Hamilton vs. Massa: Teams mischen sich nicht ein
Martin Whitmarsh und Stefano Domenicali hoffen, dass sich ihre Fahrer in Zukunft besser vertragen, wollen sich aber nicht proaktiv von außen einmischen
(Motorsport-Total.com) - Nach der erneuten Kollision zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa beim heutigen Grand Prix von Indien ist die Stimmung zwischen den beiden auf dem Tiefpunkt. Doch auch wenn ihre jeweiligen Teams durch die andauernde Privatfehde schon wertvolle Punkte verloren haben, haben McLaren und Ferrari nicht vor, sich einzumischen.
"Ich habe das schon mit Ferrari diskutiert, aber es muss schon von ihnen selbst kommen. Das sind junge Männer, die können das unter sich ausmachen", findet McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Es wäre aber schön, wenn sie sich auf der Strecke nicht magnetisch anziehen würden!" Was seinen Ferrari-Kollegen Stefano Domenicali scherzhaft zur Frage veranlasst: "Wer ist dann der Plus- und wer der Minuspol?"
Whitmarsh stimmt Rennkommissaren zu
Laut Meinung der Rennkommissare war heute Massa der Schuldige. "Es hat einen Zwischenfall gegeben und der wurde als Felipes Fehler eingestuft, womit ich wenig überraschend übereinstimme", sagt Whitmarsh. "Felipe wurde bestraft. Leider war seine Strafe nicht so groß wie die, die Lewis als unschuldige Partei in diesem Zwischenfall erlitten hat." Denn der McLaren-Pilot musste einen Reparaturstopp absolvieren und klagte nach der Karambolage über fehlenden Grip.
Bei Ferrari respektiert man die Entscheidung der Rennkommissare, eine Durchfahrstrafe auszusprechen, zwar, aber Domenicali gibt zu, dass ihn diese "überrascht" hat: "Am Scheitelpunkt der Kurve befand sich Felipe meiner Meinung nach vorne. Unser Eindruck war, dass ihm die Linie in dieser Kurve gehört hat. Deshalb war ich überrascht. Die Rennkommissare scheinen jedoch anderer Ansicht zu sein."
"Natürlich kommen wir nicht um die Tatsache herum, dass es schon einige Küsschen zwischen den beiden gegeben hat", weiß der Italiener. "Wir sollten diese Geschichte aber nicht größer machen, als sie ohnehin schon ist. Sonst würden wir das auf dem Rücken der Fahrer austragen und das wäre nicht so gut." Die beste Art und Weise, mit der Fehde umzugehen, ist seiner Meinung nach, einfach gar nichts zu tun: "Vielleicht hilft ein bisschen Zeit darüber hinweg."
Gezielte Aussprache oder Zeit arbeiten lassen?
"Meiner Meinung nach können wir uns hinsetzen und Karten spielen, das Problem aber nicht aus der Welt schaffen", teilt Domenicali die Ansicht von Whitmarsh, dass die Teams ihre Fahrer zu nichts drängen sollten, was sie nicht selbst wollen. Man brauche aber über kurz oder lang eine Deeskalation der Lage, denn so sei es "für keinen der Beteiligten gut". Ob es dafür eine gezielte Aussprache braucht, sei dahingestellt.
Whitmarsh hält jedenfalls nichts von öffentlichkeitswirksamen Gesten: "Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, dass sich die beiden beim nächsten Rennen vor die Box stellen, sich beim Shakehands fotografieren lassen und darüber lachen. Sie müssen sich das untereinander ausmachen. Es ist halt eines dieser Jahre, in dem sie zu oft aneinandergeraten sind", sagt er. "Außerdem: Seid froh, denn euch Journalisten macht das doch eh Spaß!"
"Ich denke", fährt der Brite fort, "Felipe steht in seinem Team unter enormem Druck. Das führt dazu, dass er so reagiert. In Wahrheit wird sich aber auch Lewis unter Druck fühlen, weil Jenson im Moment so großartige Leistungen bringt. Sie sind noch junge Männer und könnten noch viele Jahre gegeneinander Rennen fahren, daher sollten sie es irgendwie regeln. Aber ein orchestriertes Shakehands für die Fotografen ist nicht das, was sie weiterbringt."