Vettel: "Darf nur auf mich schauen"
Der Red-Bull-Pilot nach seiner Pole-Position in der Pressekonferenz über Vertrauen, Ruhe, die Chancen im Rennen und die Hauptgegner in Südkorea
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hattest am Ende nur eine Runde und hast mit nur 71 Hundertstelsekunden noch die Pole-Position geholt. Das muss ein besonderes Gefühl sein, kann ich mir denken."
Sebastian Vettel: "Ja, es war wieder sehr eng. Am Ende von Q3 hatte ich zwei Runden. Schon mit der ersten Runde war ich zufrieden, aber ich konnte die Rundenzeiten nicht ganz hinlegen, weil ich im ersten Sektor Zeit verlor. Ich zweiten Versuch war der Anfang der Runde viel besser. Im ersten Sektor geht es fast nur geradeaus, viel kann man nicht ausrichten. Man muss nur die Bremspunkte treffen. Die Sektoren zwei und drei machen mehr Spaß, doch hier kann man auch schnell Fehler machen."
"Im letzten Versuch ließ etwas viel Luft nach oben und verlor etwas im mittleren Sektor. Ich kann im Cockpit ja verfolgen, wie schnell ich bin. Ich dachte, dass es womöglich nicht reichen könnte, und habe im letzten Sektor noch mal angegast. Der Abstand ist zwar gering, aber es hat wieder gepasst. Für uns alle ist das eine tolle Leistung, speziell nach dem gestrigen Tag, als es nicht glatt lief."
"Wir haben etwas probiert, was nicht funktionierte. Und da kam noch der Plattfuß hinzu, und das auf einer neuen Strecke, die faktisch niemand kannte. Ich hatte somit nur sehr wenig Runden. Heute Morgen haben wir auch versucht, das Auto zu schonen, und fuhren nur wenig. Ich musste also in den paar Runden im Qualifying alles geben. Ich kam in einen Rhythmus und konnte so auch bei besser werdenden Streckenbedingungen die Zeiten verbessern."
Frage: "Die verschiedenen Autos sind auf jeweils verschiedenen Streckenabschnitten schneller. Was hat da heute den Ausschlag gegeben?"
Vettel: "Nachdem wir gestern und heute Morgen so wenig fuhren, muss man einfach in einen Rhythmus finden. Einige Kurven hier sind schwierig zu verstehen, darunter die Kurven neun, zehn, elf, die schöne Linkskurve, die etwas erhöht ist. Dann folgt die Rechtskurve, die nach außen abfällt, die zwölfte Kurve."
"Man muss viele Dinge hier verstehen, auch beim Überfahren der Kerbs. Wenn man es etwas übertreibt und in den Staub kommt, wirkt sich das auch auf die folgende Kurve aus. Das war nicht einfach, aber wir wissen auch, dass unser Auto Kurven besonders mag. Auf den Geraden versuchen wir unser Bestes. Der F-Schacht wird besser, das hilft schon, aber viel ausrichten können wir da nicht. Wir müssen eben umso mehr in den Kurven attackieren."
Kein Blick auf die WM
Frage: "In Japan standet du auch auf der Pole-Position und hast dann gewonnen. Ist das dein Sprint am Ende Saison hin zum WM-Titel?"
Vettel: "Das würde mir nichts ausmachen. Man muss jedes Rennen nehmen, wie es kommt. Japan war natürlich schön, aber steht Südkorea an. Alles ist auf das Rennen morgen ausgerichtet, aber heute bin ich froh, dass wir die Schwierigkeiten in den Trainings überwunden zu haben scheinen. Das Auto ist schnell, aber man muss es dennoch auch umsetzen. Das Wichtigste war, nie den Fokus zu verlieren, ruhig zu bleiben."
Frage: "Wie lief das Qualifying für dich den ab?"
Vettel: "Nachdem ich gestern den Plattfuß hatte, war das für das Team eine tolle Leistung. Wir mussten früher als geplant mit dem weichen auf die Strecke und hatten damit mehr Verschleiß. Und wir haben etwas probiert, was nicht funktioniert hat. Aber wichtig ist, dass wir ruhig geblieben sind, auch, als wir heute Morgen wenig fuhren, um das Auto zu schonen. Am Auto haben wir nicht mehr viel verändert, nur noch ganz kleine Dinge."
