• 09. Februar 2025 · 17:07 Uhr

Meinung: Was Sainz' Williams-Wechsel für Albons Zukunft bedeutet

Wenn zwei nette Jungs aufeinandertreffen: Alex Kalinauckas analysiert das Williams-Teamduell 2025 zwischen Carlos Sainz und Alexander Albon

(Motorsport-Total.com) - In einer Hinsicht ist die Paarung von Alexander Albon mit Carlos Sainz ein Geschenk von Williams-Teamchef James Vowles an seine Ingenieure, die das 2025er-Auto gebaut haben. Da nämlich beide inzwischen ohne Blinddarm sind, bedeutet das eine Gewichtseinsparung von sagenhaften neun Gramm pro Auto - ein (augenzwinkernd analysierter) Vorteil, den kein anderes Team nutzen kann. Dies ist besonders hilfreich, da das Problem eines zu schweren Autos für Williams in der vergangenen Saison das größte Hindernis war.

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Carlos Sainz und Alexander Albon kommen bisher prächtig miteinander aus Zoom Download

Das Team verfügt nun über ein weiteres, subjektives, aber potenziell noch wertvolleres Element: möglicherweise das höflichste Fahrerduo der Formel 1. Zwei zurückhaltende und freundliche Charaktere, die emotionale Intelligenz mit großem fahrerischen Talent kombinieren.

Ein Beispiel: Seit Jahren beklagen sich Formel-1-Fahrer über den vollen Rennkalender - ohne dabei ihre erstklassigen Reisebedingungen, das außergewöhnliche Leben oder ihre Millionengagen zu erwähnen. Der einzige kluge Einwand in dieser Debatte, nämlich dass das ständige Reisen die Gründung einer stabilen Familie erschwert, kam von Sainz im vergangenen Jahr in Austin.

Nun bildet er mit Albon das neue Duo bei Williams. Die weit verbreitete Meinung, dass die heutige Formel 1 zu freundlich ist, verglichen mit den ruppigen Duellen früherer Generationen, zuletzt wahrgenommen auch zwischen George Russell und Max Verstappen, findet immer wieder Anhänger.

Wie hart sich Sainz gegen Leclerc gewehrt hat

Sainz kommt nach einer emotionalen vierten und womöglich letzten Saison mit Ferrari zu Williams. Den Schock, seinen Platz bei der Scuderia an Lewis Hamilton zu verlieren, verwandelte er in eine Reihe brillanter Leistungen zu Beginn der Saison 2024 - inklusive seines spektakulären Sieges in Melbourne, nur knapp zwei Wochen nach seiner Blinddarmoperation in Dschidda.

Sein ehemaliger Teamkollege Charles Leclerc reagierte mit seiner bislang besten Formel-1-Saison, doch Sainz war ihm dicht auf den Fersen. Die beiden lieferten sich regelmäßig packende Duelle um dieselbe Position auf der Strecke.

Sainz gab Leclerc kein einziges Mal nach. In Spanien gab es sogar eine leichte Kollision, und ihre hitzigen Diskussionen am Funk in Las Vegas, gepaart mit packenden Sprintduellen in China und Austin, sorgten für viel Gesprächsstoff.

Doch Vowles sagte vergangenes Jahr: "Das ist normal. Ein Fahrer wird immer frustriert sein. Wenn wir um Siege oder Podien kämpfen, dann soll es so sein." Eine optimistische Perspektive auf mögliche Kämpfe zwischen Sainz und Albon, auch wenn Williams 2025 wohl nicht um Spitzenplätze fahren wird.

Was bedeutet Sainz für Albons Standing?

Da Sainz' starke Leistungen Leclerc auf ein neues Niveau gehoben haben, stellt sich nun die Frage, welche Auswirkungen dies auf Albons Formel-1-Ruf haben wird.

Albons Ansehen wurde nach seiner turbulenten Zeit bei Red Bull, als er 2019 und 2020 rasant befördert und wieder degradiert wurde, erfolgreich wiederhergestellt. Williams bot ihm den perfekten Neuanfang und eine Plattform zur Weiterentwicklung. Das Team benötigte nach dem Abgang von George Russell einen neuen Leistungsträger - und fand ihn in Albon, der mit herausragenden Qualifying-Ergebnissen und noch besseren Rennleistungen überzeugte.

