• 11. September 2010 · 22:27 Uhr

Button: Auf eigenem Weg zum großen Ziel?

Jenson Button bringt sich in Monza mit seiner ganz eigenen Fahrzeugkonfiguration in eine perfekte Ausgangsposition: "Die erste Startreihe ist klasse"

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso macht die Tifosi in Monza mit seiner Pole-Position glücklich und feiert den Erfolg mit seinen italienischen Ferrari-Freunden. Gleichzeitig wird Jenson Button zum stillen Genießer. Der McLaren-Pilot blieb bei seinem Setup mit viel Abtrieb, schaffte es auf Startplatz zwei und hat nun eine sensationelle Ausgangsposition für das Rennen. Sein McLaren ist zwar langsamer auf den Geraden, aber umso besser zu den Reifen.

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Jenson Button sieht sich für das Monza-Rennen in einer guten Situation Zoom Download

Frage: "Jenson, bist du zufrieden mit Platz zwei?"

Jenson Button: "Klar. Ich bin eine gute Zehntelsekunde hinter der Pole, eine tolle Position für mich. Mein Auto ist klasse, toll ausbalanciert. Ich habe am Auto nur wenig verändert, hier und dort nur ganz kleine Anpassungen. Wir waren sofort konkurrenzfähig, mussten nicht noch irgendwo eine halbe Sekunde finden."

"Morgen wird mein Auto mit viel Abtrieb im Rennen die Stärken zeigen können. Die ersten Runden werden etwas knifflig. Wenn ich die ersten Runden gut überstehe, dann sollte mein Wagen sehr konstantes Tempo zeigen können. Dann darf ich auch mit einem schönen Punktgewinn rechnen. Ich freue mich schon auf morgen, am liebsten wäre ich das Rennen gleich heute Nachmittag gefahren."

Frage: "Du hast dich für den F-Schacht und viel Abtrieb entscheiden. War das eine schwierige Entscheidung?"

Button: "Ja, ziemlich schwierig. Mein Auto lief sofort gut und ich konnte eine Trainingsbestzeit markieren. Aber natürlich fragt man sich, was passieren wird, wenn die Strecke mehr Grip aufgebaut hat, ob es dann nicht vielleicht mit dem Paket für wenig Abtrieb besser läuft. Aber ich blieb dabei, während Lewis sich für die andere Variante entschied."

"Die Zeitenjagd war definitiv der schwierigste Part."Jenson Button
"Im zweiten Training war ich wieder gut unterwegs. Aber auch für Lewis funktionierte alles ganz gut. Da wurden wir nochmal etwas nervös. Als wir am Abend die Getriebübersetzungen für den Samstag einbauten, da war die Sache dann endgültig entschieden. Da gab es kein Zurück mehr. Wenn ich jetzt das Aeropaket von Lewis verwenden würde, dann wäre mein Motor nur noch im Drehzahlbegrenzer."

"Im dritten Training war ich dann also auch mit meinem Paket unterwegs. Dann ging es darum, die perfekte Balance für das Qualifying hinzubekommen. Die Qualifikation ist natürlich in diesem Fall grundlegend wichtig. Die Zeitenjagd war definitiv der schwierigste Part bei hohen Temperaturen und mit viel Grip auf der Strecke."

Frage: "Gestern hast du geklagt, dass du mit weichen Pneus Probleme hast..."

Button: "Das war auch so, das war sogar bei beiden Autos so - also auch bei Lewis' Variante mit wenig Abtrieb. Wir haben ein bisschen verändert, um die Reifen besser nutzen zu können. Heute war es viel besser. Wir hatten zwar nicht den großen Zeitgewinn wie die Konkurrenz, aber es hat trotzdem etwas gebracht."

"Ich hatte mit den weichen Reifen in dieser Saison schon mehrfach Probleme, aber heute war es gut. Nun habe ich also ein ganz anderes Auto als die anderen. Ich muss die Zeit in den Kurven holen, dabei kann mir der weichen Reifen helfen. In der Parabolica und in der Ascari-Schikane kann ich deutlich mehr Tempo mitnehmen. Ich freue mich, dass es für die erste Reihe gereicht hat."

"Ich weiß, dass mein Auto im Rennen gut sein wird."Jenson Button
Frage: "Ist das wie eine Befreiung für dich?"
Button: "Ja. Ich hatte in diesem Jahr sechs oder sieben gute Qualifyings, in der anderen Hälfte der Fälle habe ich es nicht ganz so gut hinbekommen. Es ist einfach schön, mal wieder so weit vorne zu sein. Meine Runde war sehr gut und das Auto ist an diesem Wochenende wirklich klasse. Da hat das Team tolle Arbeit geleistet. Mit zwei solch unterschiedlichen Autos so gut zu sein, ist eine tolle Leistung des Teams."

