Umgebauter RB8: Vorteil Vettel, Nachteil Webber?
Für Alexander Wurz liegt es auf der Hand, weshalb Sebastian Vettel teamintern gegenüber Mark Webber wieder die Oberhand gewinnen konnte
(Motorsport-Total.com) - Anders als die Saison 2011 verlief das laufende Rennjahr für Red Bull alles andere als geradlinig. Hatte man im Vorjahr quasi im gesamten Saisonverlauf einen Vorsprung, der nicht zuletzt in der ausgeklügelten Aerodynamik des RB7 und dort vor allem im abgasangeströmten Diffusor begründet lag, so musste die Weltmeistertruppe mit dem aktuellen Modell RB8 deutlich mehr kämpfen, um sich in die aktuelle Position des WM-Spitzenreiters in beiden Wertungen (Fahrer und Konstrukteure) zu bringen.
© xpbimages.com
Vettel verschaffte sich in der zweiten Saisonhälfte Luft gegenüber Webber Zoom Download
In der ersten Saisonhälfte hatte vor allem Weltmeister Sebastian Vettel Probleme, sich an das Fahrverhalten des RB8 zu gewöhnen. "Sie hatten eine viel zu aggressive Aerodynamik. Wenn das Auto in der Kurve seitlich rutschte, war es zu inkonstant. Damit konnte der Vettel nicht leben", blickt Ex-Formel-1-Pilot Alexander Wurz gegenüber 'SportWoche' auf die ersten Grands Prix des Jahres zurück und hält fest: "Beim Wintertest in Barcelona war der Vettel ja noch sauschnell. Das war genau sein Fahrstil: Reinfahren, hinten rutschen, genau wissen, was passiert."
Beginnend mit dem Grand Prix von Australien in Melbourne "musste er plötzlich zwei, drei Mal in die Kurve einlenken", merkt der Österreicher an und zieht den direkten Vergleich zum Teamkollegen: "Mark Webber rutscht nicht mit der Hinterachse, sondern macht alles mit der Vorderachse. Er stellt das Auto dann so ein, dass er leichtes Untersteuern und kein Übersteuern hat. Deshalb war er am Saisonanfang zum Teil besser als Vettel. Sein Fahrstil verlangt nicht, dass das Auto rutscht."
Für Wurz sind die im Saisonverlauf vorgenommenen Veränderungen am RB8 der Grund dafür, dass sich das Pendel teamintern wieder in Richtung Vettel verschoben hat, nachdem Webber im Sommer nach WM-Punkten zeitweise vor seinem Teamkollegen rangierte: "Der Mark ist nicht schlechter, aber der Sebastian kann jetzt mit dem Auto wieder so fahren, wie er will. Er fährt in die Kurve, das Auto rutscht ganz leicht, und er steuert den Grip alleine über die Hinterräder."
"So spürt er das Auto. Das siehst du auch beim Zuschauen. Das konnte er vorher nicht, weil die Aerodynamik nur in einem schmalen Fenster funktioniert hat", ist Wurz überzeugt. Für den ehemaligen McLaren-Testfahrer, der in seiner Zeit in Woking mit dem heutigen Red-Bull-Designer Adrian Newey zusammenarbeitete, steht fest, wie der Hase bei Red Bull läuft. Beim "Fact-Finding" habe man sich "eher auf Vettel konzentriert, weil er nicht klarkam". Und: "Man setzt auf Vettel, weil der zwei Titel geholt hat. Das ist eine zwischenmenschliche Geschichte", sagt Wurz.