoch: "Die Autos sehen heutzutage alle ähnlich aus, aber eines sticht für mich heraus, und das ist Ferrari."


Was wirklich neu ist an den F1-Autos 2025

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Wir haben genau hingeschaut und zeigen euch interessante Technik-Updates bei den Formel-1-Autos 2025 und wer bei den Wintertests mit welchen Neuerungen überrascht hat!Denn die F1-Autos 2025 sehen nur auf den ersten Blick aus wie die Vorgängermodelle aus der Saison 2024. Viele Veränderungen befinden sich natürlich unter der Verkleidung, aber auch äußerlich gibt es Neues zu sehen. Manchmal braucht es dafür zwar die Lupe oder Werkzeuge zur Bildbearbeitung, dann aber zeigt sich: Selbst im vierten Jahr unter dem aktuellen Technischen Reglement haben die Ingenieure noch genug Spielraum, um bekannte Ideen neu umzusetzen oder völlig innovativ zu sein. Weitere Formel-1-Videos

Doch auf der Strecke war das Bild weniger eindeutig, nicht nur für Außenstehende, sondern auch für das Fahrerlager selbst. Am Mittwoch hielt Helmut Marko Ferrari noch für "enttäuschend", nur um 24 Stunden später davon zu sprechen, dass die Scuderia "sehr konkurrenzfähig" sei.

Der Donnerstag sah vielversprechend aus, doch der Freitag gestaltete sich schwieriger. Lewis Hamilton musste seine Rennsimulation nach nur zwölf Runden abbrechen, und laut PACETEQ-Datenanalyse hätte er pro Runde mehr als vier Zehntel auf die McLaren-Fahrer verloren.

Hamilton selbst gab zu, dass er sich noch an das Auto gewöhnen muss, was bedeutet, dass Ferrari wohl schneller ist, als die Zahlen vermuten lassen. Dennoch war der Gesamteindruck aus Bahrain nicht überragend.

3) Die Debatte um flexible Flügel ist noch nicht vorbei

Neben strengeren Strafen für Fluchen drehte sich in diesem Winter vieles um das Thema flexible Flügel. Ende 2024 kündigte die FIA an, vorerst nicht einzugreifen, nur um Anfang des Jahres doch eine Kehrtwende zu vollziehen. Nun werden die Zügel in zwei Phasen angezogen.

Ab dem Saisonstart in Australien werden zunächst die Heckflügel strengeren Tests unterzogen, um Tricks wie McLarens sogenanntes "Mini-DRS" zu unterbinden. Ab dem Spanien-Grand-Prix betrifft die Verschärfung auch die Frontflügel, wobei Christian Horner die Frage stellte: "Warum machen wir das nicht gleich ab dem ersten Rennen?"

Die Testtage haben zwei zentrale Erkenntnisse geliefert: Erstens müssen andere Topteams nun auch flexiblere Frontflügel einsetzen, um in den ersten acht Rennen nicht ins Hintertreffen zu geraten. Das lässt sich bereits in den TV-Bildern erkennen.


Fotostrecke: Formel-1-Technik: Innovationen beim Wintertest 2025 in Bahrain

Doch die Anpassungen sind teuer, vor allem unter der Budgetobergrenze und mit Blick auf die Ressourcenverteilung zwischen 2025 und 2026.

Zweitens glauben einige Teams, dass Tricks beim Heckflügel noch nicht völlig verschwunden sind. Manche vermuten, dass einige Konkurrenten weiterhin versuchen, sich mit Mini-DRS-ähnlichen Lösungen einen Vorteil zu verschaffen. Die Debatte dürfte also trotz strengerer Tests in Melbourne nicht so schnell beendet sein.

4) Die Teams haben die aktuellen Regeln im Griff

Abgesehen davon gab es bei den Tests in Bahrain kaum größere technische Kontroversen. Kein Team präsentierte eine bahnbrechende Innovation wie Mercedes mit dem DAS-System vor einigen Jahren. Das bestätigt Horners Beobachtung, dass sich die Autos immer ähnlicher sind.

In der letzten Saison unter diesem Reglement scheint jeder den besten Entwicklungspfad gefunden zu haben. Das ist ein starker Kontrast zum Beginn des Regelzyklus 2022, als es noch verschiedene Seitenkasten-Konzepte gab: Mercedes' "Zeropod", Red Bulls "Downwash"-Lösung und Ferraris "Badewannen"-Design.

Inzwischen hat sich ein einheitlicheres Konzept durchgesetzt, auch bei den Aufhängungen. Denn mittlerweile setzen fast alle Topteams auf eine Pullrod-Vorderradaufhängung, darunter nun auch Ferrari.

