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"Mysterium": Ricciardo-Rätsel bei den Racing Bulls weiter ungelöst
Daniel Ricciardos Zeit bei den Racing Bulls verlief nicht nach Wunsch: Ein Wegbegleiter rätselt bis heute, einen Grund glaubt er aber ausschließen zu können
(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Singapur endete vergangenen September die Formel-1-Karriere von Publikumsliebling Daniel Ricciardo: Die Red-Bull-Verantwortlichen ersetzten den Australier bei den Racing Bulls durch Liam Lawson, der den Saisonendspurt anschließend erfolgreich nutzte, um sich für 2025 für das Red-Bull-Cockpit an der Seite von Max Verstappen zu empfehlen.
© Motorsport Images
Zu viel gegrübelt? Daniel Ricciardo musste nach Singapur seinen Hut nehmen Zoom Download
Eigentlich ein Ziel, mit dem Ricciardo selbst bei seiner F1-Rückkehr mit dem Team, damals noch unter dem Namen AlphaTauri, im Sommer 2023 angetreten war. Doch irgendwie sollte es bei der Scuderia nie so wirklich funktionieren für den 35-Jährigen, dessen zweite Amtszeit in Faenza nach 2012 und 2013 zur Enttäuschung geriet.
Warum, darüber rätselt bis heute auch so manch Verantwortlicher bei den Racing Bulls, wie etwa Performancedirektor Alan Permane, der zuvor schon bei Renault mit Ricciardo zusammengearbeitet hatte: "Ehrlich gesagt, nein. Ich weiß es nicht, und er weiß es auch nicht", erklärt Permane auf die Frage, weshalb der Routinier so viele Schwierigkeiten mit dem VCARB-01 hatte.
Permane rätselt über das "Mysterium" mit Ricciardo
"Wir haben uns hingesetzt und geredet, haben versucht es rauszufinden. Ich war definitiv besorgt, dass er Dinge zerdenkt - er hatte Bedenken, was die Reifen betrifft, dass sie nicht mit dem Speed mithalten könnten, den er von ihnen verlangte", so Permane.
"Es fühlte sich so an, als würde er seine enorme Erfahrung nutzen, um Dinge zu hinterfragen, die potenziell nicht korrekt waren. Denn Yuki hat das nicht, er ist so schnell gefahren wie es geht, und das hat funktioniert", erklärt der Brite in Bezug auf den Saisonbeginn: "Das war eine harte Zeit, doch dann kamen wir nach Miami und Daniel stellt das Auto auf Platz vier in der Startaufstellung."
"Du denkst: 'Ah, jetzt hat es geklickt.' Das war der Daniel, den ich von Renault kannte." Im Sprint bestätigte Ricciardo die Form, brachte den vierten Platz nach Hause. "Dann gehst du ins Qualifying und er ist 18. - das war ein bisschen ein Mysterium, um ehrlich zu sein", sagt Permane.
Bereits vor dem Wechsel zurück in den Red-Bull-Kosmos hatte Ricciardos Karriere einen Schlag erlitten. Zwar gewann er für McLaren in Monza 2021 sensationell den Grand Prix, über zwei Jahre war er beim Papaya-Team jedoch der langsamere Mann im Vergleich zu Lando Norris.
Wie bei Vettel und Hamilton: Ground-Effect als Grund?
Vor allem der Performance-Einbruch 2022 führte zu Spekulationen, dass Ricciardos Fahrstil nicht so gut zu den neuen Ground-Effect-Autos passen würde - wie es auch bei seinen erfahrenen Kollegen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton zu beobachten war, die sich im Quervergleich trotz ihrer großen Erfahrung schwerer taten als so mancher Rookie ...
"Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht", will Permane in Bezug auf die Vermutung allerdings keinen generellen Trend ausmachen, und verweist gerade mit Blick auf die Routiniers im Feld auf die vorhandenen Gegenbeispiele: "Schaut euch Fernando (Alonso) in Spa letztes Jahr an, er war gewaltig, unglaublich. Ich weiß, mit Leuten wie Colapinto oder Bearman, die reinkommen, klingt es überzeugend... und mit Sicherheit sah Franco in seinen ersten Rennen großartig aus."
Doch Permane glaubt in Bezug auf die aktuelle Generation der Formel-1-Autos trotzdem: "Es ist sehr schwierig." Schließlich sei es zwar "beeindruckend", wenn sich ein Youngster auf Anhieb so gut schlage, "aber das jede Woche zu machen, das ist die schwierige Sache. Und wenn man sich seine letzten Wochenenden anschaut, dann war es auch schon nicht mehr ganz so", sagt er in Bezug auf Colapinto.
Ohne Anpassung nur "kurze Lebenserwartungshaltung"
Ebenfalls mit extrem viel Erfahrung in der Königsklasse gesegnet - und kein Unterstützer der Theorie, dass die neue Auto-Generation einigen Fahrern mehr entgegenkommt als anderen - ist Nico Hülkenberg. Im Interview mit Motorsport-Total.com verrät der Deutsche kürzlich: "Sehe ich nicht so. Ich glaube, das hat eher immer damit zu tun, wie du dich als Fahrer fühlst, wie dein Gefühl ist, und wie dein Vertrauen oder Selbstvertrauen ist."
Hülkenberg weiter: "Am Ende ist es das Gefühl im Auto, was du hast oder nicht hast, und wenn irgendwie ein Prozent fehlt, dann ist halt direkt ein Problem da. Dann fehlt es an Rundenzeit und man sieht es auf der Stoppuhr." Zwar räumt der Deutsche ein, dass es in jüngerer Vergangenheit schon Beispiele gegeben habe, "da kann man das anwenden".
"Aber es gibt auch Beispiele wie Max (Verstappen), der, egal welche Generation an Auto, der performt in jedem, unter jedem Umstand, und unter jeden Regularien", so Hülkenberg, der anfügt: "Ich gefühlt auch. Klar habe ich meine Höhen und Tiefen gehabt, auch mit den alten Autos, und bin bei Renault nicht so gut rausgegangen. Aber das war anderen Umständen geschuldet, wie gesagt, eher wieder Gefühl und wo man ist."
Deshalb erklärt der Deutsche: "Ich glaube, die Regeln und die Autos verändern sich ja alle fünf, sechs Jahre. Von daher musst du dich als Fahrer eigentlich anpassen können, neu lernen. Weil sonst, wenn du nur auf einem Auto gut bist, und dich nicht weiterentwickelst, dich nicht anpasst, dann hättest du eine relativ kurze Lebenserwartungshaltung hier in der Formel 1." So wie im Fall von Ricciardos zweiter Karriere bei den Racing Bulls, die nach gut einem Jahr schon wieder vorbei war ...