• 24. Oktober 2010 · 17:36 Uhr

Alonso: "Dieser Sieg schmeckt herrlich"

Ferrari-Fahrer Fernando Alonso beschreibt seine Sicht der Dinge zum Großen Preis von Südkorea, will aber nicht von einer WM-Vorentscheidung sprechen

(Motorsport-Total.com) - Die Konkurrenz machte den Weg frei: Fernando Alonso staubte bei der Rennpremiere in Südkorea den Sieg ab, weil erst Mark Webber ausschied und wenig später auch Sebastian Vettel die Segel streichen musste - die Nullnummer von Red Bull war das Glück des zweimaligen Weltmeisters, der nach seinem Triumph in Yeongam an der Spitze der Gesamtwertung steht. In der Pressekonferenz spricht Alonso über seine jüngsten Ergebnisse und die Aussichten für die finalen Saisonrennen.

Foto zur News: Alonso: "Dieser Sieg schmeckt herrlich"

Feierstunde für Fernando: Alonso siegte in der Dämmerung des Südkorea-Rennens Zoom Download

Frage: "Fernando, in den vergangenen vier Rennen hast du dreimal gewonnen. Damit hast du die WM-Gesamtwertung glatt auf den Kopf gestellt. Du bist sicherlich überaus zufrieden..."

Fernando Alonso: "Ja, absolut. Für uns war das eines der besten Rennen in diesem Jahr. Das Team brachte beide Autos auf das Podium und das ist ein fantastisches Ergebnis für Ferrari."

"Wir waren das gesamte Wochenende über konkurrenzfähig. In der Qualifikation am Samstag hatten wir ein starkes Auto und wussten, dass wir auch im Renntrimm flott sein würden. Bei solchen Wetterbedingungen weiß man das aber nie genau."

"Am Morgen war es nass und uns war klar: Vor uns würde ein schwieriges Rennen liegen. Dieses Rennen zu beenden und noch dazu zu gewinnen, ist klasse. Ich denke, das ist das erste Regenrennen, das ich für mich entschieden habe. Das stimmt mich noch zufriedener."

"Ich habe noch nie bei derart kniffligen Bedingungen gewonnen."Fernando Alonso
Frage: "War dieser Sieg im Hinblick auf die vielen Zwischenfälle der schwierigste Erfolg und zugleich der wertvollste dieser Saison?"
Alonso: "Ja, kein Zweifel. Ich denke, ich habe noch nie bei derart kniffligen Bedingungen gewonnen. Wir fuhren bei extremen Verhältnissen los, es gab eine rote Flagge und schließlich wurde das Rennen hinter dem Safety-Car neugestartet."

"Als wir auf Intermediates wechselten, hatten wir keinerlei Referenzdaten von vergangenen Jahren oder auch von Freitag oder Samstag. Dort waren wir schließlich immerzu im Trockenen unterwegs. In den Schlussrunden wurde es sehr dunkel und wir mussten mit Beinahe-Slicks im Nassen fahren. Insgesamt waren es schwierige Bedingungen. Also ja: Dieser Sieg schmeckt herrlich."

Das Wetter stellt der Formel 1 ein Bein...

Frage: "Musste man dieses Rennen einfach nur überstehen, um letztendlich als Erster ins Ziel zu fahren? Die Bedingungen waren nicht einfach..."

Alonso: "Solche Grands Prix sind unheimlich schwierig. Es ist eine neue Strecke, also hatten wir keinerlei Anhaltspunkte, was das Fahren im Nassen anbelangte."

"In den ersten Runden mussten wir erst einmal alles entdecken. In meinen Augen ist es besser, in den ersten zehn Umläufen vier bis fünf Sekunden zu verlieren und anschließend das Tempo zu forcieren. Das wussten wir, also blieben wir ruhig. Die Verhältnisse waren sehr knifflig. In den ersten zehn Runden und bei den Umläufen hinter dem Safety-Car war die Sicht gleich Null. Es war alles andere als einfach."

"Das Auto funktionierte auf beiden Reifenmischungen richtig gut."Fernando Alonso
"Das Auto funktionierte aber auf beiden Reifenmischungen richtig gut - sowohl auf Regenreifen als auch auf Intermediates. Vielleicht waren wir nicht zu jeder Zeit im Rennen so schnell wie Sebastian, doch als Mark sein Problem hatte und ausschied, wendete sich das Blatt. Auf das Podium zu fahren, war genug für uns."

Frage: "Denkst du, du hättest Sebastian letztendlich einfangen können? Wie sahen seine Reifen im Vergleich zu deinen Pneus aus?"

Alonso: "Ich konnte mir keinen Eindruck vom Zustand seiner Reifen verschaffen. Ich denke, er war auf den Regenreifen etwas schneller unterwegs."

"Als wir schließlich Intermediates aufziehen ließen, schienen wir die Geschwindigkeit etwas besser mitgehen zu können. Damit lagen wir dann stets eine Sekunde bis eineinhalb Sekunden hinter ihm. Die sechs, sieben Schlussrunden waren sehr schwierig, denn meine Intermediates waren quasi zu Slickreifen geworden."

"Wessen Pneus in dieser Phase besser waren, der hätte vermutlich das Rennen gewonnen. Im Hinblick auf den Zustand der Reifen haben wir zuletzt ja Unterschiede in den Rundenzeiten von bis zu vier Sekunden pro Runde gesehen. Es ist schwierig zu sagen, wie es für Sebastian war."

