• 17. Februar 2022 · 12:52 Uhr

Flexibler Unterboden: FIA behält sich strengere Regeln vor

Was der Automobil-Weltverband (FIA) von flexiblen Unterböden bei den Formel-1-Autos 2022 hält und warum die Technischen Regeln noch strenger werden könnten

(Motorsport-Total.com) - "Wir alle erinnern uns an die Geschichte rund um die Heckflügel in der Saison 2021", sagt Formel-1-Sportchef Ross Brawn. Und kaum ist dieses Thema erledigt, droht der Rennserie die nächste Debatte um technische Bauteile an den Fahrzeugen: Dieses Mal ist die Rede von (teilweise) flexiblen Unterböden, die den Bodeneffekt der neuen Formel-1-Autos noch verstärken könnten.

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Der neue Alfa Romeo C42 beim Shakedown in Fiorano vor der Formel-1-Saison 2022 Zoom Download

In der Theorie heißt das: Senken sich die Außenkanten der Unterböden während der Fahrt ab, sorgen sie für eine bessere Abschirmung der Venturi-Kanäle unter dem Fahrzeug und optimieren damit deren Wirkung. Das ergibt mehr Abtrieb und damit eine bessere Rundenzeit.

Den Regelmachern vom Automobil-Weltverband (FIA) ist das bewusst. Nikolas Tombazis als Formelsport-Verantwortlicher nimmt die Aussicht auf mögliche Streitfälle in naher Zukunft aber gelassen hin: "Wir schauen uns ja ohnehin alles an, was flexibel ist. Und sollte es notwendig werden, führen wir Tests ein, um den Effekt zu reduzieren."

So hat es die FIA zum Beispiel auch in der Formel-1-Saison 2021 gemacht, als die Heckflügel-Tests während der Rennsaison verschärft wurden. Ähnliches erwartet Tombazis auch für 2022. Begründung: "Bei der Einführung neuer Regeln kommt es unausweichlich dazu, dass es Bereiche gibt, die wir beim Thema Flexibilität vielleicht nicht exakt prognostiziert haben."

Sprich: Der Weltverband könnte beim Formulieren der Regeln unterschätzt haben, was die Ingenieure der Formel-1-Teams aus diesen Regeln machen könnten. "Vielleicht müssen wir im laufenden Betrieb nachjustieren", sagt Tombazis. "Und wir werden nicht zögern, das zu tun. Denn die Regeln erlauben es uns, einzuschreiten, wenn wir den Eindruck haben, in gewissen Bereichen wird über das Ziel hinausgeschossen."


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Laut Formel-1-Sportchef Brawn kommt die Rennserie aber um die sogenannte Aero-Elastizität bei bestimmten Bauteilen nicht herum: "Die Ingenieure haben vor vielen Jahren einen Leistungszugewinn durch flexible Teile erkannt. Seither ist das ein Thema. Und die FIA hat dann stets versucht, die Sache [wieder] in den Griff zu kriegen."

Die Teams helfen fleißig mit ...

Doch der Weltverband ist beim Überwachen der Regeln nicht auf sich allein gestellt, wie Brawn betont: Das Konkurrenzdenken der Formel-1-Teams spiele der FIA in die Karten.

"Die Rennställe überwachen sich gegenseitig", meint Brawn und verweist nochmals auf 2021, als sich zum Beispiel Red Bull und Mercedes regelmäßig über technische Belange in den Haaren lagen. "Gibt es irgendwo ein Problem, erhalten wir praktisch sofort einen Hinweis [von den Teams]", sagt Brawn. "Die FIA erfährt also schnell von etwaigen Streitfällen und hat dann die Möglichkeit, rasch darauf zu reagieren."


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Doch der Weltverband wird auch auf Eigeninitiative tätig und kann mittels Foto- und Videoaufnahmen "recht schnell herausfinden, was die Teams da machen", so Brawn.

Neu 2022: Steifere Aufhängungen

Und etwas, was 2022 wohl die meisten Formel-1-Rennställe machen werden, ist: steifere Aufhängungen zu verbauen, auch aufgrund der neuen 18-Zoll-Räder von Pirelli mit schmaleren Reifenflanken. Der Hauptgrund aber sind die Venturi-Kanäle unter dem Fahrzeug, die dann besonders effizient arbeiten, wenn das Auto satt und möglichst tief auf der Straße liegt.

Oder wie es FIA-Experte Tombazis formuliert: "Damit die Autos die gewünschte Leistung entfalten, müssen sie eine geringe Fahrwerkshöhe haben und möglichst nahe am Boden fahren. Daraus folgt eine etwas steifere Aufhängung als bisher."

Dass die Fahrzeuge damit schwieriger zu beherrschen sein könnten, nimmt man in Kauf, und zwar gerne, sagt Tombazis weiter. "Wir glauben: Charakteristiken, die das Auto einfach fahrbar machen, sind nicht notwendigerweise Dinge, die wir in der Formel 1 behalten sollten. Die Fahrer sollen den Unterschied machen. Die Autos sollen schwierig zu fahren sein. Ich sehe da also keinen Grund zur Besorgnis."

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