Frage: "Wie gehst du die ersten Runden im Rennen an?"

Button: "Die werden ganz besonders wichtig. Mir fehlt der Topspeed auf den Geraden, daher muss ich vorsichtig sein. Ich weiß, dass mein Auto im Rennen gut sein wird. Aber wenn ich hinter einem Wagen hänge, der auf den Geraden sehr schnell ist, dann komme ich nicht vorbei. Die Strategie wird wichtig. Wenn man in der ersten Reihe steht, dann schielt man auf den Sieg. Wir halten oft den Ball flach und sprechen vom Podium, aber letztlich muss ein Sieg das Ziel sein."

Frage: "Dir hat der weiche Reifen etwa eineinhalb Zehntel gebracht, Felipe Massa ist zwei Zehntel zurück. Hättest du vielleicht das Qualifying auf den harten Reifen risikieren können?"

Button: "Wenn man einen anderen Reifen fährt als die Konkurrenz, dann muss man immer etwas Sorgen haben. Beim Start bietet der weiche Reifen Vorteile. Man bringt sich dann schnell mal in eine schwierige Situation. Gut ist, dass mein Reifen erst eine schnelle Runde drauf hat, er ist also fast neu."

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Der Weltmeister hofft auf schnelle erste Runden im Grand Prix Zoom Download

"Solange es keine Blasenbildung bei den Reifen gibt, müssten sie bei mir aufgrund des höheren Abtriebs besser halten. Es lief bei mir perfekt, weil ich wirklich mit nur einer Runde dort vorne hinein fahren konnte. Aber trotzdem ist es immer ein komisches Gefühl, wenn man bezüglich Abtrieb oder Strategie einen ganz eigenen Weg geht."

Frage: "Du stehst vor den beiden Red Bulls und vor Lewis, aber da ist plötzlich Ferrari..."

Button: "Ja, die waren sehr schnell und glänzen nun pünktlich zum Heimspiel. Sie waren schneller als erwartet. Fernando konnte ich nicht schnappen. Aber für mich ist wichtig, dass ich auch in der ersten Reihe stehe. Immerhin stehe ich nun erstmals in dieser Saison so weit vorne. Der Sieg ist klar das Ziel."

Frage: "Fernando hat das Publikum im Rücken. Was brauchst du, um erfolgreich zu sein?"

Button: "Einen guten Start. Wenn ich einen guten Start habe, dann sieht es gut aus. Wenn nicht, dann brauche ich eine gute Strategie. Aber da machen ich mir erstmal keine Sorgen. Wir haben die besten Strategen der Welt im Team."

Frage: "Bist du also nun wieder voll im Titelkampf?"

Button: "Es ist lustig, wie schnell sich da die Meinungen ändern. Vor zwei Wochen waren es fünf Titelkandidaten, jetzt sind es angeblich nur noch zwei. Das kann sich ganz schnell wieder ändern. Ich brauche hier ein gutes Resultat. Aber ich bin auf einem guten Weg. Nach dem Pech in Spa war es wichtig, jetzt wieder dabei zu sein. Das Rennen am Sonntag ist wichtig, aber ich habe mir die Aufgabe durch das Qualifying am Samstag etwas vereinfacht."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Italien


Frage: "Hast du also bezüglich des F-Schachts die richtige Entscheidung getroffen?"

Button: "Es geht um mehr als nur den F-Schacht. Es sind zwei komplett unterschiedliche Konfigurationen. Der F-Schacht hat mehr Gewicht, der Wagen ist aber effizienter. Lewis hat das gleiche probiert wie ich und ist danach auf wenig Abtrieb gegangen. Das gefällt ihm offenbar besser. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich richtig entschieden habe, auch wenn es immer Zweifel gibt. Immerhin bin ich extrem viel langsamer auf den Geraden. Das macht es schwierig."

"Ich bin sicher, dass ich für das Rennen die richtige Wahl getroffen habe. Komplizierter war es heute mit dem vielen Abtrieb im Qualifying. Aber im Rennen wird es gut gehen. Mein Auto ist gut. Ich möchte die hart arbeitende Mannschaft nun mit einem tollen Ergebnis belohnen."

Frage: "Was ist das erste Ziel: Alonso angreifen oder Massa abwehren?"

Button: "Man blickt immer lieber nach vorne. Man weiß allerdings nie, wer einen guten und wer einen schlechten Start erwischt. Auch in der erstem Kurve kann viel passieren. Es macht keinen Sinn, sich nun alle möglichen Szenarien zu überlegen. Dann ist man vielleicht plötzlich nicht mehr offen für sich neu ergebende Situationen. Ich bin da lieber ganz offen und freue mich auf vielleicht eine Chance, an Fernando vorbei zu kommen."

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