Bis Sainz' Ankunft war Albon klar der beste Fahrer im Williams-Team. Seine bisherigen Teamkollegen (Nicholas Latifi und Logan Sargeant) kamen nie an sein Niveau heran. Auch Franco Colapinto bekam im vergangenen Jahr eine überraschende Chance, sich in der Formel 1 zu beweisen, konnte Albon jedoch nicht ernsthaft gefährden.

Colapinto schaffte es zwar, Albon in Austin und Baku im Qualifying zu schlagen, doch das lag teilweise an unglücklichen Umständen für Albon - wie dem bizarren Problem mit einem Ventilator. In den Rennen war Albon in der Regel schneller. Dennoch schürte Colapintos Performance Debatten über Albons wahre Leistungsfähigkeit.

Zwar machte Albon 2024 einige unerwartete Fehler - wie den Unfall im Melbourne-Training, der dazu führte, dass Seargant ihm sein Auto überlassen musste -, doch der schwierige FW46 machte es den Fahrern nicht leicht.

Früh in der Saison führten harte Crashs zu Schäden an den Chassis, weil das Team zur Gewichtsreduktion auf schnell produzierbare Metallteile setzte, die sich später als problematisch erwiesen.

Hat Albon im Teamduell eine echte Chance?

Sainz hingegen ist eine völlig andere Messlatte als Colapinto. Er ist Albons bester Teamkollege seit Max Verstappen 2020. Die Gefahr, dass er Albon übertrifft, ist real - doch es gibt auch ein gegenläufiges Narrativ.

Genauso gut könnte Albon in der Saison 2025 der stärkere Fahrer sein. Er kennt Williams seit drei Jahren und hat sich auf das stetige Teamwachstum eingestellt, während Sainz sich in sein fünftes neues Team innerhalb eines Jahrzehnts einfinden muss.

Es gibt jedoch auch erste Anzeichen dafür, dass diese neue Fahrerkonstellation beiden Parteien zugutekommen könnte - genau das, worauf Williams hofft.

Fahrstil: Was Albon und Sainz gemeinsam haben

Beide Fahrer haben einen sehr geschmeidigen Fahrstil, der Erinnerungen an Jenson Button in einem Williams aus früheren Zeiten weckt. Beide bevorzugen ein stabiles Heck. Albon öffnet häufig den Lenkwinkel nach dem Scheitelpunkt, um die Traktion zu maximieren, während Sainz die Vorderachse leicht überlädt, indem er früher als viele seiner Konkurrenten einlenkt.

Sainz erzielte seine besten Ergebnisse für Ferrari, wenn er sein leichtes Untersteuern zu einem perfekten Handling ausbalancieren konnte. Dass beide Fahrer in eine ähnliche Entwicklungsrichtung arbeiten werden, ist für Williams bereits ein erheblicher Vorteil.


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Ein weiteres Indiz für eine harmonische Partnerschaft ist die langfristige Perspektive: Laut Vowles geht es 2025 vor allem darum, "darauf zu schauen, was wir 2026 gemeinsam erreichen können". Das Ziel ist es, sich optimal auf das kommende Reglement vorzubereiten und die Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken.

Vowles betont außerdem: "Was ich an Alex liebe, ist, dass er ein Anführer ist." Egal, wie schwierig es wird, er geht voran und stärkt das Team emotional. Er war derjenige, der uns ermutigt hat, Carlos ins Team zu holen, weil er keine Angst vor Herausforderungen hat - er will, dass wir erfolgreich sind."

Albon selbst erkennt an, dass Sainz' "Erfahrung und Wissen aus seiner Ferrari-Zeit uns enorm helfen werden. Er wird ein großartiger Teamleader sein. Er ist wortgewandt und bringt einen starken technischen Hintergrund mit. Wie wir seine Informationen nutzen und auf unser Auto anwenden, wird entscheidend sein."

Letztlich entstehen Narrative in der Formel 1 sehr schnell - man frage nur Sargeant. Sollte Sainz Albon 2025 deutlich übertreffen, müsste dieser erneut um seinen Ruf kämpfen. Doch genau weil Sainz so gut ist, hat Albon nun die Chance, sich gegen einen vierfachen Grand-Prix-Sieger zu beweisen - und sich so eine neue Möglichkeit für ein Top-Cockpit zu sichern. Und wenn er Williams 2026 zurück in die Erfolgsspur führen kann, umso besser.

Was auch geschieht: Es wird mit Stil und gegenseitigem Respekt geschehen.

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