Helmut Marko: So bewertet er Red Bulls deutsches Formel-2-Talent

Oliver Goethe ist Deutschlands nächste Formel-1-Hoffnung, doch Red Bulls Helmut Marko sieht dafür noch einige Baustellen

(Motorsport-Total.com) - Der unverhoffte Aufstieg von Franco Colapinto hatte auch positive Auswirkungen für einen Deutschen, der damit ein Stück näher an die Formel 1 gerückt ist. Die Rede ist von Oliver Goethe, der Colapintos Platz in der Formel 2 übernommen hat, weil dieser Logan Sargeant bei Williams in der Saisonendphase ersetzen darf.

Oliver Goethe übernahm in der Formel 2 das Cockpit von Franco Colapinto

Damit ist Goethe neben Nico Hülkenberg und Mick Schumacher nun der Deutsche, der am dichtesten an einem Cockpit in der Königsklasse ist und die Hoffnungen auf den nächsten deutschen Stammfahrer in der Formel 1 nähert. Doch Helmut Marko mahnt: "Das wäre sonst nicht passiert", sagt er über den durch Colapinto ermöglichten nächsten Schritt nach oben.

Marko hat aktuell die Hand auf der Karriere des 19-Jährigen, der in London geboren wurde und neben der deutschen auch die dänische Staatsbürgerschaft besitzt, unter der er noch bis vor wenigen Jahren unterwegs war.

Seit einiger Zeit fährt Goethe, der ein entfernter Nachfahre von Dichter Johann Wolfgang von Goethe sein soll, aber unter der Flagge des Heimatlandes seines Vaters - und seit November 2023 auch unter dem Banner von Red Bull, die ihn in den Fahrerkader aufgenommen haben.

Bis zu einer möglichen Wiederholung des Sebastian-Vettel-Szenarios ist es aber noch ein weiter Weg, denn abgesehen vom Imola-Wochenende, als Goethe Erster und Zweiter wurde, verlief seine zweite volle Formel-3-Saison eher durchwachsen.

Der Campos-Pilot fuhr nur ein weiteres Mal auf das Podest und landete in der Gesamtwertung auf Rang sieben - unter anderem hinter Rookie Arvid Lindblad, von dem Red Bull eine Menge hält.

Deutsch ist noch ein Problem

Sein überraschender Aufstieg in die Formel 2 war für ihn eine Chance, an den ersten beiden Wochenenden konnte er aber noch keine Glanzpunkte setzen. Aktuell hat er noch keine Punkte auf dem Konto, dafür waren das Sprintrennen in Monza und das Hauptrennen in Baku für ihn noch vor der ersten Kurve vorbei.

Sportlich muss er also noch zulegen, und auch in Sachen Deutsch. Denn Red Bull hätte aus Marketinggründen gerne, dass Goethe sich auf seine deutschen Wurzeln besinnt und die Sprache beherrscht - das kann er aktuell aber nur "ein bisschen", wie Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber Motorsport-Total.com verrät.

"Er ist über den Sommer irgendwo in Deutschland angedockt und hat mir garantiert, dass er jetzt praktisch schon zumindest ein Buch auf Deutsch lesen kann", sagt Marko. "Aber wir sprechen im Rahmen der Formel 2 auf Englisch."

Irvine und Hunt light?

Auch möchte Red Bull gerne noch an Goethes Einstellung arbeiten, der laut Marko "wie ein bunter, junger Hund" sei und "vom Ansatz her" fast wie Eddie Irvine oder James Hunt daherkommt. "Aber nicht in dieser Intensität", so der Österreicher.

"Ich habe sehr positive Ansätze, aber irgendwann muss er Ernsthaftigkeit zeigen", stellt er klar.

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Dass Goethe der nächste Deutsche in der Formel-1-Reihe ist, würde Marko auch nicht so sagen: "Tramnitz hat die gleichen Chancen", betont er.

Gemeint ist Tim Tramnitz, ebenfalls ein 19-Jähriger Formel-3-Pilot, der Ende des vergangenen Jahres in den Red-Bull-Kader aufgenommen wurde. Der Hamburger bestritt 2024 seine erste Formel-3-Saison und schloss diese mit einem Saisonsieg in Monza und drei weiteren Podestplätzen auf Rang neun ab.