"Meine Intermediates wurden langsam zu Slicks..."Fernando Alonso
Frage: "Wie verhielten sich die Reifen zum Schluss? Du warst zuletzt in 1:51 Minuten unterwegs, als der nächstschnellste Fahrer 1:54 Minuten benötigte..."
Alonso: "Meine Intermediates wurden langsam zu Slicks. Es gab einige Kurven, in denen die Linie bereits trocken war. Die Reifen waren sehr gut und lieferten einen guten Grip."

"In manchen Ecken stand allerdings noch etwas Wasser. Dort war es etwas schwieriger und man holte sich nur schnell ein stehendes Rad. Man hatte dort auch gerne zu viel durchdrehende Räder. Meine Reifen waren insgesamt in einem besseren Zustand als bei anderen Fahrzeugen, denn ich konnte ein paar Sekunden schneller fahren."

Alonso nimmt Boxen-Panne auf seine Kappe

Frage: "Bei deinem Boxenstopp schien es ein kleines Problem am rechten Vorderrad zu geben..."

Alonso: "Ja, das war mein Fehler."

Frage: "Was ist genau passiert?"

Alonso: "Ich blockierte die Räder und kam etwas seitlich an. Ich denke, der Mechaniker hatte gewisse Schwierigkeiten mit der Position, in der ich in der Haltebucht stand."

"Um ehrlich zu sein: Ich habe an nichts Spezielles gedacht."Fernando Alonso
Frage: "Hattest du angesichts der roten Flaggen die Sorge, dass es überhaupt kein Rennen geben könnte?"
Alonso: "Um ehrlich zu sein: Ich habe an nichts Spezielles gedacht. Ich habe einfach nur gemeinsam mit meinem Ingenieur das Rennen vorbereitet. Ich sprach über die Reifen, die Drücke, die Temperaturen der Bremsen und dergleichen. Ich hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken, ob das Rennen stattfinden würde oder nicht."

Frage: "Kannst du die größte Veränderung bei Ferrari seit dem Sommer skizzieren?"

Alonso: "Glück. Ich war seit Silverstone konkurrenzfähig. In Silverstone hatten wir ein Problem mit einem Manöver gegen Kubica und verloren aufgrund einer Durchfahrtsstrafe 14 Positionen."

"In Valencia hatten wir ebenfalls Pech und strichen ein schlechtes Ergebnis ein. Natürlich hat sich das Auto stark verbessert, denke ich. Das Team leistet ebenfalls großartige Arbeit, denn wir haben bei jedem Rennen neue Teile am Start. Doch wie ich schon sagte: Seit Silverstone hatten wir meiner Meinung nach das Auto, um in jedem Grand Prix auf dem Podium zu stehen."

"In einem Abschnitt der Saison hatten wir Probleme damit - vielleicht wegen des Glücksfaktors. Jetzt erzielen wir dafür mehr Siege als erwartet - wegen des Glücksfaktors. Heute lagen wir ja schließlich an dritter Stelle, als ein Red Bull verunfallte und der andere in die Luft flog. Wie sagen wir so oft: Glück und Pech gleichen sich am Jahresende aus."

Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Südkorea


Konstanz ist und bleibt der Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Nun stehen noch zwei Rennen aus und du führst in der Gesamtwertung mit elf Punkten vor Mark Webber und mit 21 Zählern vor Lewis Hamilton. Wie fühlst du dich?"

Alonso: "Nun ja, in meinen Augen hat sich nichts wirklich verändert. Wir wissen, dass bei diesem Punktesystem schon in einem Rennen alles Mögliche passieren kann. Wenn du nicht punktest, verlierst du 25 Punkte auf einen deiner Hauptrivalen."

"Es hat sich also nichts verändert. Mark und Sebastian hatten hier etwas Pech, doch in den verbleibenden beiden Rennen kann sich noch einiges ereignen. Es gibt noch immer vier oder fünf Titelkandidaten. Man kann es nicht oft genug betonen: Auf das Podium zu fahren und konstant zu sein ist der Schlüssel, um diesen Titel zu gewinnen."

"Wir müssen bei diesen beiden Rennen auf das Podium fahren und um den Sieg kämpfen."Fernando Alonso
"Wir waren in den vergangenen sechs bis sieben Rennen sehr gut, sehr konzentriert und sehr fokussiert. Die beiden noch ausstehenden Events dürfen wir aber nicht außer Acht lassen. Wir müssen bei diesen beiden Rennen auf das Podium fahren und um den Sieg kämpfen."

Frage: "Du bist der Spitzenreiter und brauchst im Normalfall nicht zu attackieren. Wie wird das deine Herangehensweise, deinen Fahrstil und deine Strategie für die Schlussrennen verändern?"

Alonso: "Gar nicht, denke ich. Ein Resultat und ein Rennen ändern nicht den Gesamteindruck einer kompletten Meisterschaft."

"Es gibt noch immer vier oder fünf Titelkandidaten. Wir wussten schon vor diesem Rennen hier, dass es wichtig ist, jedes Rennen zu beenden. Regelmäßig auf das Podium zu fahren beschert dir an jedem Wochenende viele Punkte. Mehr oder weniger bringt dich das auch in eine Position, dass du in Abu Dhabi um den Titel kämpfen kannst."

"Diese Konstanz gilt es in den beiden restlichen Rennen beizubehalten. Siege einzufahren ist fantastisch und wir haben an jedem Wochenende das Ziel, das Rennen zu gewinnen. Manchmal ist das aber nicht möglich, wie wir wissen. Es geht darum, unser Potenzial an jedem Wochenende zu maximieren."

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