• 18. Januar 2025 · 09:14 Uhr

Erinnerungen an Gilles Villeneuve: "Der perfekte Rennfahrer"

Formel-1-Fahrer Gilles Villeneuve starb 1982 im Alter von nur 32 Jahren, aber er bleibt für Fans und Wegbegleiter als einer der Allerbesten in Erinnerung

(Motorsport-Total.com) - Gilles Villeneuve ist nie Formel-1-Weltmeister geworden. Er hat in seinen fünf Saisons für Ferrari nur sechs Grands Prix gewonnen und sein Auto einige Male in aussichtsreicher Position weggeschmissen. Trotzdem gilt der Kanadier als eine Formel-1-Legende und wird bis heute verehrt.

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Ferrari-Fahrer Gilles Villeneuve: schnell und spektakulär Zoom Download

Warum? Weil der am 18. Januar 1950 geborene Gilles Villeneuve "der perfekte Rennfahrer" war, wie es Niki Lauda als dreimaliger Weltmeister einst formulierte. Begründung: "Er hatte das beste Talent von uns allen."

Jackie Stewart, selbst ein dreimaliger Weltmeister, sieht das ähnlich. Er meint: "Gilles' Fahrzeugbeherrschung war außergewöhnlich, selbst im Vergleich zu den vielen talentierten Fahrern, gegen die ich im Laufe der Jahre antreten durfte. [Er fuhr] ein Grand-Prix-Auto bis an die absolute Grenze seiner Leistungsfähigkeit."

Und auch darüber hinaus - aber bewusst. Villeneuve selbst beschrieb das einmal so: "Der einfachste Weg, das Limit zu finden, ist immer schneller und schneller zu fahren, bis man über das Limit gerät. Dann geht man ein Stück zurück."

Am liebsten aber, und das betonte Villeneuve mehrfach, sei ihm das Vollgasfahren. Harvey Postlethwaite als Ferrari-Cheftechniker in den 1980er-Jahren kann das nur bestätigen: "Gilles fuhr nie irgendwohin mit weniger als absolutem Vollgas, sei es auf der Straße oder auf der Rennstrecke." Oder in der Luft: Seinen Hubschrauber flog Villeneuve nämlich ebenfalls selbst - und schnell.

Der schmale Grat zwischen Genie und Wahnsinn

Diese Eigenschaft, ständig am Limit unterwegs zu sein, schätzten viele an Gilles Villeneuve. Andere hielten ihn schlicht für einen Draufgänger. Für einen, der zu viel wollte und deshalb zu viele Risiken einging. Der dabei immer wieder auf die eigene Nase fiel, ohne aber sich ernsthaft wehzutun.

Das war bei Villeneuve vielleicht ein "Erbe" seiner Anfangszeit im Motorsport, als er im kanadischen Winter auf Schneemobilen durch die Wälder raste und 1974/75 sogar Weltmeister wurde in dieser Disziplin.

Später sagte er über diese Zeit: "Im Prinzip ging man jeden Winter von drei oder vier großen Unfällen aus. Damit meine ich, wenn du bei 160 Sachen auf das blanke Eis geschleudert wirst."


Fotostrecke: Die Formel-1-Karriere von Gilles Villeneuve

Weil die leichten Fahrzeuge auf dem rutschigen Untergrund besonders viel in Bewegung waren, habe er viel über Fahrzeugbeherrschung gelernt, meint Villeneuve. "Und die Sicht war furchtbar! Wenn du nicht vorne warst, hast du gar nichts gesehen, so viel Schnee wehte durch die Luft. Aber das war gut für die Reaktionen. Und ich machte mir deshalb keine Sorgen über das Rennfahren im Regen."

Wie Villeneuve der Konkurrenz das Fürchten lehrte

So wie beim Saisonfinale 1979 in Watkins Glen: Die WM war bereits zugunsten seines Ferrari-Teamkollegen Jody Scheckter entschieden, den nur eine einmalig anders lautende Regel als in den Jahren davor oder danach zum Weltmeister machte. Denn die sogenannten Streichresultate wurden nur 1979 anders gewichtet - zum Nachteil von Villeneuve, der so nur WM-Zweiter wurde.

Im Starkregen von Watkins Glen aber war er die Nummer eins, schon im Freien Training: Villeneuve umrundete die Strecke rund neun Sekunden (!) schneller als die anderen im Feld, die sich überhaupt auf die Strecke getraut hatten.

Weltmeister Scheckter meinte später: "An diesem Tag habe ich mich zu Tode erschreckt. Ich dachte, ich wäre der Schnellste. Dann aber sah ich Gilles' Zeit, und ich verstehe bis heute nicht, wie das möglich war."

Warum Villeneuve so beliebt war bei Ferrari

Und das alles vollbrachte ein junger Mann aus Kanada, der aussah, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun. Ein ganz bodenständiger Typ mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht. Nicht nur Ferrari-Cheftechniker Postlethwaite schwärmte von Villeneuve: "Gilles war ein völlig unkomplizierter, unpolitischer Kerl ohne irgendwelche Komplexe. Er war absolut und vollkommen ehrlich."

