• 04. September 2021 · 11:29 Uhr

Frederic Vasseur: Hätte Räikkönen liebend gern als Berater

Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur spricht über den Rücktritt von Kimi Räikkönen und steht kurz davor, seine Fahrer für 2022 bekanntzugeben

(Motorsport-Total.com) - Am Mittwoch ließ Kimi Räikkönen die Bombe platzen: Der Finne erklärte seinen Rücktritt zum Saisonende und wird damit nicht nur den Fans und der Formel 1, sondern auch seinem Team Alfa Romeo fehlen. Damit benötigt das Team für 2022 auf jeden Fall einen neuen Fahrer. (Hier erfahren, welche Cockpits für 2022 noch zu haben sind!)

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Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur mit Formel-1-Fahrer Kimi Räikkönen Zoom Download

Im Interview spricht Teamchef Frederic Vasseur über den Wert des "Iceman" für das Team und dass er ihn gerne in anderer Rolle behalten würde. Zudem verrät er, dass die Entscheidung über die Fahrer schon in der kommenden Woche fallen und verkündet werden könnte.

Frage: "Herr Vasseur, was denken Sie über den Rücktritt von Kimi Räikkönen?"

Frederic Vasseur: "Ich glaube, dass er nicht weit entfernt davon war, es schon ein Jahr früher zu machen. Es ist eine persönliche Entscheidung. Die Saisons werden immer anspruchsvoller und mittlerweile sind wir schon bei 23 Rennen. Auf der anderen Seite hat er eine Familie, von daher kann ich die Entscheidung absolut verstehen."

"Ich finde gut, dass er sich für die Entscheidung Zeit genommen hat, denn es ist keine einfache. Der Worst Case wäre aufzuhören und sich dann am Montagmorgen nach dem letzen Rennen zu fragen: 'Mist, was kann ich tun?' Aber nein, er hat das ordentlich gemacht. Er hat das alleine für sich entschieden, und ich respektiere diese Entscheidung. Ich weiß, das ist nicht einfach. Es braucht Zeit. Aber er hat meinen vollen Respekt."

Frage: "Was hat er dem Alfa-Romeo-Team gebracht?"

Vasseur: "Kimi hat dem Team eine Menge Erfahrung gegeben. Er ist 20 Jahre lang gefahren, war dabei in Spitzenteams und hat um die Meisterschaft gekämpft. Das war für die Entwicklung des Teams eine enorme Unterstützung. Ich rede dabei nicht über die täglichen Ergebnisse, sondern die mittelfristige Entwicklung des Projekts. Er weiß genau, wo die Performance herkommt."


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"Auch für das Image des Teams war er ein enormer Schub. Ich hätte natürlich gerne bessere Ergebnisse gehabt, aber das ist auch der Sinn des Rennsports: Du möchtest immer mehr und mehr. Aber es ist, wie es ist, und die Unterstützung von Kimi war beeindruckend."

Frage: "Wo lagen seine größten Stärken als Fahrer?"

"Ich möchte nicht über Speed reden, denn der ist immer relativ."Frederic Vasseur
Vasseur: "Ich möchte nicht über Speed reden, denn der ist immer relativ. Ich denke aber, dass er das große Gesamtbild eines Rennens perfekt verstehen kann. Wenn man über Reifenmanagement, Energiemanagement, Benzinmanagement und so weiter reden muss, dann hat er selbst immer ein gutes Verständnis über die Situation."

"Ich erinnere mich noch genau an das Rennen vor ein oder zwei Jahren in Silverstone. Er hat mit Ricciardo und Perez gekämpft und hatte dabei ein unheimlich beeindruckendes Energiemanagement und konnte trotzdem alle hinter sich halten. Er hat diese Mischung aus Erfahrung, Abgeklärtheit und Nutzen, in der er ziemlich beeindruckend ist."

Wo Räikkönen Alfa Romeo am meisten fehlen wird

Frage: "Was werden Sie an Kimi am meisten vermissen?"

Vasseur: "Die langen Gespräche, die wir miteinander haben! Er ist für das Team und für das Unternehmen von großem Wert und ist immer geradeheraus. Wir müssen keine halbe Stunde reden. Er kann direkt sagen, was er denkt. Für mich ist das in unserer Welt von unschätzbarem Wert."

Frage: "Könnten Sie ihn in einer beratenden Rolle behalten?"

