• 09. März 2017 · 15:56 Uhr

Formel-1-Tests: Warum selten mit leeren Tanks gefahren wird

Trotz gemeinsamer Tests weiß kaum einer über die wahren Kräfteverhältnisse Bescheid - Technikchef erklärt, wieso fast nie mit leeren Tanks gefahren wird

(Motorsport-Total.com) - Fragt man im Fahrerlager nach den Kräfteverhältnissen für die Formel-1-Saison 2017, bekommt man vor allem eine Antwort: "In Melbourne wissen wir mehr." Niemand möchte sich derzeit auf ein Ratespiel einlassen, obwohl bereits der siebte Testtag auf dem Programm steht und man meinen müsste, dass wir bereits ein deutliches Bild haben. Doch trotz der erzielten Zeiten wissen wir: "Wir wissen (fast) nichts!

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Das Benzin spielt bei den Formel-1-Tests eine wichtige Rolle für die Zeiten Zoom Download

Denn die Karten legt niemand auf den Tisch. Will man der Konkurrenz etwa nicht zeigen, wie stark man ist, um dann in Australien alle zu überraschen? "Sandbagging" nennt der Engländer dieses Verhalten, wenn man seine eigene Stärke nicht preisgeben will und lieber vorgibt, man sei gar nicht so gut. Doch was die Formel 1 bei den Testfahrten in Barcelona macht, hat eigentlich nicht viel mit "Sandbagging" zu tun.

Force Indias Technischer Direktor Andrew Green erklärt, warum die Formel-1-Teams die Katze wirklich noch nicht aus dem Sack lassen: Eine Fabelrunde zu fahren hat überhaupt keinen Sinn! "Wir lassen das Auto nicht absichtlich langsam fahren, sondern wir wollen alles Mögliche lernen - und zwar unter den Bedingungen, in denen es am meisten fährt", sagt der Brite.

Runden mit leerem Tank, die das volle Leistungspotenzial des Autos zeigen, sind einfach nicht repräsentativ, weil man in den Qualifyings nur wenige Runden damit fährt - so wichtig sie auch sein mögen. "Wir sind für den Sonntag hier, denn wir sind da, um Rennen zu fahren", unterstreicht Green. "Wir wollen ein Auto, dass am Sonntagnachmittag so schnell wie möglich ist - und nicht zwangsläufig am Samstagnachmittag."

Aus diesem Grund tanken die Formel-1-Teams ihre Autos auf. Übrigens: Auch ganz voll werden die Tanks eher nicht gemacht, da auch dieser Zustand in der Saison eine Rarität ist. Mittlerweile ist die Motorentechnologie soweit ausgereift, dass man kaum Probleme hat, das Spritlimit von 100 Kilogramm einzuhalten. Ohnehin startet man mit so wenig Benzin wie möglich, um Gewicht zu sparen.

Das Geheimnis der Testfahrten liegt also irgendwo dazwischen. "Wenn wir das Auto am Sonntagnachmittag mit Sprit füllen, dann wissen wir, dass wir nicht so weit weg sind. Und wenn wir am Samstag das Benzin herausnehmen, dann sind wir ebenfalls nicht weit entfernt", erläutert Green. "Wir halten uns nicht zurück, sondern wir versuchen, das Auto einfach in einem Bereich zu entwickeln, den wir für repräsentativ halten."

Das heißt aber nicht, dass es nicht doch gelegentlich zu "Sandbagging" kommt. Denn es ist schon auffallend, dass Sebastian Vettel heute regelmäßig zwei richtig schnelle Sektoren hingelegt hat, um im letzten Sektor langsamer zu machen. Das könnte man als Bluff interpretieren. Vielleicht aber auch nicht, wenn es stimmt, dass die Ultrasoft-Reifen keine ganze schnelle Runde bei vollem Grip überstehen...

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