• 13. August 2020 · 14:15 Uhr

Racing Point: Warum das Urteil der Sportkommissare falsch ist

Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer erklärt, an welcher Stelle das FIA-Urteil gegen seinen Rennstall in der "Copygate"-Affäre nicht korrekt sei

(Motorsport-Total.com) - Otmar Szafnauer ist nicht einverstanden mit dem FIA-Urteil gegen Racing Point. Die Sportkommissare der Formel 1 hatten sein Team für schuldig befunden, gegen das Sportliche Reglement verstoßen zu haben, weil die Bremsschächte an der Hinterachse des Racing Point RP20 auf einer Mercedes-Vorlage basierten. Das will Szafnauer so nicht akzeptieren.

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Der Racing Point RP20 bleibt ein Streitfall: Otmar Szafnauer fühlt sich im Recht Zoom Download

"Da liegen die Sportkommissare mit ihrer Einschätzung falsch", sagte er vor dem Spanien-Grand-Prix 2020 in Barcelona (hier im Liveticker verfolgen!). Szafnauer erklärt weiter: "Wir haben 886 spezifische Zeichnungen der Bremsschächte angefertigt. Und in den Regeln steht, man muss sie selbst designt haben. Wir haben das ganze Teil selbst designt."

Genau diesen Punkt hatten die Sportkommissare bestritten, weil Racing Point einen Mercedes-Bremsschacht als Vorlage verwendet habe. (Hier die ausführliche Urteilsbegründung nachlesen!)

Statusänderung der Bremsschächte von 2019 auf 2020

"Man darf aber nicht vergessen: 2019 war das noch kein gelistetes Teil", sagt Szafnauer. Den Status "gelistet" erhielten die Bremsschächte in der Tat erst zur Saison 2020. Das bedeutet: Jeder Konstrukteur muss Bremsschächte komplett selbst designen und darf diese Teile nicht von einem externen Zulieferer beziehen.

Dass man sich an der Mercedes-Lösung orientiert habe, sei aber nicht verwerflich, meint Szafnauer. "Das Thema ist doch: Wenn du einmal etwas von einem nicht gelisteten Teil gelernt hast, dann hast du die Information. Die kannst du ja nicht verlernen."

Sein Team habe 2019 legal die entsprechenden Komponenten erhalten und das Wissen darüber für die Saison 2020 angewendet.

Warum Racing Point Mercedes-Teile erhalten hat

Mehr noch: "Wir haben einen wesentlichen Teil des hinteren Bremsschachts schon vergangenes Jahr ab Singapur verwendet. Nicht das komplette Teil, weil das nicht geht. Es gibt aber keine Regeln, die besagen, man muss diese Teile im Vorjahr gefahren sein."

Die Sportkommissare aber werteten es in ihrem Urteil als mildernden Umstand für Racing Point, dass die vorderen Bremsschächte schon 2019 in dieser Form am Auto verwendet worden waren. Die hinteren Bremsschächte des RP20 dagegen sind in der aktuellen Ausführung neu bei Racing Point.

Dass sein Team überhaupt im Januar 2020 Mercedes-Bremsschächte erhalten hat, sei nichts weiter als eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, behauptet Szafnauer. "Wir waren uns nicht sicher gewesen, ob die Teile, die wir designt und gebaut hatten, rechzeitig zu den Wintertestfahrten im Februar bereit sein würden."

Szafnauer: Berufung positiv für Racing Point

"Deshalb", so erklärt Szafnauer, "haben wir diese Teile als Ersatz für den Einsatz bei den Tests erhalten. Wir haben sie aber nie gebraucht. Unsere eigenen Teile waren bereit."

Aus den genannten Gründen mache er sich "keine Sorgen", dass bei einer weiteren Untersuchung durch das FIA-Berufungsgericht nach weiteren Einzelheiten zum aktuellen Fall geforscht werden könnte. Tenor: "Je tiefer sie graben, umso besser für uns."

"Dann werden die Richter erkennen, wie wir dieses Auto gebaut haben, wie wir die Bremsschächte gebaut haben und dass wir alles innerhalb der Regeln gemacht haben. Und ganz nebenbei: Das haben Nikolas [Tombazis] und sein Team eigentlich schon getan."

Besser gleich verständliche Regeln

Damit spielt Szafnauer auf einen FIA-Werksbesuch bei Racing Point an, der sich im März zugetragen hat. Dabei hatte der Weltverband den RP20 auf seine Ähnlichkeit zum Mercedes W10 von 2019 untersucht und das Fahrzeug nicht beanstandet. Allerdings, so sagte Tombazis in einem Interview, habe man sich dabei nicht speziell auf die Bremsschächte konzentriert.

So oder so: Szafnauer wähnt sich im Recht und glaubt, die FIA wolle nachträglich gewisse Schlupflöcher im Reglement stopfen - auf Kosten von Racing Point. Er sagt: "Wäre es nicht schön, diese Punkte vorher geklärt zu haben und uns nicht dafür zu bestrafen, dass wir die Regeln ausgenutzt haben, wie sie formuliert sind? Darum geht es doch in der Formel 1."

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