Le Castellet plant Änderungen am Streckenverlauf
Um den Grand Prix von Frankreich sportlich attraktiver zu machen, denken die Verantwortlichen in Le Castellet bereits über Änderungen am Kurslayout nach
(Motorsport-Total.com) - "Le Castellet? Das ist doch dieses Parkplatz-Rennen!" Um Äußerungen wie dieser in Zukunft zu entgehen, haben sich die Verantwortlichen des Frankreich-Grand-Prix ein großes Ziel gesetzt: Der Circuit Paul Ricard soll so umgebaut werden, dass eben nicht der Austragungsort, sondern das Racing im Vordergrund steht. Man scheut auch nicht davor zurück, den Streckenverlauf zu verändern.
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Farbenverwirrspiel in Le Castellet: Der Kurs hat den Ruf, ein großer "Parkplatz" zu sein Zoom Download
Das hat Eric Boullier im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' verraten. Der frühere Lotus-Teamchef ist inzwischen als Berater des Frankreich-Rennens der Formel 1 tätig und erklärt, er habe sich bereits intensiv mit dem Formel-1-Management FOM und konkreten Umbauplänen beschäftigt.
Dabei habe er aber zuerst einen heftigen Rückschlag erlitten: "Ich fragte, was wir tun müssten. Als Antwort erhielt ich ein völlig neues Layout, das überhaupt nicht mehr [Le Castellet] war", sagt Boullier. Nach dem ersten Schock darüber steuere man nun allerdings auf einen Kompromiss hin: Nur Teile der Strecke sollen neugestaltet werden.
Die Schikane bleibt auf jeden Fall
Boullier nennt den ersten Sektor "zwischen Kurve 1 und Kurve 4" als Achillesferse von Le Castellet und wünscht sich eine flüssigere Passage "mit größeren Bremszonen", um dort das Überholen zu fördern und den Kurs noch mehr auf Hochgeschwindigkeit zu trimmen.
Letzteres werde aber in keinem Fall auf Kosten der Schikane in der langen Mistral-Geraden gehen, meint Boullier. Dieser Abschnitt bleibe, die Gerade werde auch künftig nicht am Stück befahren, auch wenn die Öffentlichkeit immer wieder Gegenteiliges wünscht.
"Jeder sagt, wir sollen die Schikane rausnehmen, um eine lange Gerade zu haben. Das wird unser Problem aber nicht lösen, sondern nur neue Probleme schaffen", sagt Boullier und verweist auf die Tribünen an dieser Stelle: "Dort sitzen 10.000 Zuschauer. Wo soll ich sie sonst hinsetzen?"
Noch kein Termin für die Bauarbeiten
Als Veranstalter sei man in Le Castellet auf den Verkauf der Eintrittskarten angewiesen. "So finanziert sich ein Grand-Prix-Promoter", erklärt Boullier. Außerdem sei die Schikane mit den Kurven 8 und 9 "die Überholstelle schlechthin" am Circuit Paul Ricard und stehe deshalb nicht zur Debatte.
Allerdings, das räumt Boullier ein, könnten auch an dieser Stelle kleine Bauarbeiten erfolgen, "zugunsten eines härteren Bremspunkts", so der Franzose. Sprich: Die Schikane könnte zusätzlich verengt werden.
Fotostrecke: Paul Ricard: Hochglanz mit Verwirr-Faktor
Die Formel 1 ist zurück in Le Castellet. 1990 fand der letzte Formel-1-Grand-Prix auf dem Circuit Paul Ricard statt. Seitdem ist der Kurs kaum wiederzuerkennen. Aus der veralteten Anlage ist eine der modernsten Strecken der Welt geworden, die aber ihre Probleme mit sich bringt. Die Reaktionen der Fahrer: Fotostrecke
Offen ist, wann die Baumaßnahmen vor Ort beginnen könnten. Und offen ist auch, wer die Bauarbeiten bezahlen soll. Boullier betont: Entschieden sei noch nichts, wohl auch, weil die Finanzierung bisher nicht geklärt ist.
Der Plan: Bessere Show für die Fans
Dabei könnte alles so einfach sein: Der Circuit Paul Ricard gehört zum Firmenimperium von Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Der Milliardär hatte die Strecke in den 1990er-Jahren erworben und zu einer Teststrecke um- und ausgebaut.
Heute bietet der Kurs laut Angaben der Verwaltung 247 unterschiedliche Streckenkonfigurationen zwischen 0,8 und 5,8 Kilometern Länge an - und riesige, bemalte Auslaufzonen, die zum Markenzeichen für Le Castellet geworden sind. Seit 2018 gastiert auch die Formel 1 wieder in Südfrankreich.
Wenn die Rennserie 2020 zurückkehrt, dann mit möglichst fanfreundlichem Ambiente, sagt Boullier. Ihm schwebt ein französisches "Goodwood" vor, mit einem "offenen Fahrerlager, in dem die Fans die Autos berühren und mit den Besitzern sprechen können", erklärt er. Begründung: "Es ist nicht gut, das Fahrerlager wie überall abzutrennen. Es wäre besser, es zu öffnen."
Dazu will Boullier viel Historisches aufbieten: "Weil die Formel 1 nächstes Jahr 70 wird, hätte ich gerne ein paar alte Fahrzeuge im Fahrerlager und Serien [im Rahmenprogramm] mit mehr als 30 Rennautos, damit die Fans eine gute Show geboten kriegen."
All das ist aber, genau wie die Umbaumaßnahmen, derzeit noch Wunschdenken der örtlichen Promoter, weil bisher weder bestätigt noch finanziert.