Mercedes-Tester George Russell: Halo-Sicht besser als gedacht
Der Mercedes-Nachwuchspilot erlebt einen produktiven zweiten Testtag mit dem Halo-System - Cockpitschutz hilft bei tiefstehender Sonne
(Motorsport-Total.com) - Operation geglückt, Patient wohlauf: Mercedes-Junior George Russell hat für das Weltmeister-Team auch den zweiten Tag der Formel-1-Testfahrten auf dem Hungaroring erfolgreich beendet. Zwar reichte seine schnellste Rundenzeit von 1:19.391 Minuten nur zum achten Platz im Tagesklassement, viel wichtiger war aber, dass der Youngster seinen 119 Runden vom Vortag nochmals 90 weitere hinzufügen konnte. Erst kurz vor Ende seines Programms wurde der 19-Jährige durch einen Verlust des Öldrucks gestoppt.
Am Dienstag durfte der GP3-Pilot erstmalig am Steuer des W08 Platz nehmen und war wie viele seiner Rookie-Kollegen überwältigt vom Grip, Abtrieb und der Bremskraft der Formel-1- Boliden. Am Mittwoch konzentrierte er sich nach Angaben des Teams auf Aerodynamik-Tests, Arbeiten an mechanischen Systemen, Rennstarts und Entwicklungsarbeiten an den Kontrollsystemen. "Wir konzentrierten uns nicht darauf, an der Spitze der Zeitenliste zu stehen", so der 19-Jährige. "Ich ging auf Nummer sicher, weil ich wusste, dass für die zwei Tage im Auto viele Kilometer geplant waren. Ich wollte gute Arbeit für das Team abliefern und alle ihre Testaufgaben erledigen."
Aus persönlicher Sicht ist der Youngster vor allem froh, die Herkules-Aufgabe seines ersten Formel-1-Tests fehlerfrei bewältigt zu haben. "Ich habe die beiden Testtage überstanden, ohne allzu gerädert zu sein. Ich habe das Gefühl, dass ich sogar noch mehr Runden hätte fahren können. Es ist natürlich extrem hart, das 2017er Auto zu fahren. Und auf einer Strecke wie dieser gibt es keine Zeit zum Durchatmen, besonders bei 36 Grad Hitze", pustet Russell einmal tief durch. Nach kleineren Problemen am Vormittag konnte er am Nachmittag den Hauptteil seiner Runden absolvieren und erzielte dabei seine schnellste Zeit auf den superweichen Reifen.
Im Fokus vieler Formel-1-Fans stand Russell am Mittwoch, weil er an seinem Mercedes das Halo-System ausgiebig testete. Ausgerechnet kurz nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende der Silberpfeile, Niki Lauda, eine vernichtende Kritik zum geplanten Kopfschutz für die Formel-1-Saison 2018 geäußert hatte. Anders als sein Boss hatte der junge Brite aber nicht viel Negatives zu berichten. "Ich hatte mit Halo eine viel bessere Sicht, als ich es erwartet hatte. Als die Sonne am Ende des Tages unterging, schützte es meine Augen vor der Sonne. So konnte ich tatsächlich mehr sehen, als ich normalerweise bei einem niedrigen Sonnenstand sehe", zieht er ein versöhnliches Fazit.
Lediglich die Sicht auf die Startampel könnte seiner Meinung nach etwas eingeschränkt sein. Und: "Das Ein- und Aussteigen benötigt bei einem Auto mit Halo etwas Erfahrung. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten, aber nach einigen Versuchen war es okay", so der Führende der GP3-Wertung. Laut FIA-Überlegungen könnte die Mittelstrebe des Halo-Systems bis zur endgültigen Einführung noch dünner werden - von aktuell 20 auf 16 Millimeter. Lauda hingegen plädiert dafür, den Beschluss zu revidieren und sieht die DNA der Formel 1 gefährdet.