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Russell ist zuversichtlich, "dass die nächste Saison ganz anders sein wird"
2023 blieb Mercedes-Pilot George Russell klar unter den eigenen Erwartungen - Wie er darauf zurückblickt und was er für die neue Formel-1-Saison daraus mitnimmt
(Motorsport-Total.com) - George Russell bezeichnet die Formel 1 2023 als "die psychologisch härteste Saison, die ich je erlebt habe", doch der Mercedes-Pilot sieht die Fehler des vergangenen Jahres mittlerweile gelassen, während er auf das Jahr 2024 zusteuert.
© Motorsport Images
Für George Russell war 2023 ein Jahr der "verpassten Gelegenheiten" Zoom Download
Das ist typisches Sportler-Gehabe, aber der psychologische Vorteil einer solchen Herangehensweise, das Positive zu sehen und das Negative auszublenden, ist auf der höchsten Ebene aller Sportarten schon lange gang und gäbe.
Als Russell beim Grand Prix von Abu Dhabi 2023 in einem Interview über seine schwierige zweite Saison mit Mercedes sprach, bestand seine Art, damit umzugehen, vor allem darin, "von verpassten Gelegenheiten zurückzuschlagen".
Dazu gehören seine Unfälle in Kanada und Singapur, das späte Aus in Monaco und der Zusammenstoß mit Max Verstappen in Las Vegas. Danach folgte Russells vielleicht stärkste Leistung im Jahr 2023: Er kämpfte sich durch eine Krankheit, nutzte die Strafe von Sergio Perez und wurde beim Finale in Abu Dhabi Dritter.
"Das ist der Moment, in dem man sich selbst pusht", sagt Russell über seine Einstellung zum Ende des vergangenen Jahres. "Und wahrscheinlich wurde ich in meinen Meisterschaftsjahren (in der GP3 und der Formel 2 in den Jahren 2017 und 2018; Anm. d. R.) nicht so sehr gepusht, wie ich es jetzt selbst tue."
Russell: "Ich will vorne sein"
"Ich versuche bewusst, mich immer weiter zu pushen, und ich bin nicht damit zufrieden, im Qualifying oder was auch immer mit meinem Teamkollegen gleichauf zu sein - wie 2022, als wir über die gesamte Saison hinweg sehr gleichauf waren."
"Ich will vorne sein", betont Russell. "Das ist es, was mich antreibt. Und vielleicht hat das auch ein wenig dazu beigetragen, dass ich ein paar Fehler mehr gemacht habe."
Russell ist der Meinung, dass "man auf solche Saisons zurückblickt und daran wächst". Aber er sei letztlich "dankbar, dass es keine Saison war, in der wir um die Meisterschaft gekämpft haben". Das lag vor allem an den Leistungsproblemen des W14.
Russell ist aber auch "zuversichtlich, dass die nächste Saison ganz anders sein wird", denn "ich weiß, was für ein Fahrer ich bin". Und er ergänzt: "Ich weiß, dass ein Jahr wie 2023 nicht all meine anderen konstanten Saisons, die Saisons, in denen ich Meisterschaften gewonnen habe, zunichtemachen wird. Ich weiß, dass es nicht viel braucht, um wieder in diesen guten Rhythmus zu kommen."
Russell hatte eigentlich einen guten Start in die Formel-1-Saison 2023 hingelegt - mit seinen herausragenden Fahrten in Melbourne und Miami sowie seinem 4:2 im Qualifying-Duell gegen Teamkollege Lewis Hamilton bis zum Rennen in Spanien.
Eine Saison der verpassten Chancen
Dort holte Mercedes sein einziges Doppelpodium des vergangenen Jahres, und Barcelona war bis Abu Dhabi Russells einzige Möglichkeit, 2023 auf dem Podest zu stehen.
Auf die Frage, warum er in der Saison nicht an seinen ersten Formel-1-Sieg in Brasilien 2022 anknüpfen konnte, antwortet Russell: "Wir sind alle hier, um um den Sieg zu kämpfen. Wir sind alle hier, um um Meisterschaften zu kämpfen."
