Teure Turbomotoren: Formel 1 vor dem Kollaps?
Mit Ausnahme der von einer Sonderbehandlung durch Bernie Ecclestone profitieren Teams machen sich die Rennställe der Königsklasse große Sorgen um die Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 kommt nicht zur Ruhe. Neben dem Dauerthema Haltbarkeit der aktuellen Pirelli-Reifen und der seit Mittwoch dieser Woche laufenden Anklage gegen Bernie Ecclestone steht der Königsklasse vor dem Hintergrund des neuen Motorenreglements weiteres Ungemach ins Haus. Grund: Die V6-Turbos der drei Hersteller Ferrari, Mercedes und Renault, für die noch in diesem Jahr die ersten Rechnungen fällig werden, kann derzeit kaum ein Team bezahlen.
So verlangt Renault nach übereinstimmenden Medienberichten bis zu 23 Millionen Euro pro Team und Saison - sowohl für die gegenwärtigen Kundenteams Caterham und Williams, als auch für das aller Voraussicht nach hinzustoßende zweite Red-Bull-Team Toro Rosso deutlich zu teuer. Auch Lotus ist trotz Erfolgen finanziell alles andere als auf Rosen gebettet. Einzig das Weltmeisterteam Red Bull kann sich dank einer ähnlichen Sondervereinbarung wie sie Ferrari und McLaren genießen, die teuren V6-Triebwerke von Renault leisten.
Die nächstjährigen Triebwerke von Mercedes (18 Millionen Euro) und Ferrari (15 Millionen) sind im Vergleich zu denen von Renault zwar günstiger zu bekommen. Für Teams wie Sauber sind aber auch diese Summen kaum zu stemmen. Honda ist zumindest für die Saison 2014 noch keine Alternative. Der am heutigen Donnerstag offiziell bekanntgegebene Deal zwischen Honda und McLaren gilt ab 2015. Angesichts der Motorenpreise bei der Konkurrenz ist es nicht ausgeschlossen, dass Honda mehr als nur ein Team mit V6-Triebwerken beliefern wird.
Eine gerechte(re) Verteilung der Einnahmen an die Teams scheint überfällig. Stattdessen führt der Mangel an einem Concorde-Agreement gegenwärtig dazu, dass die Schere zwischen Reich und Arm in der Formel 1 größer und größer wird. Nach dem derzeitigen Schema würde beispielsweise Ferrari als Zehnter der Konstrukteurswertung deutlich mehr Geld von Bernie Ecclestone beziehen als Lotus es selbst als Weltmeister bekommen würde.
So wird seit Jahren über eine Budgetobergrenze diskutiert, doch im Reglement verankert ist sie bis heute nicht. Unter der Führung von Jean Todt hält sich der Automobil-Weltverband (FIA) bei all diesen Themen betont zurück. Todts Vorgänger Max Mosley ist nicht der einzige, der die Ansicht vertritt, dass es zuweilen unpopuläre Entscheidungen braucht, um die Formel 1 als Ganzes vor dem Kollaps zu bewahren.