Nico Rosberg in Davos: Formel 1 muss elektrisch werden!
Warum für Nico Rosberg kein Weg daran vorbei führt, dass die Formel 1 in Zukunft auf Elektroautos setzt, und wie er selbst den Vormarsch der E-Mobilität vorantreibt
(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg fordert, dass die Formel 1 in Zukunft wie die Formel E rein elektrisch fährt. "Wenn überall nur noch Elektroautos oder Wasserstoff-betriebene Autos verkauft werden, dann kann die Formel 1 nicht weiter mit Verbrennungsmotoren fahren", sagt der Wiesbadener, der dieser Tage beim Weltwirtschaftsforum in Davos vor Ort ist, um mit Entscheidungsträgern zu sprechen, gegenüber der 'BBC'.
Ein Festhalten der Königsklasse des Motorsports an Verbrennungsmotoren würde - auch wenn diese wie seit 2014 durch Elektromotoren unterstützt werden - laut Rosberg "keinen Sinn ergeben. Ich glaube, dass die Formel 1 irgendwann wechseln muss."
Der 33-Jährige, der sich seit seinem überraschenden Formel-1-Ausstieg Ende 2016 in der Start-up-Szene herumtreibt und in nachhaltige Technologien investiert, könnte sich sogar eine Fusion der Formel 1 mit der Formel E vorstellen.
Rosberg schließt Fusion von Formel 1 und Formel E nicht aus
"Die Formel E hat die Rechte an Autorennen mit E-Motoren. Da beide Rennserien den gleichen Besitzer - Herrn Malone - haben, könnte es sein, dass sie irgendwann fusionieren", erklärt Rosberg, der wie Liberty Media Formel-E-Anteile besitzt, seinen Gedankengang gegenüber dem 'Spiegel'. "Aber ich rede hier nicht gleich von morgen, sondern überübermorgen", relativiert er.
Einen Zeithorizont, wie lange die beiden Serien seiner Meinung nach noch parallel laufen werden, will Rosberg nicht geben: "Das weiß ich nicht. Es sind in beiden Rennserien weitgehend die gleichen Hersteller am Start. Die Formel E ist für die Hersteller deswegen so interessant, weil sie dabei für die Entwicklung der E-Mobilität noch sehr viel lernen kann."
Er findet es aber schade, dass die Boliden "derzeit noch mit einer Einheitsbatterie ausgestattet sind", denn in diesem Bereich liege "das größte Entwicklungspotential". Wichtig sei aber auch, dass die Wurzeln des Motorsports trotz all der Technologie nicht verloren gehen und "wir in der Formel E Gladiatorenkämpfe sehen wie in der Formel 1".
Hemmschwelle gegen E-Mobilität sinkt
Rosberg fällt aber auf, dass es in den vergangenen zwei Jahren zu einer spürbaren Öffnung in Richtung Elektromobilität gekommen sei: "Damals haben noch alle herumgenörgelt, wenn es um Elektroautos ging, aber heute stehen dem sogar die verrücktesten 'Petrolheads' offen gegenüber - und inzwischen finden das viele cool."
Es sei zwar frustrierend, dass in der Wirtschaft nicht alles so schnell umgesetzt werde wie in der Formel 1, aber genau in diesem Bereich sieht der Jungunternehmer seine Stärke. "Oft wird so viel geredet, aber es passiert wenig. Daher versuche ich, die Schnelligkeit der Formel 1 ins normale Leben zu transferieren. Das zahlt sich aus."
So treibt Rosberg Innovationen voran
Rosbergs Ziel: Er will nachhaltige Projekte unterstützen, die ihrer Zeit voraus sind. Erst vor zwei Wochen präsentierte er daher bei der Technikmesse CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas das selbstfahrende Shuttle namens "Mover", das seitwärts fahren und sich um die eigene Achse drehen kann. Vor allem beim Einparken bietet das einen enormen Vorteil, weil sich die Räder um 180 Grad drehen können.
Rosbergs Beitrag? Die innovative Fahrwerkstechnologie stammt von der in den 1990er-Jahren von Vater Keke Rosberg gegründeten Firma TRE (Team Rosberg Engineering), die in Neustadt sitzt und nun von Nico Rosberg übernommen wurde.
Gemeinsam mit dem Automobilzulieferer Schaeffler, der auch in der Formel E aktiv ist, entwickelte man das Fahrzeug, das nicht zur autonomen Beförderung von Menschen konzipiert wurde, sondern auch in der Logistik und im Lager neue Möglichkeiten bieten soll.
"In den Rennen habe ich nach jeder Runde meine Zeit gesehen. Als Start-up-Investor muss man Jahre warten, bis man - wenn es gut läuft - Erfolge sieht. Aber es gibt sie", ist er stolz auf das Projekt.