Kristensen über Magnussen: Hätte gerne mehr seiner guten Tage gesehen
Kevin Magnussen verlässt die Formel 1 und hat in der Königsklasse viele Höhen und Tiefen erlebt - Tom Kristensen hätte Magnussen gerne öfter in Bestform gesehen
(Motorsport-Total.com) - Ein Jahrzehnt lang, von 2014 bis 2024, war Kevin Magnussen Teil der Formel 1. Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat sich der Däne nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge, sondern auch wegen seines Charakters verdient. Sei es die legendäre Diskussion mit Nico Hülkenberg oder der Podestplatz bei seinem Formel-1-Debüt: Magnussen bleibt in Erinnerung, doch Formel-1-Analyst Tom Kristensen hätte seinen Landsmann gerne öfter in Topform gesehen.
Bei seinem Debüt für McLaren-Mercedes fuhr der heute 32-Jährige in Australien auf den zweiten Platz, weil Daniel Ricciardo damals wegen eines Benzindurchfluss-Vergehens disqualifiziert wurde. Seit seinen Wechseln erst zu Renault und dann zu Haas ist es sportlich etwas ruhiger um Magnussen geworden, doch die Fans hat er immer unterhalten. Doch Kristensen äußert auch Kritik an der Karriere des Dänen.
"Am Anfang war seine Karriere sehr vielversprechend. Sein Debüt für McLaren in Melbourne hat ihn in unserem kleinen Land wahrscheinlich unter Druck gesetzt", sagt Kristensen gegenüber Motorsport-Total.com, der selbst Rennfahrer war. "Wenn du bei deinem Debüt in der Formel 1 auf dem Podium stehst, denken die Leute sofort, dass du ein zukünftiger Weltmeister bist. Das war auch immer sein Traum, das hat er immer wieder bestätigt."
Viel Potenzial, kaum gute Ergebnisse
Doch Magnussen stand in seiner Karriere nur einmal auf dem Podium und erfüllte die Erwartungen in seiner Heimat nicht hundertprozentig. McLaren war nicht konkurrenzfähig, dann musste er Fernando Alonso weichen. Er wechselte zu Renault, dann zu Haas. Diese Teams waren zu seiner Zeit nicht in der Lage, an der Spitze mitzuhalten.
"Kevin hatte wegen des Drucks und der Teams keine leichte Zeit", sagt Kristensen, der aber Magnussens Comeback-Qualitäten lobt. "Er war mehrmals aus der Formel 1 raus, aber er ist dreimal irgendwie zurückgekommen, also kann man sagen, dass er seine Chancen hatte. Er hatte einige Höhepunkte, aber zu viele Tiefpunkte. Er hat nicht genug Highlights produziert, um sich für bessere Teams im Grid zu empfehlen und eine stabile Karriere aufzubauen."
Magnussen habe es nie geschafft, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Der neunmalige Le-Mans-Sieger sagt: "An seinen guten Tagen ist er da und man denkt: 'Hey, das ist Kevin!'" So war es dieses Jahr in Mexiko. Dort belegte der Däne sowohl im Qualifying als auch im Rennen den siebten Platz. Das war sein bestes Ergebnis im Jahr 2024. "Ich hätte gerne mehr von diesen guten Tagen gesehen."
Was kommt aus Dänemark nach?
Die Konstanz hat gefehlt, da ist sich Kristensen sicher. Das Langstrecken-Ass macht dafür die Psyche des Formel-1-Piloten verantwortlich: "Wenn er einen guten Tag hatte, blieb er auf dem Boden. Wenn er einen schlechten Tag hatte, war er nicht in guter Verfassung, und das hat ihn seiner Chancen beraubt. Manchmal kann man aus etwas Schlechtem etwas Gutes machen. Wenn er konstanter gewesen wäre, wäre es für alle besser gewesen."
Fotostrecke: Die Formel-1-Rookies der vergangenen 20 Jahre
2005: 6 Rookies - 16. Tiago Monteiro (Jordan/7 Punkte), 18. Narain Karthikeyan (Jordan/5), 19. Christijan Albers (Minardi/4), 21. Patrick Friesacher (Minardi/3), 24. Vitantonio Liuzzi (Red Bull/1) und 25. Robert Doornbos (Minardi/0) Fotostrecke
Dennoch wird etwas von Magnussen bleiben, auch wenn er 2025 für BMW im Langstreckensport unterwegs sein wird. "Er ist beliebt und wir mögen ihn für seine Ehrlichkeit und sein hartes Racing. Es gibt viele Ähnlichkeiten mit Max Verstappen. Aber der eine ist viermaliger Formel-1-Weltmeister, der andere muss die Meisterschaft verlassen. Er hatte eine tolle Karriere, aber wir hätten ihn gerne öfter in den Punkten gesehen."
Wer könnte Magnussens Nachfolge antreten und die dänische Lücke in der Formel 1 füllen? Kristensen meint: "Wir haben einen jungen Kerl namens Noah Strömsted. Ich habe ihn noch nicht getroffen, aber ich weiß, dass er eine solide finanzielle Basis hat. Er kommt jetzt in die Formel 3, ich habe ihn nur bei seinem Debüt in Monza gesehen. Es ist noch zu früh, aber er hat Talent gezeigt. Es gibt noch Jüngere, aber es ist zu früh, um sie zu benennen."
Zudem schließt Kristensen ein weiteres Magnussen-Comeback in der Formel 1 nicht aus, denn der 32-Jährige habe seinen Zenit sicher noch nicht erreicht. Immerhin steigt 2026 Cadillac in die Formel 1 ein, was für frischen Wind auf dem Fahrermarkt sorgen könnte. Außerdem gibt es 2025 eine dänische Fahrerin in der F1-Academy: Alba Hurup Larsen. Die 15-Jährige träumt davon, es eines Tages in die Formel 1 zu schaffen. "Das ist alles, was wir haben", sagt Kristensen, der keinen Stern am dänischen Formel-1-Himmel aufgehen sieht.