• 01. März 2025 · 10:56 Uhr

Grummeliger Alonso: Aston-Rückstand bei Tests "keine Überraschung"

Fernando Alonso wünscht sich kein gutmütiges, sondern ein schnelles Auto von Aston Martin, und geht pessimistisch in die Formel-1-Saison 2025

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso klang leicht nasal und angeschlagen, als er am Freitag nach (vermeintlich) getaner Arbeit zu einigen Journalisten sprach. "Und, wirst du dieses Jahr Weltmeister?", wollte einer wissen, ahnend, wahrscheinlich schon ahnend, wie die Antwort ausfallen würde. Der Aston-Martin-Fahrer runzelte nur die Stirn: "Nein, das glaube ich nicht."

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Fernando Alonso wirkte nach dem Ende der Bahrain-Tests nicht zufrieden Zoom Download

Eigentlich hätte Alonso bei den Formel-1-Tests in Bahrain am Freitagmorgen gar nicht fahren sollen. Doch weil sein Teamkollege Lance Stroll gesundheitlich angeschlagen war, übernahm er das Cockpit. Zur Mittagspause stieg Stroll dann doch wieder ein, nur um 34 Runden später endgültig aufzugeben. Also durfte Alonso nochmal ran.

Am Ende war der Spanier 16. der Freitagstabelle, mit einem Rückstand von zweieinhalb Sekunden auf die Tagesbestzeit von George Russell im Mercedes. Nach drei Tagen hatte Aston Martin mit dem neuen AMR25 1.656 Kilometer absolviert und lag damit auf Rang 9 der Distanzrangliste. Noch weniger fuhr in Bahrain nur Red Bull.

Was Alonso 2024 nach den Wintertests gesagt hat

Ganz anders also als vor einem Jahr, als Max Verstappen und sein RB20 nach den Wintertests als klarer Favorit gehandelt wurden. Damals sagte Alonso: "19 Fahrer wissen jetzt schon, dass sie nicht Weltmeister werden." Eine Prognose, die ihm beinahe auf den Kopf gefallen wäre, wenn man bedenkt, dass Red Bull am Ende zwar den Fahrertitel gewann, aber nur Dritter in der Konstrukteurs-WM wurde.

"Dieses Jahr ist es offener", sagt Alonso, von einem Journalisten an seine Aussage von vor einem Jahr erinnert. "Vor einem Jahr sah es nach den Wintertests so aus, als habe Max einen riesigen Vorsprung, und dieses Jahr sieht es so aus, als habe McLaren einen Vorsprung. Ich denke, es wird hoffentlich bis zum Ende knapp und ausgeglichen sein."

Dass Aston Martin dabei eine Rolle spielen wird, scheint der Weltmeister von 2005 und 2006 aber nicht zu glauben. 2023, in seiner ersten Saison in Grün, fuhr Alonso ganze achtmal aufs Podium. Öfter schafften das nur die beiden Red-Bull-Piloten Verstappen und Sergio Perez. Leistungen, an die Aston Martin seither nicht mehr anknüpfen konnte.

Laut ersten Hochrechnungen könnte Aston Martin aktuell nur die Nummer 8 im neuen Kräfteverhältnis der Formel 1 sein - sowieso hinter den vier etablierten Topteams, aber auch hinter Alpine, Williams und den Racing Bulls. Durchschnittlich belegte Alonso an den drei Testtagen in Bahrain den 16. Platz unter 20 Fahrern.

Was auf den ersten Blick nach einer mittleren Katastrophe aussieht, bewertet Alonso selbst nicht ganz so dramatisch: "Es ist offensichtlich, dass wir ein anderes Programm gefahren sind als einige andere Teams." Zum Beispiel habe er die weichsten Reifen nicht immer zum günstigsten Zeitpunkt aufgezogen. Das kann bei Testfahrten, bei denen auch Faktoren wie die Benzinmenge variabel sind, einen eklatanten Unterschied machen.

"Ich denke, wir haben einige positive Aspekte am Auto", sagt Alonso. "Wir gehen nicht ins Detail, aber offensichtlich stimmen die Daten und die Korrelation gut überein. Und es gibt einen Fortschritt im Vergleich zum Auto des vergangenen Jahres. Es gibt aber auch einige negative Punkte, wie wahrscheinlich bei allen Teams, Dinge, die wir verbessern und für Australien sowie später in der Saison optimieren müssen."

Besorgniserregender sind aus der Sicht von Alonso-Fans andere Sätze aus seiner Medienrunde. Wenn er etwa sagt, dass Aston Martin "ein perfektes Wochenende" braucht, um zumindest in die Punkteränge fahren zu können, und das aus seiner Sicht "keine Überraschung" sei, dann ist schon viel Fantasie dafür notwendig, das als Optimismus zu interpretieren.

Über die Zuverlässigkeitsprobleme, durch die der AMR25 mehr Zeit an der Box verbracht hat als andere Autos, sagt Alonso: "Dass wir nicht viele Runden gefahren sind, beunruhigt uns nicht. Die Hardware, also das Auto selbst, ist im Grunde das 2024er-Modell. Nur die Außenhaut und die aerodynamischen Teile haben sich erheblich verändert, um die Performance zu verbessern. Aber Motor, Kühler, Antriebswellen, Aufhängung - all das ist gleich geblieben."

Ist diese Aussage ein Seitenhieb gegen Lance Stroll?

Spannend auch seine Aussage, wonach Aston Martin mit dem AMR25 "an einem Punkt in der Entwicklung des Autos angekommen" sei, "an dem es ziemlich schwierig ist, Abtrieb hinzuzufügen, ohne die Fahrbarkeit des Autos zu erschweren."

Denn: Bei der Präsentation am 23. Februar erklärte das Team, dass es eines der wichtigsten Designziele gewesen sei, den AMR25 im Vergleich zum Vorjahresmodell gutmütiger zu machen. Besonders Lance Stroll war 2024 ein paar Mal an der Unberechenbarkeit des Aston Martin verzweifelt und hatte sich ein leichter zu bändigendes Auto gewünscht.


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Das scheint Alonso nur bedingt zu gefallen, wenn man ihm genau zuhört. Er besitzt das Können, zur Not auch ein bockiges Heck einfangen zu können, und würde es bevorzugen, stattdessen auf maximalen Anpressdruck zu setzen. Damit würde sich wahrscheinlich Stroll schwerer tun, aber Alonsos Ergebnisse wären vermutlich unterm Strich besser.

Insgesamt, so Alonso am Freitag, sei der AMR25 schon "ein Fortschritt". Er ist zu erfahren, um sich von suboptimalen Wintertests noch aus der Ruhe bringen zu lassen: "Es stimmt, dass es heute sehr windig und heiß ist, wodurch das Auto etwas schwieriger zu fahren ist. Aber in der Zeit, in der ich heute Morgen in der Garage war, habe ich praktisch bei allen gesehen, dass sie Probleme und schwierige Momente hatten."

Vielleicht schafft ja Adrian Newey bald Abhilfe. Der langjährige Stardesigner von Red Bull beginnt am kommenden Montag seinen Dienst im neu eingerichteten Büro in Silverstone. Das Zeichenbrett steht schon bereit. Und womöglich wird Newey nicht sofort mit der Arbeit am 2026er-Auto beginnen, sondern davor auch noch dem AMR25 ein Facelift verpassen ...

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