Frage: "Warum seid Ihr am Morgen so wenig gefahren. Habt ihr versucht, den Motor zu schonen?"
Vettel: "Wir wollten einfach so wenig wir nötig mit dem Motor fahren. Das war natürlich schwierig. Wir konnten gestern nicht die nötigen Runden und wussten, dass wir weniger fahren können als der Rest. Wir kamen da aber ganz gut durch. Das Qualifying selbst war dann sehr unterhaltsam. Ich fühlte mich immer wohler auf der Strecke. Und auch das Auto wurde immer schneller, je mehr Gummi auf der Bahn lag."
Zuversicht war nie gestört
Frage: "Wie viel Zuversicht herrschte vor dem Qualifying?"
Vettel: "Natürlich hilft es, wenn man ein gutes letztes Training vor dem Qualifying hatte. Das war bei uns nicht so. Heute Morgen steckte ich selbst bei den zwei Runden, die wir hatten, im Verkehr. Aber die Sektorenzeiten sahen gut aus. Man hat keine Rundenzeit parat, die man sich selbst vorgeben kann. Aber man betrachtet sich dennoch selbst und weiß, dass alles in Ordnung kommt, wenn es nach Plan läuft. Es gab keinen Grund für Panik. Wir waren zuversichtlich, egal ob wir nun am Ende des Trainings noch Bestzeiten für die Spitze gefahren sind oder nicht."
Frage: "Wer ist im Rennen dein Hauptgegner?"
Vettel: "Ich selbst. Ich darf nur auf mich schauen, so wie heute Nachmittag. Mark hat gestern und heute Morgen gezeigt, was das Auto kann. Ich habe mir nie Sorgen gemacht, dass ich das nicht auch kann. Das Rennen ist lang. Hinter mir steht Fernando (Alonso). Wir müssen uns zunächst auf den Start konzentrieren, dann folgen Kurven, in denen viel passieren kann. Wenn man sich den ersten Sektor anschaut, dann war der für uns gar nicht so desaströs. Von der Endgeschwindigkeit sind wir besser als erwartet. McLaren und Renault können wir da nicht schlagen, aber auf Augenhöhe mit Ferrari können wir sein. Regen kann auch noch kommen, also wissen wir nicht, wie die Strecke beim Start sein wird."
Bitte kein Regen!
Frage: "Sie saubere Seite durch die Pole-Position ist da sicher auch kein Nachteil."
Vettel: "Wie groß der Unterschied ist, wird man morgen sehen. Interessant ist aber auch, was heute Nacht passiert, ob es vielleicht regnen wird. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 40 Prozent. Am liebsten wäre mir, wenn man die Strecke jetzt einschweißt mit dem vielen Gummi drauf und morgen dann das Rennen wieder startet."
Frage: "Die Reifen sind hier ein großes Thema. Bei wem bauen die Reifen denn am meisten ab?"
Vettel: "Wir sollten gut dabei sind. Es war interessant, nach dem Qualifying die Reifen der beiden Ferraris zu sehen. Die Vorderreifen sahen dabei nicht allzu gesund aus. Ich glaub, da sahen unsere besser ist. Aber bei der einen Runde weiß man nicht, wie stark man pusht. Im Rennen kann das anders aussehen."
Frage: "Wie bist du mit den Veränderungen an der Strecke zufrieden, die über Nacht gemacht wurden?"
Vettel: "In der letzten Kurve haben sie ja innen nur einen großen Klumpen reingefüllt, damit wir da nicht mehr abkürzen. Das ändert nichts. Gestern hielt ich von einer Änderung in Kurve 16 nichts, aber das war falsch. Sie ist nun etwas schwieriger, aber es ist ja unsere Aufgabe, das Beste daraus zu machen. Und sicherer für die Autos ist es jetzt allemal. Man trifft den Randstein nur weniger, das ist besser."