Das habe sich zum Beispiel auch bei Testfahrten gezeigt. "Wenn das Auto eine Katastrophe war, kam er rein und sagte: 'Hört zu, das Auto ist eine Katastrophe. Versteht mich nicht falsch. Ich habe kein Problem damit, das Auto zu fahren. Ich fahre es den ganzen Tag, und ich liebe jede Minute davon. Aber ich dachte, ihr solltet wissen, dass das Auto eine Katastrophe ist.' Und der Alte liebte ihn dafür."

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Gilles Villeneuve mit Enzo Ferrari (rechts im Bild) Zoom Download

Der "Alte", das war natürlich Enzo Ferrari, Gründer des gleichnamigen Rennstalls. Er hielt mehr als nur große Stücke auf Gilles Villeneuve, fühlte sich bei ihm an den großen Tazio Nuvolari erinnert. Entsprechend hart traf es Ferrari, als Villeneuve 1982 in einem seiner Autos verunfallte und starb.

"Sein Tod hat uns einen großen Champion genommen. Einen, den ich sehr geliebt habe", sagte Enzo Ferrari später. "Meine Vergangenheit ist von Trauer gezeichnet: Eltern, Bruder, Sohn. Mein Leben ist voller trauriger Erinnerungen. Wenn ich zurückblicke, sehe ich die Gesichter meiner Liebsten, und unter ihnen sehe ich auch ihn."

Gilles Villeneuve in den Augen seiner Kollegen

Auch Fahrerkollegen von Gilles Villeneuve spürten den Schmerz der Trauer, nachdem Villeneuve ab dem Belgien-Grand-Prix 1982 in Zolder nicht mehr in der Startaufstellung stand. Es sei "schrecklich" gewesen, sagte Rene Arnoux einmal. "Ich habe [...] geweint, obwohl ich Rennen fahren musste."

Er habe damals das Gefühl gehabt, es seien fortan "alle gleich" in der Formel 1. "Villeneuve war weg. Wir alle wussten, dass er ein Talent hatte, das für uns unerreichbar war", meint Arnoux. Oder wie es dessen französischer Landsmann Jacques Laffite ausdrückte: "Ich weiß schon, dass kein Mensch ein Wunder vollbringen kann, aber Gilles konnte uns manchmal wirklich überraschen."

Gilles Villeneuve und die Gefahr

Dabei wollte Villeneuve nur eines: Rennen fahren. Er selbst sagte einmal: "Ich bin mir meiner Gefühle zum Rennsport sehr sicher. Ich verdiene viel Geld damit, aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Wenn das Geld über Nacht verschwinden würde, wäre ich trotzdem im Rennsport, weil ich ihn liebe."

Des Risikos im Rennsport war er sich immer bewusst. Zum Beispiel beim Frankreich-Grand-Prix 1979 in Dijon, als er sich mit Arnoux anlegte. Das Duell der beiden über mehrere Runden hinweg gilt als eine der prägnantesten Formel-1-Szenen der 1970er-Jahre.

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Rene Arnoux im Renault gegen Gilles Villeneuve im Ferrari 1979 in Dijon Zoom Download

Damals sagte ein euphorisierter Villeneuve: "Das hat Spaß gemacht! Aber ich dachte, wir landen am Ende noch kopfüber. Denn wenn sich die Räder erst einmal ineinander verhaken, dann steigen die Fahrzeuge schonmal auf."

Sein Unfalltod 1982 in Zolder

Das ist 1979 in Dijon nicht passiert, aber knapp drei Jahre später in Zolder: Gilles Villeneuve lief im Qualifying auf March-Fahrer Jochen Mass auf, der ihm ausweichen wollte. Es kam zum Missverständnis, bei dem beide Fahrer die gleiche Linie wählten. Bei der folgenden Kollision stieg Villeneuves Ferrari auf und zerschellte auf der Strecke. Villeneuve wurde herausgeschleudert und starb an seinen Verletzungen.

Noch 1981 hatte er sich im Interview gelassen über die Gefahr im Motorsport geäußert: "Ich persönlich denke nicht allzu viel darüber nach. Natürlich will ich mich nicht umbringen, aber es gehört dazu in diesem Job. Wir Fahrer akzeptieren es, so wie es ist."

"Mir ist natürlich bewusst, dass ich morgen einen Unfall haben und mir wehtun kann. Vielleicht verbringe ich dann ein paar Monate im Krankenhaus. Aber davon kann man sich immer erholen. So sehe ich das." Und: "Ich will natürlich keinen großen Unfall haben, aber vielleicht habe ich eines Tages einen."

1997 wird ein Villeneuve Formel-1-Weltmeister

Er hatte einen solchen großen Unfall. Und nach dem Unfall stand Gilles' elfjähriger Sohn plötzlich ohne Vater da. Das hielt Jacques Villeneuve jedoch nicht davon ab, selbst eine Motorsport-Karriere anzustreben: 13 Jahre nach dem Tod des Vaters gewann er die 500 Meilen von Indianapolis, weitere zwei Jahre später den WM-Titel in der Formel 1. Den Legendenstatus von Gilles erreichte Jacques Villeneuve aber nie.

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