• 22. Januar 2014 · 15:21 Uhr

Neue Regeln für Renault "inzwischen längst Realität"

Rob White, stellvertretender Geschäftsführer von Formel-1-Motorenhersteller Renault, im Interview über die Herausforderungen der neuen technischen Regeln

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Grand Prix von Australien startet die Formel 1 am 16. März in eine neue Ära. Die V8-Saugmotoren sind endgültig Geschichte. Ab sofort bestimmen V6-Turbo-Motoren mit komplizierten Energierückgewinnungs-Systemen (ERS) das Bild. Die ersten Testfahrten mit der neuen Antriebstechnik stehen ab dem kommenden Dienstag in Jerez de la Frontera auf dem Programm.

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Rob White ist überzeugt, dass Renault für die V6-Ära gerüstet ist Zoom Download

Rob White, stellvertretender Geschäftsführer von Renault, spricht im Interview über die Auswirkungen des neuen technischen Reglements auf die Motorenhersteller, die damit einhergehenden Herausforderungen und darüber, wie man bei Renault auf die neuen Gegebenheiten reagiert hat.

Frage: "Rob, wie stark werden sich deiner Meinung nach die Antriebsstränge der einzelnen Hersteller voneinander unterscheiden?"

Rob White: "Man muss wissen, dass es im Rahmen der technischen und sportlichen Vorgaben so etwas wie eine Ideallösung gibt. Die einzelnen Hersteller werden sich dieser Ideallösung auf verschiedenen Wegen nähern, zumindest zu Beginn. Da die Entwicklung bei allen noch am Anfang steht, kann es sein, dass es große Performance-Schwankungen geben wird. Doch wie bei allen radikalen technischen Änderungen gehen wir auch diesmal davon aus, dass Fortschritte extrem schnell passieren werden. Der Abstand zwischen den einzelnen Herstellern kann sich daher in größerem Maße verändern als wir es gewohnt sind. Wir sollten jedoch niemals die Kompetenz der Formel-1-Teams unterschätzen. Die Annäherung an die Ideallösung kann sehr schnell passieren."

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Der V6-Antriebsstrang von Renault mit einem zentralen Auspuffendrohr Zoom Download

Frage: "Werden die Autos auch unter den neuen technischen Voraussetzungen so schnell sein wie vorher?"

White: "Die kurze Antwort darauf ist: Ja. Was zunächst eine Wissenschaft für sich war, hat sich inzwischen in jeglicher Hinsicht längst zur Realität entwickelt. Wir müssen uns keine Sorgen machen. Natürlich sprechen wir Stand heute immer noch von der virtuellen Welt, da wir ja noch nicht auf der Teststrecke waren. Wir haben aber die Leistung auf dem Prüfstand gemessen und ich kann sagen, dass selbst die optimistischsten Vorhersagen eingetreten sind. Wir glauben, dass der Antriebsstrang jede Menge Leistung liefern wird - genug, um die Autos schnell zu machen. Die Art und Weise, wie die Autos ihre Performance abliefern, wird in diesem Jahr aber eine etwas andere sein. Das liegt an den neuen Regeln hinsichtlich Antriebsstrang und Aerodynamik. Das Fahren an sich wird anders sein, aber die Autos werden schnell sein."

Frage: "Wird es auch in der Saison 2014 richtigen Rennsport geben?"

White: "In diesem Jahr wird es eine Menge Faktoren geben, die den Ausgang der Rennen unvorhersehbar machen. Aus sportlicher Sicht sind unvorhersehbare Rennausgänge immer eine tolle Sache. Dennoch bleiben einige der fundamentalen Elemente der Formel 1 bestehen. So wird es auch in diesem Jahr 22 Autos im Feld geben und derjenige, der als Erster die Karierte Flagge sieht, wird der Sieger sein. Bis es soweit ist, wird es aber jede Menge Positionsverschiebungen auf der Strecke geben. Das heißt, wir werden richtigen Rennsport sehen."

"Einer der Hauptunterschiede zwischen 2013 und 2014 liegt in der Art und Weise, wie sich die Teams das Rennen einteilen. Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Diese werden verschiedene Szenarien zur Folge haben und wir werden es mit verschiedenen Möglichkeiten zu tun haben, wie wir uns die Energie und die Leistung einteilen. Auch wenn wir jetzt neue Werkzeuge zur Verfügung haben, so werden die grundsätzlichen Abläufe eines Rennens dennoch die gleichen bleiben. Unterm Strich wird es darauf ankommen, dass die Fahrer die ihnen sich bietenden Gelegenheiten ergreifen."

Frage: "Werden die Fahrer angesichts der neuen Regeln ihren Fahrstil ändern müssen?"

White: "Die Fahrer haben ein unglaublich gutes Gespür für das Limit eines Autos. Dementsprechend können sie ihren Fahrstil sehr gut anpassen. Schon in der Vergangenheit mussten sich die Fahrer wiederholt an neue Systeme gewöhnen - F-Schacht, KERS und so weiter. Das ging ihn der Regel ohne größere Schwierigkeiten über die Bühne. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie nahe die Fahrer den theoretischen Grenzen kommen. Ich glaube nicht, dass wir eine Diskussion darüber führen müssen, ob die Fahrer intelligent sind oder nicht. Es geht wie bei allen anderen Veränderungen auch diesmal darum, sich anzupassen."

Frage: "Inwiefern musste man sich bei Renault umstellen, um mit dem neuen Antriebsstrang zurechtzukommen?"

White: "Wir mussten das Unternehmen stärken, das heißt die Infrastruktur in Viry überarbeiten, um für die Herausforderungen des neuen Antriebsstrangs gerüstet zu sein. So haben wir zusätzliche Leute eingestellt. Darüber hinaus haben wir Unterstützung von Renault-Spezialisten aus anderen Bereichen, wie etwa der Materialforschung, bekommen. In der Fabrik wurde die bestehende Technik teilweise überarbeitet, teilweise wurde komplett neue Technik installiert. Gleichzeitig haben wir auch bei Mecachrome aufgerüstet. So gibt es dort inzwischen einen komplett neuen Prüfstand, den die Antriebsstränge durchlaufen müssen, bevor sie auf die Strecke gelassen werden."

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