So will Williams Carlos Sainz den Wechsel schmackhaft machen

James Vowles baggert ganz offensiv an Carlos Sainz, dem die Optionen in der Formel 1 ausgehen: Er macht dem Spanier einen Wechsel nach Grove schmackhaft

von Norman Fischer · 08.06.2024 01:29

(Motorsport-Total.com) - Landet Carlos Sainz in der Formel-1-Saison 2025 doch noch bei Williams? Erst am Donnerstag hatte der Spanier Gerüchte einer Webseite aufs Schärfste zurückgewiesen, die behauptet hatte, Sainz habe bereits einen Vertrag unterschrieben, der im Rahmen seines Heimrennens in Barcelona in zwei Wochen offiziell verkündet werden soll. Die Spur führe dabei eher zu Williams als zu Audi.

Carlos Sainz wird von zwei aktuellen Hinterbänklern umworben

"Ich kann nur sagen, dass noch gar nichts festgelegt ist", beteuerte Sainz. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Denn so langsam gehen ihm die Optionen aus, auch wenn er weiterhin die Qual der Wahl besitzt. Doch was es definitiv nicht sein wird, ist ein Spitzencockpit, das er so gerne gehabt hätte.

Red Bull hat die Tür durch die Vertragsverlängerung mit Sergio Perez in dieser Woche geschlossen, und auch bei Mercedes wird Sainz 2025 nicht unterkommen. Motorsportchef Toto Wolff bestätigt eine Absage an den Spanier gegenüber Sky, weil man sich lieber auf Andrea Kimi Antonelli konzentrieren möchte - oder eine der anderen Optionen, die Wolff aber nicht namentlich nennt.

Und auch wenn in dieser Woche mit Alpine noch ein weiteres Cockpit für die kommende Saison frei geworden ist, scheint es aktuell zwei realistische Optionen für Sainz zu geben: Audi oder Williams.

Audi soll dem Vernehmen nach ein lukratives längerfristiges Angebot gemacht haben, weil man Carlos Sainz unbedingt verpflichten möchte. Die Williams-Option klang für viele im ersten Moment unrealistisch, doch mittlerweile wirbt auch der britische Rennstall offensiv um die Dienste des dreimaligen Grand-Prix-Siegers.

"Carlos ist ein herausragender Fahrer", lobt Teamchef James Vowles. "Er ist ein Siegfahrer und jedes Team wäre privilegiert, ihn als Teil der Organisation zu haben."

Vowles lauscht Stellas Ausführungen mit Interesse

In der Pressekonferenz der Teamchefs am Freitag springt ihm dabei McLarens Andrea Stella zur Seite, der früher mit Sainz gearbeitet hat und ihn als "interessanten" und "rationalen" Fahrer herausstellt.

"Er muss einen Plan in seinem Kopf machen, wie er am schnellsten fahren kann. Er bringt eine Menge Rationalität zu seinem Instinkt. Und wichtig ist: Mit dieser rationalen Herangehensweise ist es einfach zu kommunizieren. Und dann ist das ein großer Vorteil für das Team, denn was er verarbeitet, was er als Chance oder als Problem sieht, wird dem Team sehr klar", sagt Stella.

"Es wird sehr gut kommuniziert und wir können etwas dagegen tun", erklärt er. Und das sei bei McLaren damals "eine der führenden Variablen bei der Entwicklung des Teams" gewesen.

James Vowles gerät bei Carlos Sainz ins Schwärmen

"Das klingt exzellent, oder?", lacht Vowles - selbst ein bekennender Analytiker - nach den Ausführungen seines McLaren-Kollegen.

Die Frage ist aber: Warum sollte sich Sainz gegen ein Werksengagement bei Audi entscheiden und für einen Vertrag bei Williams, die seit Jahren im Hinterfeld herumfahren und nach acht Saisonrennen gerade einmal zwei Punkte auf dem Konto haben - was zugegebenermaßen mehr als bei Sauber ist?

Ein wichtiges Argument könnte sein, dass Sainz bei Williams womöglich einen Einjahresvertrag bekommen könnte, womit er 2026 wieder frei sein könnte, sollte sich irgendwo eine andere Tür öffnen. Bei Audi wäre er hingegen längerfristig gebunden.

So versucht Vowles Sainz zu überzeugen

Doch Teamchef James Vowles versucht Sainz sein Team auch noch mit anderen Argumenten schmackhaft zu machen und zeigt damit, wie ernst er es mit den Bemühungen meint.

"Williams ist nicht mehr das gleiche Team wie vor drei Jahren", betont der Brite gegenüber Sky Sports F1. "Allein schon der Fakt, dass wir mit Carlos reden, zeigt unseren anderen Ansatz. Wir wollen zwei Weltklasse-Fahrer in unseren Reihen haben. Wir wollen, dass die Welt merkt, dass wir hier sind und es ernst meinen. Wir investieren, was nötig ist, um wieder nach vorne zu kommen."

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Vowles betont, dass man 2026 mit Mercedes "eine der besten, wenn nicht sogar die beste Power-Unit" im Feld haben werde, während der neue Audi-Motor eine Wundertüte sein könnte. Zudem würden in Kürze "rund 30 unglaubliche Leute von anderen Teams" zu Williams stoßen und das Team verstärken.

"Die Welt verändert sich, und jemand wie Carlos würde sehr gut in unser großes Bild passen. Er hat natürlich die Wahl, ob er kommen möchte oder nicht. Das muss er entscheiden", so Vowles.

Sargeant-Karriere kaum zu retten

Sollte sich Sainz wirklich für Williams entscheiden, wäre das laut Experte Jacques Villeneuve "ein großer Coup" für sein Ex-Team, denn damit würde man im Vergleich zu Logan Sargeant einen enormen Sprung machen.

Der Amerikaner steht vor dem Aus, auch wenn ihm Vowles ein "größeres Selbstvertrauen" und eine "kontinuierliche Entwicklung als Person" attestiert und zugibt, dass Sargeant schon länger nicht mehr das gleiche Material zur Verfügung hatte wie Teamkollege Albon.

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"Aber ist er mit seinen Zielen dort, wo ich ihn haben möchte? Das ist die große Frage", meint Vowles. "Wir brauchen wirklich mehr von ihm, um sein Cockpit unter diesen Umständen zu retten."

Zu retten wäre das aber nicht mehr, sollte Sainz sich für Williams entscheiden. Der würde seinen Teamkollegen Alexander Albon dann endlich wieder antreiben, meint Villeneuve. "Dann würden wir sehen, was Albon wirklich kann. Denn das haben wir bis jetzt nicht. Er hatte nie einen Teamkollegen, gegen den er kämpfen musste", so der Kanadier.

Vowles: Entscheidung für Williams "einfach"

Dass Sainz für Williams die richtige Wahl wäre, davon ist der Ex-Weltmeister überzeugt: "Wenn man auf die Karriere von Sainz schaut: Immer wenn er zu einem Team gewechselt ist, ging es für sie aufwärts", sagt er. "Er hat die Teams immer besser gemacht."

"Ich weiß nicht, ob das Zufall ist oder ob es an ihm liegt, aber es war immer so. Es war bei Renault so, es war bei McLaren so, es war bei Ferrari so", so Villeneuve. "Und das will Williams."

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Die Frage ist nur, ob Vowles Sainz auch mit seinen Argumenten überzeugen kann: "Schwer zu sagen", meint dieser. "Ich denke, er kann alle Stärken sehen."

"Für mich ist das einfach zu sagen, weil ich Williams bin und das Shirt trage, aber es ist eine einfache Entscheidung, zu uns zu kommen. Das muss aber er entscheiden."