Die stabilen Regeln spiegeln sich auch in der Zuverlässigkeit wider. Natürlich gab es Rückschläge: Mercedes hatte ein ERS-Problem, Red Bull ein Leck im Kühlsystem und Haas musste sich mit losen Karosserieteilen herumschlagen.

Doch insgesamt verliefen die Testtage ungewöhnlich reibungslos. Das dürfte sich nächstes Jahr ändern, wenn sowohl das Motoren- als auch das Chassis-Reglement geändert wird. Daher werden die Testtage 2026 auch deutlich ausgeweitet.

5) Selbst in Bahrain können Wintertests chaotisch sein

Obwohl die Formel-1-Teams relativ wenige Probleme hatten, verlief der Wintertest 2025 chaotisch. In vielerlei Hinsicht war dieser Test für Bahrain alles andere als typisch. Es begann mit ungewöhnlich niedrigen Temperaturen in der Wüste, die für wenig repräsentative Bedingungen sorgten.

George Russell erklärte jedoch, dass die Teams diese Variablen in ihre Modelle einbeziehen können, sodass die Daten nutzbar bleiben. Problematischer war der unerwartete Regen. Da der Saisonauftakt in diesem Jahr nicht in Bahrain stattfindet, hatte Pirelli nicht alle üblichen Reifenmischungen dorthin gebracht, sodass die Teams nur eine begrenzte Auswahl hatten.


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Nur Aston Martin und Haas hatten Intermediates oder Regenreifen dabei, was bedeutete, dass die anderen acht Teams nicht im Nassen fahren konnten, selbst wenn sie es gewollt hätten. Normalerweise ist die Beständigkeit des Wetters ein Hauptgrund dafür, Bahrain Barcelona als Testort vorzuziehen. Das Argument war dieses Mal aber nicht gültig.

Auch sonst gab es einige Pannen. Am Mittwochnachmittag unterbrach ein Stromausfall den Betrieb auf der Strecke für mehr als eine Stunde und versetzte das gesamte Fahrerlager einschließlich der Boxen und Hospitality-Bereiche in Dunkelheit.

Die FIA stellte schnell klar, dass nicht nur der Bahrain International Circuit betroffen war, sondern das gesamte Gebiet. Obwohl die Verzögerung für einen Formel-1-Test beispiellos war, hatte sie letztlich kaum Auswirkungen, da die Session um eine Stunde verlängert wurde.

Auch am letzten Testtag gab es zwei bizarre rote Flaggen, als zunächst eine Glasscheibe auf der Start-Ziel-Geraden zerbrach und später ein Bus auf die Rennstrecke gelangte, nachdem diese bereits für die Autos freigegeben worden war. Die FIA erklärt, dass sie den Vorfall noch untersucht. Trotz dieser Unterbrechungen war der gesamte Zeitverlust auf der Strecke minimal - zum Glück für alle Teams und Fahrer.

Bonus: Bedenken für 2026 bleiben bestehen

Obwohl der Fokus auf der kommenden Saison liegt, arbeiten die Teams bereits an den neuen Regeln für 2026. Dann gibt es eine 50:50-Aufteilung zwischen Elektromotor und Verbrenner, nachhaltige Kraftstoffe und eine aktive Aerodynamik mit X- und Z-Mode. Doch im Fahrerlager gibt es immer noch Bedenken, wie sich diese Kombination sowohl für die Piloten als auch auf die Wahrnehmung der Fans auswirken wird.

George Russell erklärte am Mittwoch, dass er die neuen Motoren nicht so schlimm findet, wie befürchtet. Jedoch sind die neuen 2026er-Reifen für ihn ein Problem. Es bleibt zwar bei 18-Zoll-Pneus, diese werden aber schmaler und fühlten sich bei einem Test mit einem angepassten Auto "deutlich schlechter" an, sagte er.

Mario Isola von Pirelli verriet, dass die Teams kürzlich vor die Wahl gestellt wurden: bei den Reifengrößen von 2025 zu bleiben oder auf die neuen Dimensionen von 2026 zu wechseln. Die letztere Option hat sich durchgesetzt. Dennoch bleibt die Ungewissheit über 2026 bestehen.

Mit neuen Reifen, einer überarbeiteten Motorenformel, X-Modus, Z-Modus und Co. könnte die Zukunft der Formel 1 unglaublich komplex werden, nicht zuletzt für die Fans, die zu Hause zuschauen. Ironischerweise kommt dies zu einer Zeit, in der der FIA-Präsident persönlich die Idee geäußert hat, eines Tages zu V10-Motoren zurückzukehren ...

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