Vasseur: "Er hat vor drei Tagen entschieden, dass er aufhören wird. Ich glaube, ich habe schon einige Angebote aus anderen Serien gesehen. Ich denke, dass es besser wäre, wenn wir ihn erst einmal zur Ruhe kommen lassen. Dann haben wir immer noch Zeit, darüber zu reden, was wir in Zukunft machen können."


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"Ich hätte Kimi natürlich liebend gerne in irgendeiner Form bei uns, aber er muss sich Zeit lassen. Es wäre ein Fehler, heute schon etwas anderes anzunehmen und zu sagen, ich möchte dies oder ich möchte jenes tun. Er muss zur Ruhe kommen und realisieren, was diese Entscheidung bedeutet. Und dann ist es an der Zeit, sich um die Zukunft zu kümmern."

Wer tritt die Nachfolge von Räikkönen bei Alfa Romeo an?

Frage: "Wer wird ihn ersetzen?"

"Jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen. Das werden wir auch tun."Frederic Vasseur
Vasseur: "Kimi hat sein Karriereende erst vor zwei Tagen verkündet. Jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen. Das werden wir auch tun. Und zwar schon bald. Ihr werdet es als erstes erfahren!"

Frage: "Wann können wir eine Verkündung für das kommende Jahr erwarten?"

Vasseur: "Es wird in der kommenden Woche oder in der Woche darauf sein. Ich denke, dass wir mittlerweile alle Karten in unserer Hand haben. Wir müssen weitermachen und eine Entscheidung fällen - und in dem Fall können wir das schnell machen. Ich weiß nicht, ob es vor Monza, nach Monza oder vor Sotschi sein wird."

Frage: "Mögen Sie Finnen?"

Vasseur: "Es ist keine Frage von Nationalitäten."

Frage: "Aber natürlich spricht jeder über Valtteri Bottas. Sie kennen ihn sehr gut. Er wäre eine fantastische Ergänzung ..."


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Vasseur: "Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen und eine begrenzte Anzahl von Fahrern. Sie können sich also die Kombinationen vorstellen ..."

Frage: "Haben Sie gute Erinnerungen an die Arbeit mit Valtteri?"

Vasseur: "Ja, aber ich würde Valtteri nicht ins Auto setzen, nur weil ich gute Erinnerungen mit ihm habe."

Frage: "Sie haben mit vielen Fahrern gearbeitet."

Vasseur: "Ich habe Auswahl!"

Frage: "Der Deal mit Alfa Romeo garantiert Ferrari kein Cockpit für einen ihrer Nachwuchsfahrer. Aber das heißt natürlich nicht, dass sie nicht trotzdem einen Deal landen können."

Vasseur: "Sicher. Aber wir haben eine sehr starke Verbindung mit Ferrari, wollen die Beziehung entwickeln und haben mit Sicherheit auch einen genauen Blick auf die Akademie."

Wie stehen die Chancen von Giovinazzi für 2022?

Frage: "Hat Antonio Giovinazzi genug gemacht? Sein Vorteil ist die Kontinuität."

"Wir haben den Vorteil, dass wir die Entscheidung nicht heute treffen müssen."Frederic Vasseur
Vasseur: "Wir haben den Vorteil, dass wir die Entscheidung nicht heute treffen müssen. Ihm stehen noch ein paar Rennen bevor, und er befindet sich in einer guten Position. Er ist Teil der Familie und leistet gute Arbeit."

Frage: "Wäre es bei den Regeländerungen besser, einen erfahrenen Piloten zu haben?"

Vasseur: "Ich weiß nicht, ob die Regeländerungen etwas damit zu tun haben. Es geht eher um die eingeschränkte Anzahl an Testtagen. Wir müssen verschiedene Punkte bei unserer Fahrerwahl berücksichtigen."

Frage: "Hat Giovinazzi damit einen Vorteil gegenüber den anderen Ferrari-Junioren?"

Vasseur: "Man kann sagen, dass die anderen nicht den Vorteil haben, das Auto zu kennen. Mich sorgt eher die Anzahl an Testtagen bei einem Rookie. Du hast nur sechs oder acht Tage, wenn man den Test am Ende der Saison mitzählt. Das sind pro Fahrer drei Tage mit einem neuen Auto. Und dann muss man noch Zuverlässigkeitsprobleme und schlechtes Wetter berücksichtigen."

"Aber wenn man einen Fahrer verpflichtet, dann möchte ich einen mittelfristigen Vertrag haben. Du darfst nicht nur auf die ersten beiden Events schauen, sondern darüber hinaus."

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