"Und ich meine damit nicht nur die 2.000 Leute, die für Mercedes arbeiten, sondern auch die Tausenden von Leuten, die bei Ferrari, McLaren und allen anderen in der Startaufstellung arbeiten - sie kämpfen alle um den Sieg. Doch die traurige Realität der Formel 1 ist: Nur ein Team kann es richtig machen."
"Natürlich wollte ich viel mehr erreichen. Unabhängig davon, dass ich keinen Sieg errungen habe, hätte ich wahrscheinlich sieben oder acht Podiumsplätze erreichen können. Und ich sitze hier mit nur einem Ergebnis (zum Zeitpunkt des Interviews) und bin von mir selbst enttäuscht, weil ich ein paar Fehler gemacht habe."
"Aber ich denke, wenn man im Hintertreffen ist, läuft oft alles gegen einen. Aber wenn das Auto fliegt, läuft alles für dich. Wir müssen also eindeutig an einer Sache arbeiten."
Russell sicher: "Meine Zeit wird kommen"
Doch Russell betont: "Ich betrachte das Positive. Ich bin 25 Jahre alt und habe das Gefühl, dass ich noch mindestens 15 Jahre vor mir habe - wenn ich mir Fernando (Alonso) anschaue. Und wenn ich mir Max (Verstappen) anschaue, denke ich daran, dass er war in seinem siebten Jahr (2021) war, bevor er um einen Titel kämpfte."
"Wir müssen also unsere Zeit abwarten, so frustrierend es auch ist. Aber es gibt großartige Fahrer wie Charles (Leclerc) und Lando (Norris) in genau der gleichen Position. Und das war Max vor vier oder fünf Jahren, 2020 und davor."
"Ich bin also nicht allzu verbittert darüber. Natürlich würde ich mir wünschen, dass mein Schicksal anders verlaufen wäre, aber meine Zeit wird kommen."
Der Annahme, dass sein Rückgang in den Ergebnissen 2023 auf die massiven Umwälzungen beim Mercedes-Autodesign in der Saison zurückzuführen sei, widerspricht Russell: "Nein, denn es lag nicht an der mangelnden Leistung des Autos."
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"Ich habe das Gefühl, dass die Leistung stark war. Aber nehmen wir den Zusammenstoß mit Verstappen in Las Vegas als Beispiel - so ein kleiner Zwischenfall hat uns am Ende das Podium gekostet, und wir sind Achter geworden."
Vergleich mit Hamilton durchaus positiv
In Zandvoort, als sich Russell in der nassen Anfangsphase an die Spitze kämpfte und kurzzeitig in Führung ging, war es "sehr unglückliches Timing mit dem Wetter, niemand wusste, was passieren würde", erklärt er. "Einige Leute haben gepokert und es richtig gemacht. Ich denke, wir wären auch in diesem Rennen Zweiter geworden."
"Ich ging in Führung und dann kam eins zum anderen und wir fielen zurück. Wir hatten eine großartige Pace, um das überhaupt zu erreichen. Auch in Budapest hatten wir ein unglaublich schnelles Auto (Hamilton stand auf der Poleposition), aber unser Qualifying war chaotisch und wir landeten auf Platz 18."
"Eine weitere verpasste Gelegenheit war mein Fehler in Singapur. Das war ein potenzieller verpasster Sieg. Am Ende lag ich komfortabel auf Platz drei und schmiss es weg."
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"Jeder hat eine Saison, in der es hier und da etwas hapert. Aber ich hatte noch nie eine Saison wie diese - in der ich so viele verpasste Chancen sehe. Und das ist definitiv sehr frustrierend. Aber ich habe das Gefühl, dass meine Quali-Pace großartig war."
"Ich denke, Lewis und ich waren wir sehr ähnlich. Ich trete gegen den größten Fahrer aller Zeiten an, und wenn ich in einer Quali-Runde auf Augenhöhe bin, ist das befriedigend. Natürlich bin ich nicht zufrieden, wenn ich nur mit meinem Teamkollegen gleichauf bin. Aber man muss manchmal die Perspektive wechseln, erst recht, wenn der Teamkollege 100 Siege und sieben Meisterschaften hat."
"Ich habe also keinen schlechten Maßstab, insofern nehme ich diese positiven Dinge mit. Aber im Moment kratze ich mich schon ein bisschen am Kopf, wie mir letztendlich so viele Ergebnisse durch die Lappen gehen konnten."