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Kommentar zu Mick Schumacher: Nicht wieder den gleichen Fehler machen!
Redakteur Ruben Zimmermann freut sich, dass Mick Schumacher bei Mercedes unterkommt, warnt allerdings davor, jetzt schon wieder Luftschlösser zu bauen
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser/-innen,
am Donnerstag bekam Formel-1-Deutschland aus Brackley ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk: Mick Schumacher hat bei Mercedes als Ersatzfahrer angeheuert und bleibt so auch 2023 ein Teil des Fahrerlagers.
Vorweg: Darüber darf man sich als Fan natürlich freuen. Das tue ich auch. Gleichzeitig habe ich allerdings den Eindruck, dass jetzt schon wieder der gleiche Fehler gemacht wird wie damals, als Mick seinen Vertrag als Ferrari-Junior unterschrieben hat.
Denn für viele war seinerzeit klar, dass das nur mit einem Stammcockpit bei der Scuderia enden kann. Noch bevor Schumacher sein erstes Formel-1-Rennen gefahren war, war für viele die Frage nicht ob, sondern wann er im Ferrari Rennen gewinnen wird.
Es ist verständlich, dass viele deutsche Fans (und übrigens auch Medien) sich danach sehnten, dass Mick die Erfolge seines Vaters mit Ferrari wiederholen würde. Vier Jahre später wissen wir nun jedoch, dass diese Hoffnungen und Erwartungen völlig überzogen waren.
Wechsel zu Mercedes war der letzte Strohhalm
Und trotzdem wird jetzt schon wieder der gleiche Fehler gemacht. Teilweise überschwänglich wird sein Wechsel zu Mercedes in den sozialen Medien gefeiert und Mick jetzt als logischer Nachfolger von Lewis Hamilton 2024 im Silberpfeil gesehen. Die Realität ist allerdings eine ganz andere.
Dazu halten wir zunächst einmal fest: Der Wechsel in die Ersatzfahrerrolle bei Mercedes ist kein Fort- sondern ein Rückschritt für seine Karriere. Es war strenggenommen sogar der letzte Strohhalm für Schumacher, um überhaupt noch in der Formel 1 zu bleiben.
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Selbst seine größten Fürsprecher sind sich einig, dass ein Stammcockpit für ihn auf jeden Fall besser gewesen wäre als eine Rolle auf der Ersatzbank. Klar: Bei Mercedes kommt er in Sachen Organastion, Infrastruktur und Co. bei einem der absoluten Topteams der Formel 1 unter.
Aber Ersatzbank bleibt eben Ersatzbank.
Ein weiterer Fakt, der dabei gerne übersehen wird: Es war nicht nur das Haas-Team um Günther Steiner, dass Mick Schumacher für 2023 nicht mehr haben wollte. Auch bei keinem anderen Team kam der 23-Jährige für die kommende Saison unter.
Selbst die schlechtesten Teams wollten Schumacher nicht
Und freie Plätze hätte es durchaus gegeben. Dass Aston Martin mit Fernando Alonso lieber einen zweimaligen Weltmeister holte, ist durchaus nachvollziehbar. Ebenso, dass Alpine als Ersatz mit Pierre Gasly einen Rennsieger verpflichtete.
Doch McLaren, Williams und AlphaTauri holten lieber einen Rookie, als Schumacher ins Cockpit zu setzen. Und Haas holte eher einen Fahrer zurück, der seit 2019 kein Stammcockpit mehr hatte, als Schumacher noch eine dritte Saison zu behalten.
Fotostrecke: Mick Schumacher: Seine Abflüge in der Formel 1
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Die bittere Wahrheit ist, dass selbst die schlechtesten Teams im Feld kein Interesse an Schumacher hatten. Und da soll er 2024 im Mercedes sitzen, falls Lewis Hamilton seinen Vertrag dort nicht verlängern sollte? Da fehlt mir persönlich die Fantasie.
Ganz davon abgesehen, dass Hamilton selbst sowieso bereits angekündigt hat, seinen Ende 2023 auslaufenden Vertrag verlängern zu wollen, würde Toto Wolff im Fall der Fälle sicher erst einmal einige andere Fahrer anrufen und fragen, ob die nicht Lust auf einen Mercedes hätten.
Auch Audi wird kein Selbstläufer
Genauso "interessant" ist übrigens die von einigen verbreitete Theorie, dass sein jüngst zu Sauber gewechselter Landsmann Andreas Seidl Schumacher in Zukunft zu Audi holen werde. Der gleiche Andreas Seidl wohlgemerkt, der schon bei McLaren lieber Rookie Oscar Piastri als Schumacher nahm.
Natürlich erhöht es seine Chancen, dass der Volkwsagen-Konzern künftig gerne einen deutschen Fahrer in seinem Formel-1-Team hätte. Gesetzt ist ein Wechsel zu Audi aber ebenso wenig wie ein Mercedes-Stammcockpit.
Das soll übrigens alles nicht heißen, dass ich Mick Schumacher generell kein Formel-1-Comeback zutraue. Und manchmal kann so ein kleiner Rückschlag für die Karriere ja sogar hilfreich sein. Trotzdem würde es uns allen guttun, die Kirche jetzt erst einmal im Dorf zu lassen.
Bevor die ersten jetzt schon wieder von Siegen im Mercedes oder Audi träumen, sollte man froh sein, Mick Schumacher 2024 überhaupt wieder in der Startaufstellung zu sehen. Denn das alleine wird bereits eine Herausforderung werden, die groß genug ist.
Euer
Ruben Zimmermann
Ruben Zimmermann