Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Warum Bahrain die Schwächen der 2022er-Formel-1-Autos aufgedeckt hat
Formel-1-Fahrer schieben wilde Ausritte und Verbremser bei den Testfahrten in Bahrain auf die schwierigen Streckenbedingungen in der Wüste
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Teams und -Fahrer waren nach dem ersten Test in Barcelona optimistisch gestimmt, dass die neuen Autos von 2022 ziemlich viel Spaß am Limit machen würden, wenn man das "Porpoising" in den Griff bekommen würde.
Die neuen "Ground-Effect-Autos" konnten vor allem in schnellen Kurven punkten, die neuen Reifen schienen sich gut zu verhalten, und obwohl das zusätzliche Gewicht bedeutete, dass die Autos ziemlich schwerfällig waren, gab es nichts, worüber man sich allzu sehr Sorgen machen müsste.
Aber der Bahrain-Test letzte Woche hat zu einem gewissen Umdenken geführt, da dieser allen Fahrern große Schwierigkeiten bereitete. Mangelnder Grip, unruhiges Verhalten über Bodenwellen und Untersteuern bescherten den Piloten eine schwierige Zeit.
Hamilton: "Wir rutschen alle herum"
Während es in Barcelona nur sehr wenige Fehler und Ausrutscher gab, konnte man in Bahrain dutzende Fahrer in der kniffligen zehnten Kurve beobachten, die sich verbremsten und dadurch die Auslaufzone nehmen mussten.
"Ich denke, das Reglement von 2022 hat dazu geführt, dass alle herumrutschen. Wir scheinen alle weniger Grip zu haben als zuvor, und die Reifen sind dieses Jahr schlechter", sagt Mercedes-Pilot Lewis Hamilton nach dem letzten Testtag in Bahrain.
Der große Sky-Talk mit Mick & Ralf Schumacher
Sandra Baumgartner spricht im Sky-Studio mit Ralf Schumacher und Sky-F1-Chef Karl Valks. Dazu gibt's Interviews mit Mick Schumacher und Damon Hill. Weitere Formel-1-Videos
Was wir jedoch noch nicht wissen, ob das, was wir in Bahrain gesehen haben, die Norm ist oder nur ein Ausreißer. Bereits jetzt kann man aber festhalten, dass in Sachir viele Faktoren potenzielle Schwächen des neuen Autokonzeptes aufgedeckt haben.
Sainz gibt Asphalt in Bahrain die Schuld
Die höheren Temperaturen im Nahen Osten, böige Windbedingungen, eine rauere Streckenoberfläche und langsamere Kurven waren nur einige Herausforderungen.
Carlos Sainz von Ferrari schiebt die Schuld hauptsächlich auf den Asphalt. "Ich denke, der Asphalt ist viel älter und rauer, also hat das Auto sofort insgesamt weniger Grip, was meiner Meinung nach hier in Bahrain normal ist", so der Spanier.
Es sei üblich, dass das Auto in Barcelona immer besser zu fahren ist als in Bahrain, wo es "kniffliger" wird. Die Strecke in Bahrain hat mehr Bodenwellen, was den steifer abgestimmten Autos in diesem Jahr nicht liegen dürfte, wodurch laut Sainz die "Grenzen des Autos" eher aufgedeckt werden.
Alonso: "Bahrain zeigt Schwächen des Reglements"
Eine weitere erschwerende Komponente war der Wind. "Diese Autos fühlen sich immer noch relativ windempflindlich an, da sie immer noch viel Anpressdruck erzeugen", erklärt Sainz. Auch McLaren-Pilot Lando Norris hatte dies während der Tests in Bahrain bestätigt.
Die Autos der Generation 2022 scheinen sich nicht auf allen Strecken gleich gut zu verhalten. Eine Theorie, die bereits bei den Testfahrten in Barcelona geäußert wurde. Durch das neue aerodynamische Konzept scheinen die Autos in Hochgeschwindigkeitskurven besser zu liegen als in langsamen Kurven.
"Wir haben in Barcelona gesagt, dass hohe Geschwindigkeiten bei diesem neuen Regelwerk ziemlich gut funktionieren sollten. In Bahrain sind aber alle Kurven mit niedrigerer Geschwindigkeit. Vielleicht zeigt es ein bisschen die Schwächen dieses Regelwerkes plus das erhöhte Gewicht", so Alpine-Fahrer Fernando Alonso.
Feinabstimmung der Bremsen ein Problem
Alonso geht davon aus, dass dadurch einige Rennen im Vergleich zum letzten Jahr deutlich langsamer werden, während andere gleich schnell bleiben sollten. "Es ist aber für alle gleich", fügt der Spanier hinzu.
Eines der schwierigeren Rennen dürfte also der Saisonauftakt in Bahrain werden, da es vor allem darum geht, eine Renndistanz ohne Drama zu überstehen. Laut Alpines Sportdirektor Alan Permane haben alle Teams mit Problemen gekämpft, welche bis Sonntag behoben werden müssen.
"Eines der Probleme, die wir mit diesem Auto hatten, ist ein bisschen das Blockieren der Vorderräder", so Permane. Eine Schwierigkeit dabei sei es, die Feinabstimmung für die Bremsen vorzunehmen, ohne einfach die Bremsbalance nach hinten zu verschieben, da sonst "die Hinterreifen blockieren".
Besseres Racing steht im Vordergrund
Eine weitere Unbekannte ist, wie sehr die steifer abgestimmten Autos den Fahrern körperlich das Leben schwer machen werden, insbesondere über eine volle Renndistanz. Klar ist, dass die Teams einen Kompromiss zwischen absoluter Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit eingehen müssen.
Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel denkt, es wird darum gehen, das richtige Set-up für das Qualifying und das Rennen zu finden. "Hoffentlich finden wir den richtigen Kompromiss", so der Heppenheimer.
Das Hauptziel des neuen Reglements war jedoch nicht, den Fahrern leicht fahrbare Autos zu bieten, sondern besseres Racing im Rennen zu ermöglichen. Ob dies gelungen ist, werden wir erst am Sonntag erfahren.
"Die große Hoffnung ist, dass wir jedes Wochenende gegeneinander racen können und es viel enger ist als in der Vergangenheit", fügt Vettel hinzu. Dies würde laut dem Deutschen auch alle Unannehmlichkeiten mit dem neuen Auto vergessen machen.