2001: Hat Kimi Räikkönen absichtlich für seine Karriere gebremst?
Nick Heidfeld, 2001 bei Sauber Teamkollege des "Iceman", räumt mit einem Vorurteil über Kimi Räikkönen auf, und Marc Surer spricht über eine Verschwörungstheorie ...
(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld ist nur zwei Jahre älter als Kimi Räikkönen. Aber während der "Iceman" mit 40 immer noch Formel 1 fährt (übrigens beim Schweizer Sauber-Team, dort, wo seine Karriere 2001 an Heidfelds Seite begonnen hat), ist "Quick Nick" schon seit neun Jahren in "Rente". 2011 hat er seine letzten Grands Prix für Lotus bestritten, ehe er durch Bruno Senna abgelöst wurde.
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Formel 1 2002: Kimi Räikkönen sitzt im McLaren, Nick Heidfeld im Sauber Zoom Download
2001 war Heidfeld der aufstrebende Star aus Deutschland, sozusagen der "neue Schumacher", protegiert als Junior der Erfolgskombination West-McLaren-Mercedes. Der Fahrplan sah eigentlich vor, dass er nach seiner Premiere bei Alain Prost und einem weiteren Ausbildungsjahr bei Peter Sauber 2002 die Nachfolge von Mika Häkkinen im Silberpfeil antreten sollte. Aber es kam anders.
Denn Peter Sauber setzte 2001 gegen den Willen seines Sponsors Red Bull, der unbedingt Enrique Bernoldi ins Cockpit hieven wollte, den jungen Finnen Räikkönen durch - der sich gegen Heidfeld achtbar aus der Affäre zog. Zwar verlor der aus der Formel Renault gekommene Rookie das Duell nach Zahlen (9:12 Punkte) - aber er hinterließ einen bleibenden Eindruck.
Und so wurde Heidfeld übergangen und stattdessen Räikkönen für teures Geld von Sauber freigekauft. Heidfeld, der stattdessen zwei weitere Jahre bei Sauber fahren musste, hat das aber nie zu schaffen gemacht: "Ich habe mich nicht im Stich gelassen gefühlt", beteuert er im Interview mit dem Formel-1-Podcast 'Beyond the Grid'.
Heidfeld ohne Bitterkeit: Räikkönen war eine gute Entscheidung
"McLaren", so der Mönchengladbacher, "hat mit Kimi eine gute Entscheidung getroffen. Er wurde später Weltmeister, war ein großartiger Fahrer. Natürlich hatte ich gehofft, dass sie mich nehmen. Ich war McLaren-Junior. Ich finde, ich habe alles getan, was ich konnte und worum sie mich gebeten hatten."
Fotostrecke: Heidfelds Teamkollegen: "Naturtalent" Räikkönen, Vettel unterschätzt
Kimi Räikkönen (Sauber, 2001): "Man nennt ihn 'Iceman'. Aber er wollte unbedingt Weltmeister werden und hat hart trainiert. Einiges, was die Leute über ihn sagen, sind wahr. Anderes stimmen überhaupt nicht. Du wirst nicht Weltmeister, wenn du ein fauler Sack bist und dich um nix scherst. Wenn er geschlagen wurde, gefiel ihm das nicht." Fotostrecke
"Ich habe ihn sowohl im Qualifying als auch im Rennen geschlagen. Okay, es war sein erstes Jahr, mein zweites. Damals dachte ich - wie meistens in meiner Karriere: 'Egal. Ich habe noch Zeit! Ich werde in ein gutes Team kommen und um die WM kämpfen.' Ist im Nachhinein betrachtet nicht passiert. Ich war einerseits sicher enttäuscht. Aber es war kein Weltuntergang für mich."
Übrigens: Hinter vorgehaltener Hand behauptet so mancher Formel-1-Insider, dass sich Räikkönen 2001 absichtlich unter Wert verkauft hat - weil sein außergewöhnliches Talent bereits offensichtlich und das die einzige Möglichkeit für McLaren war, ihn aus dem bestehenden Sauber-Vertrag freizubekommen.
2001: Ist Räikkönen absichtlich langsamer gefahren?
In einer Ausgabe des Formel-1-Podcasts 'Starting Grid', die am Montagabend als YouTube-Premiere auf unserem Kanal erscheint, sagt der ehemalige Schweizer Grand-Prix-Pilot Marc Surer mit einem Lachen: "Als McLaren Kimi Räikkönen von Sauber weglotsen wollte, hat ihm Ron Dennis gesagt: 'Fahr einfach langsamer! Dann lassen sie dich schon gehen.'"
Heidfeld fand immer die Rennpace Räikkönens am beeindruckendsten: "Er war nicht der beste Qualifyer. Er war gut. Aber im Rennen war er schon sehr früh in der Saison sehr stark, obwohl er frisch aus der Formel Renault gekommen war. Das zieht sich durch seine Statistiken. Viele Siege, viele schnellste Runden, Weltmeister."
Gleichzeitig räumt der Deutsche mit einem Vorurteil über seinen ehemaligen Teamkollegen aus Finnland auf. Diese könne zwar "sehr entspannt" sein, "und man nennt ihn den 'Iceman'. Aber er ist trotzdem motiviert. Er wollte unbedingt Weltmeister werden und hat auch körperlich sehr hart trainiert."
"Einige Dinge, die die Leute über ihn sagen, sind wahr. Aber andere Dinge stimmen überhaupt nicht. Du wirst nicht Weltmeister, wenn du ein fauler Sack bist und dich um nix scherst", sagt Heidfeld und betont: "Wenn er geschlagen wurde, gefiel ihm das nicht. Das war ihm nicht egal."