Verkehrschaos in Le Castellet: Notfallplan eingeleitet
Am Freitag brach der Verkehr auf dem Weg zum Circuit Paul Ricard völlig zusammen - Die Region scheint sich auf die Formel 1 nicht wirklich vorbereitet zu haben
(Motorsport-Total.com) - Der erste Große Preis von Frankreich seit zehn Jahren hat natürlich für eine positive Reaktion bei den Franzosen gesorgt. Schon am Freitag brachen Zehntausende Zuschauer zum Circuit Paul Ricard auf, um die ersten Trainings zu verfolgen. Das hatte Folgen: Es kam zu Staus, die selbst den Berufsverkehr im nahen Marseille alt aussehen ließen. Die Infrastruktur rund um die Strecke ist völlig unzureichend, um den Verkehr zu verkraften.
Nicht nur das: Völlig überforderte Ordner und keinerlei Polizei-Koordination machten den Kollaps perfekt. Parkplätze waren viel zu schnell überfüllt. Dominik Sharaf, einer unserer Vor-Ort-Redakteure, fand wie zahlreiche andere Journalisten keinen Platz mehr auf dem Medienparkplatz vor. Überforderte Ordner waren nicht in der Lage, ihn anderswo hin zu koordinieren. Nur mit viel Überredungskunst gelang es ihm, einen Parkplatz zu bekommen, der eigentlich für VIPs vorgesehen ist und erwischte einen Shuttle ins Medienzentrum. Andere versuchten es mit Wildparken und schlugen sich zu Fuß durch.
Besonders das Fehlen einer Verkehrsführung durch die Polizei stößt vielen vor Ort sauer auf. Dabei ist es nicht so, dass es keine Polizei gibt. Doch sie hat die völlig falschen Aufgaben bekommen. "Vier Motorräder leisten Geleitschutz für diesen Abschlepper mit einem defekten Auto. Die haben eindeutig ihre Prioritäten falsch gesetzt", heißt es in den sozialen Medien.
Notfallplan am Freitagnachmittag - Spott auf Social Media
Der Circuit Paul Ricard wurde bereits Ende der 90er-Jahre von einer Renn- zu einer reinen Teststrecke umgebaut. So wurde die Infrastruktur drum herum vernachlässigt. Mitte der 2000er-Jahre wurde sie wieder für den Rennbetrieb freigegeben. Drum herum hat sich aber nichts getan. Es gibt nur eine kurvige Bergstraße mit einer Spur in beide Richtungen. Von dieser staute es sich zurück bis hin zu weiteren Zufahrtsstraßen, sodass bald zahlreiche lokale Verkehrswege lahmgelegt waren.
Für das Formel-1-Personal gibt es eine eigene, abgesperrte Zufahrtsstraße. Doch angesichts von noch mehr Fans, die am Samstag und Sonntag zur Strecke pilgern werden, ist zu befürchten, dass die Teammitglieder bereits vor Erreichen jener Zufahrtsstraße im Verkehr steckenbleiben könnten. Um zumindest das zu verhindern, hat die Region Var nun einen Notfallplan angeworfen, der schon am Freitagnachmittag in Kraft trat.
Die Zufahrtsstraße wurde kurzerhand zu Einbahnstraße erklärt, womit nun zumindest zwei Fahrspuren zur Verfügung stehen. Es sind auch weitere Parkplätze mit einer Kapazität von 25.000 Plätzen geöffnet worden. Allerdings wird immer erst ein Parkplatz aufgefüllt, bevor der nächste geöffnet wird. "Die Situation entspannt sich zunehmend", heißt es in einem Statement der Region.
Das könnte aber nicht genug sein: Am weiteren Wochenende wird mit 65.000 bis 70.000 Zuschauern gerechnet. Es werden am Abend in den Planungsbehörden voraussichtlich ein paar Überstunden anstehen. Bereits im Februar war den Organisatoren bewusst, dass das Verkehrsaufkommen ein Problem darstellen könnte. Marketingchefin Aurelie Letellier meinte gegenüber 'Motorsport-Total.com', sie könne nicht versprechen, dass "man einfach durchfahren kann", dennoch war man damals noch nicht besorgt. "Wir hatten schon größere Events in Paul Ricard. Wir wissen also, dass wir mehr Menschen und Verkehr bewältigen können."
Die Obrigkeit, die den Flughafen am Rande der Strecke benutzt, bekommt derweil von dem ganzen Chaos nichts mit. Formel-1-Chef Chase Carey lobt den großen Zuschauerzuspruch bei der Rückkehr der Formel 1 nach Frankreich. Auf die Staus angesprochen antwortet er nur: "Es ist halt beliebt. Wir haben schönen Zuschauerzuspruch für einen Freitag und es wird noch mehr werden."
Angesichts der weitreichenden Auslaufzonen auf dem Circuit Paul Ricard mehrt sich natürlich auch der Spott in den sozialen Medien.