• 07. Mai 2023 · 13:32 Uhr

"Nicht akzeptabel": Alpine-CEO kritisiert "amateurhaftes" Formel-1-Team

Dagegen ist Franz Tost, der seinen Ingenieuren nicht vertraut, Kindergarten: Alpine-CEO Laurent Rossi fährt jetzt gegen sein eigenes Team schwere Geschütze auf

(Motorsport-Total.com) - Der französische Automobilhersteller Renault gerät zunehmend in Gefahr, an seinen eigenen Zielsetzungen in der Formel 1 zu scheitern. Bereits 2016 hatte das Team einen Fünfjahresplan ausgerufen, an dessen Ende stehen hätte sollen, dass man um die WM kämpfen kann. Das wäre 2020 gewesen - und ist bekanntlich nicht gelungen.

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Laurent Rossis Geduld ist am Ende: Er bezeichnet das Team als "dilettantisch" Zoom Download

2021 schickte Renault dann mit frischem Wind die Marke Alpine an den Start und ernannte Laurent Rossi zum neuen CEO. Der verwarf den alten Fünfjahresplan und rief stattdessen einen 100-Rennen-Plan aus. Davon sind inzwischen 48 Rennwochenenden absolviert. Doch zu Halbzeit des Zeitstrahls ist Alpine meilenweit von den selbst gesteckten Zielen weg.

Bei der Teampräsentation 2023 in London hatte man sich Großes vorgenommen. In dieser Saison möchte man den Abstand zu den Topteams verringern, halbwegs regelmäßig aufs Podium fahren und im besten Fall am Saisonende sogar in die Top 3 vorstoßen, hieß es da.

Die Realität sieht anders aus. Alpine ist derzeit mit mickrigen acht Punkten Sechster in der Konstrukteurs-WM. Zum Vergleich: Das drittplatzierte Mercedes-Team hat bereits 76 Punkte auf dem Konto.

Den Sprung, den man sich selbst vorgenommen hatte, hat ein anderes Team geschafft: Aston Martin - ausgerechnet mit Fernando Alonso am Steuer, der Alpine Ende 2022 verlassen hat.

Rossi: Seine Kritik am Team im Wortlaut

Angesichts des enttäuschenden Saisonstarts wird Rossi langsam ungeduldig: "Es ist enttäuschend. Genau genommen ist es wirklich schlecht", sagt er im Interview mit 'Canal+'. "Die Leistungen am Saisonbeginn waren nicht gut, und unsere Arbeit als Team auch nicht. Uns fehlt viel, und das ist ganz offensichtlich."

Dabei hatte der Renault-Konzern entschieden, in die Formel 1 zu investieren, um an frühere Erfolge anknüpfen zu können. Jetzt steigt angesichts der Misserfolge der Druck: "Unsere Position in der WM ist für die Ressourcen, die wir investieren, nicht ausreichend. Wir sind ziemlich weit - sehr weit, um genau zu sein - weg von dem, was unser Ziel für dieses Jahr ist."

Saisonauftakt in Bahrain erster Tiefpunkt 2023

2023 ist für Alpine bisher eine fast nahtlose Verkettung von Pleiten, Pech und Pannen. Gleich beim Saisonauftakt in Bahrain blamierte sich das Team, als Esteban Ocon drei Strafen kassierte. Erst stand er nicht richtig in seiner Startbox, beim Absitzen der Strafe berührten die Mechaniker das Auto zu früh, und dann gab's auch noch eine Strafe wegen Pitlane-Speeding.

Bahrain habe ihm ganz besonders missfallen, kritisiert Rossi: "Es tut mir leid, das so hart sagen zu müssen, aber das war amateurhaft. Und das hat zu einem Ergebnis geführt, das nicht gepasst hat, das durchschnittlich war - oder eigentlich sogar schlecht."

"Mir fällt nicht nur auf, dass es uns ganz offensichtlich an Leistungsfähigkeit mangelt und an Präzision in der Umsetzung. Sondern ich habe auch das Gefühl, dass die Einstellung im Team nicht auf dem Niveau ist, das früher mal geherrscht hat."


Wie ist das so, backstage bei einem Formel-1-Team?

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Auf den Spuren von "Kevin allein zu Haus" mischt sich Kevin Scheuren beim Launch des Alpine A523 in London unter die Promis von Zidane bis Szafnauer. Weitere Formel-1-Videos

Denn Alpine ist immerhin ein Team, das in der Vergangenheit Weltmeisterschaften gewonnen hat. 1994 und 1995, damals noch als Benetton, mit Michael Schumacher; und 2005 und 2006, damals unter dem Namen Renault, mit Fernando Alonso.

Fehler einmal machen ist okay, aber zweimal ...

Glanzzeiten, die langsam verblassen im kollektiven Gedächtnis der Formel-1-Fans. Stattdessen droht Alpine zur Lachnummer zu werden. In Melbourne nahmen sich Ocon und Pierre Gasly gegenseitig aus dem Rennen; zwei Wochen später in Baku setzte man große Hoffnungen in einen neuen Unterboden, fuhr dann aber hoffnungslos hinterher.

"Baku war ganz ähnlich wie Bahrain", meckert Rossi. Er stellt klar: "Das ist nicht akzeptabel. Ich gestehe jedem zu, Fehler zu machen. Aus Fehlern lernt man. Aber du musst halt auch draus lernen! Wenn du den gleichen Fehler zweimal machst, hast du nichts draus gelernt und übernimmst keine Verantwortung. Und das akzeptiere ich nicht."

Namen, mit denen er unzufrieden ist, nennt Rossi nicht. Möglich, dass Teamchef Otmar Szafnauer unter Druck gerät. Der hatte 2022 bei der Affäre um Oscar Piastri keine gute Figur abgegeben. Den jungen Australier hatte Alpine bereits als Alonso-Nachfolger kommuniziert, bis Piastri selbst auf Social Media erklärte, er werde nicht für Alpine fahren, auch wenn das Team etwas anderes behauptet.

Personelle Konsequenzen sind bisher nicht öffentlich bekannt. Aber dass Rossi sein eigenes Team in der Öffentlichkeit so hart kritisiert und danach trotzdem alles unverändert bleibt, ist für Beobachter der Formel 1 kaum vorstellbar.

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