So hart ist der F1-Einstieg: "Einige haben vor dem ersten Rennen gekündigt"
Ayao Komatsu sieht durch General Motors keine Gefahr für Haas' Identität und erinnert sich an den Einstieg 2016: Knallharte Arbeit und eine Menge Kündigungen
(Motorsport-Total.com) - Das einzige amerikanische Team in der Formel 1 - das war einmal! Denn das Haas-Team bekommt ab 2026 voraussichtlich schwergewichtige Konkurrenz, denn mit General-Motors-Marke Cadillac kommt ein echter Hersteller als neues Team in die Königsklasse und nimmt Haas sein Alleinstellungsmerkmal - zumindest das eine.
Doch beim Rennstall betont man, dass sich der eigene Ansatz auch mit Cadillac nicht verändern werde: "Wir müssen uns einfach auf unsere eigene Identität fokussieren und wie wir uns selbst porträtieren wollen", sagt Teamchef Ayao Komatsu.
Sieht die Identität dann so aus, dass es ein amerikanisches Privatteam und einen amerikanischen Hersteller gibt? "Ich weiß nicht, das könnt ihr vermarkten, wie ihr wollt, aber wir kennen unsere Identität", sagt der Japaner.
Und die begann 2016, als Eigentümer Gene Haas den Schritt in die Formel 1 wagte, die damals noch eine völlig andere Welt war als heute. "Er hat sich schon sehr früh dazu verpflichtet, und das als Privateigentümer, von daher haben wir unsere eigene Identität und machen damit weiter", so Komatsu. "Das wird von anderen Teams nicht beeinflusst."
Auch Komatsu war damals schon an Bord, als Haas sich auf den Einstieg in die Rennserie vorbereitet hatte, daher weiß er, wie groß die Herausforderung sein wird, die Cadillac zu bewältigen hat. Und die ist nicht zu unterschätzen.
Alle schon vor den ersten Fahrkilometern fertig
Denn als sich Haas im Vorfeld der Saison 2016 auf den Weg zu den allerersten Testfahrten machte, "da habe ich mich gefühlt, als hätte ich schon die gesamten Testfahrten und eine halbe Saison hinter mir. Ich war tot", schildert er. "Und dann habe ich gemerkt: Wir sind ja noch keinen Meter gefahren. Das ist das Niveau."
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Er sagt, noch bevor Haas sein erstes Rennen in Australien absolvierte, hätten einige Mitarbeiter die Kündigung eingereicht, weil die Arbeit so hart war. "Es ist einfach hart, und alle gehen auf dem Zahnfleisch", meint er und zieht ein knallhartes Fazit: "Ich möchte das nicht noch einmal machen."
Denn: "Wenn du es dir schlimm vorstellst, es ist noch schlimmer. Ehrlich!" Denn drei Tage bevor man das Auto zum ersten Mal anließ, war Komatsu überzeugt, dass man das niemals in drei Tagen schaffen könne. "Aber wir haben es geschafft."
"Ohne Romains P6 hätten noch mehr gekündigt!"
Und vor Australien sei das einzige Ziel gewesen, das Rennen zu beenden. "Denn ich glaube nicht, dass wir eine Rennsimulation oder genügend Boxenstopps geübt hatten. Und wenn du dann nach Australien kommst, ist die Arbeitslast einfach unglaublich hoch. Die eine Nacht haben wir komplett durchgearbeitet", erinnert sich der damalige leitende Ingenieur.
"Und Sonntag vor dem Rennen plant man Donnerstag, Freitag und Samstag Boxenstopp-Übungen ein, oder? Und nichts davon ist passiert. Du machst im Rennen also deinen ersten Boxenstopp live", so Komatsu. "Und das ist der ganze Wahnsinn, dem du dich aussetzt."
Entgegen aller Erwartungen wurde das erste Rennen von Haas damals in Melbourne aber ein voller Erfolg. Zwar gab es auch den spektakulären Unfall von Fernando Alonso, der mit dem Haas von Esteban Gutierrez kollidiert war, wodurch ein Auto früh draußen war, doch Romain Grosjean sorgte mit einem überraschenden sechsten Platz für einen gelungenen Einstieg.
"Ich glaube, ohne den sechsten Platz von Romain hätten wohl noch mehr Leute gekündigt", sagt Komatsu.