Offiziell: Teamchef Mattia Binotto verlässt Ferrari
Mattia Binotto ist 2023 nicht mehr Teamchef von Ferrari in der Formel 1, aber wer seine Nachfolge am Kommandostand antreten wird, das ist noch offen
(Motorsport-Total.com) - Nach tagelangen Spekulationen schafft Ferrari nun Gewissheit: Das italienische Traditionsteam bestätigt das Aus von Teamchef Mattia Binotto zum Jahresende. In der entsprechenden Pressemitteilung heißt es: "Ferrari hat den Rücktritt von Mattia Binotto akzeptiert. Er verlässt seine Rolle als Ferrari-Teamchef am 31. Dezember."
Binotto selbst gibt an, er habe aufhören wollen. Und das klingt so: "Mit dem damit verbundenen Bedauern habe ich beschlossen, meine Zusammenarbeit mit Ferrari zu beenden." Tatsächlich räumt Binotto also nicht nur den Teamchef-Posten, sondern er verlässt den Ferrari-Konzern komplett.
Dieser Abschied falle ihm nicht leicht, weil er das Unternehmen "liebe", so Binotto, der fast drei Jahrzehnte lang als Ferrari-Mitarbeiter tätig war. Er gehe nun aber "mit der Gelassenheit, die sich aus der Überzeugung ergibt, dass ich alles getan habe, um die gesetzten Ziele zu erreichen", sagt Binotto.
"Ich verlasse ein geeintes und wachsendes Team. Ein starkes Team, das sicher bereit ist, die höchsten Ziele zu erreichen, und dem ich für die Zukunft alles Gute wünsche."
Binotto hält seinen Rücktritt für "richtig"
Er halte seine persönliche Entscheidung zum Rückzug für "richtig", gleiches gelte für den Zeitpunkt zum Ende der Formel-1-Saison 2022, "so schwer mir diese Entscheidung auch gefallen ist", meint Binotto.
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"Ich möchte mich bei allen Mitarbeitern der Gestione Sportiva bedanken, die diesen Weg mit mir geteilt haben, der von Schwierigkeiten, aber auch von großer Zufriedenheit geprägt war."
Ferrari dankt Binotto für die Rückkehr zur Form
Letzteres ist, worauf Ferrari-Geschäftsführer Benedetto Vigna bei seiner Verabschiedung von Binotto hinweist. Der scheidende Teamchef habe über Jahre hinweg "großartige Beiträge" zu Ferrari geleistet.
Vigna bedankt sich bei Binotto "insbesondere dafür, dass er das Team im vergangenen Jahr wieder in eine wettbewerbsfähige Position geführt hat. Dadurch sind wir in einer starken Position, um uns erneut der Herausforderung zu stellen, den ultimativen Preis im Motorsport zu gewinnen, vor allem für unsere wunderbaren Fans in aller Welt."
"Jeder hier bei der Scuderia und in der weiteren Ferrari-Gemeinschaft wünscht Mattia alles Gute für die Zukunft", sagt Vigna.
Offen ist aber, wer die Nachfolge Binottos bei Ferrari antritt. Dazu schreibt das Team: "Der Prozess, einen neuen Ferrari-Teamchef zu finden, ist angestoßen worden. Wir erwarten, diesen Prozess im kommenden Jahr abzuschließen." Sprich: Bis zum Jahresende ist nicht mit Neuigkeiten zu rechnen.
Mattia Binottos Werdegang bei Ferrari
Der heute 53-jährige Binotto aus Lausanne in der Schweiz hat 1995 direkt nach seinem Maschinenbau-Studium eine Anstellung bei Ferrari erhalten, war zunächst Motoreningenieur im Testteam und dann im Rennteam. Ab 2007 arbeitete er als Chefingenieur für das Formel-1-Team und erhielt 2014 die Leitung der Motorenabteilung.
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Mit ihm hat alles angefangen: Enzo Ferrari gründete 1929 die Scuderia Ferrari, die seit Beginn der Formel-1-WM im Jahr 1950 fester Bestandteil ist. Gleich in den ersten Jahren wurden einige Rennleiter verschlissen: Federico Giberti (1950-1951), Nello Ugolini (1952-1955), Eraldo Sculati (1956) und Mino Amorotti (1957). Wahrer Chef war bis zu seinem Tod im Jahr 1988 sowieso immer der "Commendatore", doch es gab Statthalter ... Fotostrecke
Die nächste Stufe auf der Karriereleiter folgte 2016 mit der Berufung zum Technischen Direktor von Ferrari als Nachfolger von James Allison. 2019 trat Binotto zusätzlich zu seiner Rolle als technischer Leiter noch den Posten als Ferrari-Teamchef an, nachdem Maurizio Arrivabene das Unternehmen verlassen hatte.
Unter Binotto (in Doppelfunktion) erzielte Sebastian Vettel 2019 in Singapur seinen letzten Grand-Prix-Sieg. Danach zeigte die Formkurve von Ferrari nach unten, auch infolge der "Einigung" mit dem Automobil-Weltverband (FIA) in der Motorenfrage. Es folgten zwei sieglose Formel-1-Saisons 2020 und 2021 mit den Plätzen sechs und drei in der Konstrukteurswertung.
Ferrari-Comeback zur Saison 2022
Zur Saison 2022 unter dem dann neuen Technischen Reglement gelang Ferrari mit Binotto ein Comeback: Charles Leclerc gewann das Auftaktrennen in Bahrain vor Teamkollege Carlos Sainz. Den erhofften WM-Gewinn aber verpasste Ferrari und belegte jeweils Platz zwei in den beiden Gesamtwertungen.
Binotto war schon zur Saisonmitte 2022 verstärkt in Kritik geraten, nachdem sich Fehler und Fehlentscheidungen bei Ferrari gehäuft hatten. Zuletzt war seine bevorstehende Ablösung mehrfach Gegenstand von Spekulationen gewesen, die Ferrari anfangs noch dementierte.