Dennis stellt klar: "Beim McLaren-Team habe ich das Sagen"
McLaren-Boss Ron Dennis würdigt Martin Whitmarshs Einsatz und stellt klar, dass nicht Rennleiter Eric Boullier, sondern er alle Schlüsselentscheidungen trifft
(Motorsport-Total.com) - McLaren hat mit Ex-Lotus-Teamchef Eric Boullier seit dieser Saison einen Rennleiter und keinen Teamchef mehr, der Franzose gilt aber als Marionette von Boss Ron Dennis, der in der Vergangenheit das Teamchef-Amt bekleidete. Nun gibt der Brite auch öffentlich zu, dass er in Wahrheit bei McLaren die Entscheidungen trifft und nicht Boullier.
© xpbimages.com
Boss Ron Dennis trifft die Entscheidungen bei McLaren, Eric Boullier setzt sie um Zoom Download
"Am Ende muss jemand für die Schlüsselentscheidungen die Verantwortung tragen, und bei McLaren bin ich dieser Jemand", sagt Dennis gegenüber 'Formula1.com'. "Alle Schlüsselentscheidungen, die seit dem 16. Januar 2014 gefallen sind, wurden von mir getroffen, und natürlich übernehme ich für sie die volle Verantwortung."
Im Winter gelang Dennis bei McLaren der Putsch: Mit der Ankündigung, chinesische Investoren an Bord zu holen, hebelte er seinen Teamchef-Nachfolger Martin Whitmarsh aus dem Amt und übernahm das Kommando und begann mit einer Umstrukturierung des Teams. McLaren holte in den Whitmarsh-Jahren von 2009 bis 2013 keinen einzigen WM-Titel - im Vorjahr erlebte man eine der schlechtesten Saisons in der Geschichte von McLaren.
Wie die neue McLaren-Struktur funktioniert
Dem im Fahrerlager durchaus beliebten Briten wurde vorgeworfen, zu viele Kompetenzen im Unternehmen auf die Serienproduktion verlagert zu haben und damit dem Formel-1-Team geschadet zu haben. Der pedantische Dennis will mit seinem eisernen Willen und Erfolgshunger sowie ab 2015 mit Partner Honda wieder an alte Glanzzeiten anschließen.
Dafür sei kein Teamchef mehr notwendig: "Die Verantwortung, die früher auf den Schultern des Teamchefs lag, wird nun auf einige Leute verteilt. Darunter befindet sich aber kein Teamchef, sondern ein Einsatzleiter, ein Rennleiter, ein Sportdirektor, ein Technikchef, ein Chefingenieur und so weiter."
Derzeit rangiert McLaren auf dem fünften Rang in der Konstrukteurs-WM - also dort, wo man auch die Vorjahressaison beendete. Ein Indiz dafür, dass Dennis' Umbau kaum Fortschritte brachte? "Es dauert, bis sich eine neue Struktur eingespielt hat", dementiert der 67-Jährige. "Wir werden die Vorteile der neuen Struktur erst dann zur Gänze sehen, wenn alle Puzzleteile zusammengefügt wurden."
Dennis würdigt Whitmarsh
Whitmarsh wird definitiv keines dieser Puzzleteile sein. Nachdem er im Winter entmachtet wurde, konnte man sich daraufhin auch nicht auf eine andere Position im McLaren-Imperium einigen und wird, wie man vor wenigen Tagen bekanntgab, "getrennte Wege gehen".
"Fast 25 Jahre lang war Martin ein sehr treuer Freund - für mich persönlich und für McLaren -, und das ist er immer noch", würdigt Dennis seinen langjährigen Stellvertreter und zwischenzeitlichen Ersatz. "Er und ich haben ein Vierteljahrhundert extrem eng zusammengearbeitet, und in dieser Zeit war er immer sehr entschlossen und hat einen entscheidenden Beitrag geleistet."
Das schlug sich laut Dennis auch in den Geschäftsberichten nieder: "In diesem Vierteljahrhundert wuchs unser Umsatz auf über 600 Millionen Pfund (umgerechnet 756 Millionen Euro) pro Jahr an, und er war stets ein Teil dieser unglaublichen Erfolgsgeschichte."