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Rosberg mit Technik-Trick zur Tagesbestzeit
Nico Rosberg schickt den MGP W02 mit Bestzeit in Rente, doch Romain Grosjean im Lotus stiehlt den Weltmeistern Sebastian Vettel und Co. die Show
(Motorsport-Total.com) - Der Mercedes MGP W02 der vergangenen Saison absolvierte heute in Jerez de la Frontera seinen letzten Testtag, bevor er endgültig ins Museum geschoben wird. Nach der gestrigen Bestzeit durch Michael Schumacher setzte sich diesmal auch Nico Rosberg an die Spitze des Klassements: In 1:17.613 Minuten fuhr er die schnellste Jerez-Zeit seit Dezember 2009 (Daniel Ricciardo im Red-Bull-Renault RB5).
War man bisher davon ausgegangen, dass Mercedes an den vergangenen drei Tagen hauptsächlich die neuen Pirelli-Reifen getestet hat, so enthüllte die Fachpublikation 'auto motor und sport' heute, dass das Team in Wahrheit mit der Erprobung eines hochinteressanten Technik-Tricks beschäftigt war. Genauer gesagt handelt es sich dabei offenbar um einen F-Schacht-Frontflügel, der auf den Geraden im Idealfall um fünf bis acht km/h mehr Topspeed bringen kann.
Lotus fällt Experten positiv auf
Rosberg erzielte seine Bestzeit während eines Shortruns mit zwei gezeiteten Runden und blieb ansonsten nur ein weiteres Mal unter 1:20 Minuten. Doch schnellster Neuwagen-Pilot und damit heimlicher Star des Tages war Kimi Räikkönens Teamkollege Romain Grosjean: Der junge Franzose, der genau wie der "Iceman" seit 2009 keinen Grand Prix mehr bestritten hat, pulverisierte den 2012er-Streckenrekord für neue Autos auf 1:18.419 Minuten (+0,806).
Grosjean bestätigt damit trotz der von ihm ausgelösten roten Flagge am Ende die Meinung zahlreicher Experten-Beobachter, dass der neue Lotus ein gelungener Wurf sein könnte, und beeindruckte vor allem mit Konstanz: Viermal knackte er die 1:19er-, gleich 15 Mal die 1:20er-Barriere! Dabei hatte er bei den schnellsten Versuchen am Vormittag noch nicht einmal die weicheren Pirelli-Softs aufgezogen, sondern die härtere Medium-Gummimischung.
Da staunt selbst 'BBC'-Experte Gary Anderson nicht schlecht: "Diese 1:18.4 ist eine beeindruckende Rundenzeit von Romain Grosjean im Lotus", findet der ehemalige Formel-1-Designer. "Sicher ist er die Zeit sehr früh gefahren und ganz offensichtlich mit nicht allzu viel Benzin an Bord, aber er scheint großes Vertrauen ins Auto zu haben, denn er musste nicht groß herumspielen, bevor es klappte, sondern er setzte sich rein und war schnell."
Die Champions sind wieder da
Ansonsten stand der heutige Testtag ganz im Zeichen der "Rückkehr der Könige": Die Weltmeister-Superstars Sebastian Vettel (Red Bull), Fernando Alonso (Ferrari) und Lewis Hamilton (McLaren) machten erste Bekanntschaft mit ihren neuen Autos. Wegen Vettels erster Fahrt im neuen RB8 jettete sogar Red-Bull-Konzernchef Dietrich Mateschitz extra nach Spanien. Gemeinsam mit Helmut Marko und Christian Horner schaute er dem Team auf die Finger.
Auf der Stoppuhr fehlten dem amtierenden Champion fast neun Zehntelsekunden auf Grosjean, doch nach wie vor gilt, dass die Testzeiten nicht überbewertet werden dürfen. Unterschiedliche Benzinmengen und Reifen können fünf bis sieben Sekunden Streuung bedeuten, sodass jedes Interpretieren der jeweiligen Tagesbestzeiten völlig fehl am Platz wäre. Lediglich aus der Longrun-Konstanz kann man (vorsichtig) erste Trends ablesen.
Ferrari kommt nicht in Schwung
Diesbezüglich scheint neben Lotus und Red Bull auch McLaren recht solide aufgestellt zu sein - und nach zwei achten Plätzen von Jenson Button stellte Hamilton das vielleicht schönste Auto des Jahres (keine Stufe auf der Nase) heute auf Rang vier. Nur Ferrari kommt weiterhin nicht so leicht auf Touren, obwohl hunderte spanische Fans mit Ferrari-Flaggen versucht haben, Lokalmatador Alonso an die Spitze zu peitschen.
Während der Zeitrückstand von fast drei Sekunden durch das technische Programm mit dem konzeptionell brandneuen F2012 durchaus noch erklärt werden kann, trat diesmal auch noch ein technischer Defekt auf, der rund eineinhalb Stunden kostete. Die Hydraulik setzte Alonso gegen Mittag außer Gefecht. Nach acht Stunden lag er auf Platz sieben - langsamer waren nur Bruno Senna (+3,680) im Williams und Giedo van der Garde (+5,711) im Caterham.
Hülkenberg: Tennisplatz statt Cockpit
Bereits bevor Grosjean wenige Minuten vor Schluss ausrollte, musste übrigens zweimal unterbrochen werden: Erst sorgte Jules Bianchi (Force India) für den ersten richtigen Crash dieses Winters, dann drehte sich van der Garde ins Kiesbett. Bitter für Nico Hülkenberg: Der Deutsche hätte am Nachmittag von Bianchi übernehmen sollen, doch weil ein Ersatzteil nicht schnell genug aufgetrieben werden konnte, verbrachte er den Rest des Tages auf dem Tennisplatz.
Zahlreiche technische Kinderkrankheiten plagten indes Sergio Perez' neuen Sauber, der deshalb nur 48 Runden schaffte. Immerhin scheint die modifizierte Cola-Flaschenform im Heckbereich wie gewünscht zu funktionieren. Perez verlor 2,157 Sekunden auf die Spitze und blieb als Sechster nur wenige Tausendstelsekunden hinter Rookie Jean-Eric Vergne zurück, der die starke Frühform von Toro Rosso erneut unterstrich.