Vasseur: Stoffel Vandoorne kein Thema für Sauber 2019
Das Sauber-Team behauptet zumindest, nicht über Stoffel Vandoorne nachzudenken, der Experte Marc Surer am Ende seines Talents angekommen ist
(Motorsport-Total.com) - Für Stoffel Vandoorne wird die Luft in der Formel 1 immer dünner. Während sich Anzeichen weiter verdichten, wonach ihm McLaren keinen neuen Vertrag anbieten wird, hat ihm nun auch das Sauber-Team eine Absage erteilt. Gegenüber 'Motorsport-Total.com' stellt Teamchef Frederic Vasseur klar: "Stoffel ist kein Teil unserer Gespräche."
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Stoffel Vandoorne ist angeblich kein Thema für Frederic Vasseur - wirklich? Zoom Download
In Spa waren im Paddock Gerüchte aufgekommen, wonach Vandoorne 2019 zu Sauber wechseln könnte, weil sein Manager Alessandro Alunni Bravi gleichzeitig Vorstand der Islero Investments AG ist, die das Team aus Hinwil kontrolliert. Es heißt, dass Vasseur (Vandoornes ehemaliger GP2-Meistermacher) und Alunni Bravi bei McLaren eine Anfrage gestellt haben sollen. Bestätigen will das (zumindest bei Sauber) niemand.
Außerdem wird gemunkelt, dass Finn Rausing, ein weiterer Islero-Vorstand, McLaren klargemacht haben soll, dass Sauber kein Interesse an Vandoorne habe - was auf interne Grabenkämpfe auf Vorstandsebene hindeutet. Rausing ist bekanntlich langjähriger Förderer von Marcus Ericsson und würde den Schweden gern weiterhin Rennen fahren sehen.
Wer die Sauber-Cockpits 2019 bekommt, ist noch unklar. Neben Ericsson und Charles Leclerc gilt auch Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi als Kandidat. Zumindest einer der beiden Plätze ist für Ferrari reserviert. Auf den zweiten hat Ericsson eine Chance. Doch weil Sauber viel konkurrenzfähiger ist als noch vor einem Jahr, ist das Interesse anderer Fahrer gewachsen.
Ericsson weiß: Sauber wird attraktiver
Ericsson ist das bewusst: "Das Team wird immer besser, und der Wettbewerb um die Cockpits ist viel intensiver als in den vergangenen beiden Jahren", sagt er. "Ich weiß, dass viele Fahrer interessiert sind. Daher muss ich Punkte sammeln und gute Leistungen bringen." Was Vasseur bestätigt: "Die besten Chancen, seinen Platz zu behalten, hat er, wenn er gute Leistungen abliefert. Und das tut er."
"Im Qualifying", so Vasseur in Spa zu 'Motorsport-Total.com', "war er eine Hundertstelsekunde hinter Charles, trotz eines Motorproblems. Im Rennen schlug er von Anfang an ein gutes Tempo ein, mit der entgegengesetzten Strategie zum Fahrer vor uns." Letztendlich wurde Ericsson Zehnter und holte damit zum vierten Mal in dieser Saison zumindest einen WM-Punkt.
"Es ist in dieser Phase des Jahres sehr wichtig, dass ich solche Leistungen abliefere", weiß der 27-jährige Schwede. "In den letzten fünf Rennen habe ich dreimal Punkte geholt, doppelt so viele wie mein Teamkollege. Das sind die Statistiken, die wichtig sind, wenn es darum geht, Fred zu beweisen, dass ich einen Unterschied machen kann." Auch wenn es gesamt 2018 immer noch 13:6 (Punkte) und 11:2 (Qualifyings) für Leclerc steht.
Vasseur lässt sich von der Tatsache, noch keinen Fahrer unter Vertrag zu haben, nicht aus der Ruhe bringen: "Wir haben gerade mal Saisonmitte. Selbst wenn jetzt auf dem Fahrermarkt alle nervös werden, sind wir im Vergleich zu den vergangenen Jahren viel früher dran. Da lassen wir uns nicht nervös machen."
Vandoorne: Chancen stehen schlecht
Die Sauber-Absage bedeutet allerdings, dass Vandoornes Abschied aus der Formel 1 bevorsteht. Denn bei anderen Teams als McLaren und Sauber, wo seine Chancen schlecht stehen, befindet er sich laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' gar nicht erst auf dem Radar. Und große Geldbeträge, wie sie etwa die Sirotkins und Maspins dieser Welt bieten können, hat Vandoorne nicht.
Fotostrecke: GP Belgien: Fahrernoten der Redaktion
Nico Hülkenberg (6): Das, was er sich da am Start geleistet hat, wird in der Branche landläufig als "Rookie-Mistake" bezeichnet. Passiert einem Nico Hülkenberg normalerweise nicht, in Spa aber schon. Aufgrund der Grid-Strafe war es von Anfang an ein vermurkstes Wochenende. Fotostrecke
Unser Experte Marc Surer findet ohnehin, dass der 26-jährige Belgier "ans Ende seines Talents gekommen" ist. Dabei war Vandoorne das "next big Thing", als er 2015 mit teilweise erstklassigen Leistungen GP2-Meister wurde und 2016 bei seinem Formel-1-Debüt in Bahrain (als Ersatz für Fernando Alonso) gleich in die Punkte fuhr.
"Er konnte eigentlich ein Auto relativ schnell bewegen, hat sich jetzt aber in der ganzen Zeit nicht gesteigert. Das ist schon ein bisschen enttäuschend", bedauert Surer im Sommerinterview mit dem Formel-1-Podcast 'Starting Grid'. "Hinzu kommt: Alonso ist einer, der mit einem schlechten Auto den Unterschied macht." Etwas, was Vandoorne als Rookie weniger gut kann.
Wie bei Leclerc: Muss nur der Knoten platzen?
Dabei gibt es kaum einen Experten, der ihm nicht grundsätzlich Talent attestieren würde. Aber während etwa Leclerc nur ein paar Rennen brauchte, um die Formel 1 zu durchschauen und sein Talent auf die Straße zu bringen, haben viele bei Vandoorne den Eindruck, dass ihm der Knopf bisher noch nicht aufgegangen ist.
Eine zulässige Parallele? "Wenn du heutzutage in der Formel 1 schnell sein willst, musst du alles auf den Punkt bringen. Du hast eigentlich nur einen Schuss. Genau daran ist Leclerc am Anfang gescheitert - weil er auch einfach die Reifen nicht richtig auf Temperatur gebracht hat oder die Reifen zu kalt waren -, bis er dann wirklich alles zusammen hatte. Er ist intelligent, hat sehr schnell dazugelernt und es dann auch umgesetzt", sagt Surer.
"Das spricht für sein Talent, das noch nicht zu Ende ist, sondern dass er noch ausbauen kann. Das sehe ich bei Vandoorne eben nicht. Er fährt so schnell. Und das ist es."
Das komplette Sommerinterview mit Marc Surer gibt's übrigens in unserem Radioplayer nachzuhören. Produziert wird der Podcast von den Kollegen von 'meinsportradio.de'. 'Starting Grid' kann aber auch bequem über iTunes abonniert und während der nächsten Autofahrt gehört werden.