Damon Hill: So hat Michael Schumacher seine Gegner entnervt
Ex-Weltmeister Damon Hill spricht über die Eigenarten und Besonderheiten von Rekordchampion Michael Schumacher - Ähnlich wie Lewis Hamilton?
(Motorsport-Total.com) - Was macht aus einem Formel-1-Weltmeister einen Rekordchampion? Isolation? Das überlegt Damon Hill, der Königsklassen-Titelträger von 1996. Der Brite ist Zeitzeuge und Herausforderer Michael Schumachers gewesen. "Es war nicht einfach, Michael kennenzulernen", erinnert er sich an die 1990er-Jahre und vermutet Methode hinter der Abschottung des Rennfahrer-Virtuosen. Und das Verhalten lässt sich auch heutzutage beobachten. Ist Lewis Hamilton auf einem ähnlich erfolgreichen Pfad wie Schumacher?
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Damon Hill zollt Schumacher Respekt für Leistungen auf und neben der Strecke Zoom Download
"Er blieb lieber für sich", erklärt Hill gegenüber der britischen 'Times', wie er Schumacher damals wahrgenommen hat. "Aber das war auch Teil des Mysteriums, das ihn umgab und seine Gegner entnerven sollte. Vielleicht wollte er zeigen, dass er besser war als alle anderen. Wenn das so gewesen sein sollte, was hätte er dann mit den anderen gemein gehabt? Nichts."
Schumacher gegen Hill - so lautete das Duell, das die Fans zwischen 1994 und 1996 fesselte. Hill trat damals im Williams an, Schumacher startete gerade erst mit Benetton durch. Und der Zweikampf war nicht ohne: Kontroversen und Verschwörungstheorien pflasterten den gemeinsamen Weg der beiden. Hill war kein Fan von Schumachers Verhalten, erkennt aber dessen Leistungen an.
"Ich hätte das nicht so gemacht - aber ich habe auch keine sieben Titel gewonnen", so der heute 55-jährige Brite. "Ich war beeindruckt von der Art, wie er immer weitermachen konnte. Ich habe einen Titel gewonnen, war aber drei Jahre hintereinander im Titelkampf - das war stressig. Was er erreicht hat, war außergewöhnlich. Aber wir wissen halt nie, was das Schicksal für uns bereithält."
Außergewöhnliches Talent, anhaltende Erfolgsphasen, unerklärliches Durchhaltevermögen und isolierte Lebensweise - das gibt es auch heute noch in der Formel 1. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton ist in der Form seines Lebens und auf dem Weg zu seinem vierten Titel. Der 31-Jährige kann heute mit Prominenten auf dem roten Teppich feiern und morgen ein Rennen gewinnen. Mit seinen Kollegen hat er aber nichts am Hut, wie sein ehemaliger Teamkollege Jenson Button schon feststellte. Er schert sich nicht, was andere über ihn denken und hat damit vielleicht unbewusst das Schumacher-Erfolgsrezept übernommen.
Damon Hill hat derweil seine alte Streckenfeindschaft überwunden. Er arbeitet noch als Co-Moderator für die Formel-1-Übertragung im britischen Pay-TV. Wie viele andere hat ihn der schwere Skiunfall, den Schumacher vor zwei Jahren erlitt, sehr mitgenommen. Über den Gesundheitszustand oder Genesungsprognosen des Rekordchampions, ist so gut wie nichts bekannt.
"Ich kann nicht mehr Skifahren gehen, ohne an Michael zu denken", gibt Hill zu. "Ich liebe es, mit meinen Kindern Skifahren zu gehen, aber Michael habe ich dabei immer im Hintergedanken. Wie schnell doch etwas so Schreckliches passieren kann..."