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Schumachers Ziel: Aus eigener Kraft an die Spitze
Michael Schumacher über den Aufbauprozess bei Mercedes, Motivation und Optimismus, Titelchancen und sein derzeit rundherum zufriedenstellendes Leben
(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher kennt die Situation, in der er sich derzeit bei Mercedes wiederfindet, bestens. Er hat bei Benetton Aufbauarbeit geleistet, er hat sich mit Ferrari an die WM-Spitze gekämpft. Mit Mercedes will er es nun genauso machen. In Montréal setzte sich Schumacher mit den Reportern zusammen und sprach über den Aufbauprozess bei Mercedes, die aktuelle Lage, seine Chancen im Titelkampf, das Ziel, aus eigener Kraft an die Spitze fahren zu können und sein Leben als Formel-1-Rückkehrer.
Frage: "Michael, welche Erwartungen hattest du für dich selbst, als du in die Saison gestartet bist?"
Michael Schumacher: "Die Meisterschaft ist mein Ziel und mein Fokus. Aber es kommt der Punkt, an dem man feststellt, dass sein Paket so ist, wie es ist. Und von dort aus muss man ein gewisses Programm und einen gewissen Prozess durchlaufen. Und das machen wir."
© xpb.cc
Michael Schumacher will gemeinsam mit Mercedes den Weg an die Spitze schaffen Zoom Download
"Das Jahr ist noch lang. Ich persönlich denke nicht, dass ich wirklich in einer Position bin, um viel über den Titel zu reden. Es geht mehr um den Aufbau und darum, die Dinge dafür zu organisieren, was ab dem nächsten Jahr passiert. Aber man kann nie wissen. Es ist immer noch ein langes Jahr und es werden noch viele Punkte vergeben."
Frage: "Du hattest bisher zwei vierte Plätze. Ist ein Podium der nächste Schritt für dich?"
Schumacher: "Ob ich ein weiteres Podium hole oder nicht ändert an meiner Statistik gar nichts. Tatsache ist: Ich möchte sehen, dass wir aus eigener Kraft auf diese Position fahren können. Und derzeit sind wir dazu nicht in der Lage. Ich habe in der Türkei durch Sebastian Vettels Ausfall einen Platz geschenkt bekommen. Aus Teamsicht sind wir derzeit Dritte und wir müssen wirklich arbeiten. Das tun wir, damit wir aus eigener Kraft auf das Podium fahren und Rennen gewinnen können. Das ist, was wir wollen und was wir schaffen können. Aber es braucht Zeit."
Schumacher: "Er trägt sicher einen Teil dazu bei. Aber wir hatten in der Türkei ohnehin ein Aerodynamik-Upgrade. Es ist also ein natürlicher Prozess, den wir durchmachen. In der Türkei hat es uns vor Ferrari gebracht. Aber das bedeutet nicht, dass das hier auch der Fall ist. Wir haben erlebt, wie ein Team vorn und dann wieder hinten war - es ist manchmal ein bisschen schwierig und seltsam zu verstehen, warum das der Fall ist. Wir hoffen, dass wir am vorderen Ende bleiben und bisher konnten wir immer das Maximum aus dem Paket herausholen. Nico Rosberg hat einen fantastischen Job gemacht, als er die Podiumsplätze geholt hat."
Frage: "Du hast vom Aufbauprozess gesprochen. Du hast bei bei Ferrari mitgemacht, bei Benetton. Gibt es dir immer noch große Befriedigung, in ein Team zu kommen, mit ihm zu arbeiten und es aufzubauen?"
Schumacher: "Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin. Das Fahren ist das eine. Aber eine enge Zusammenarbeit, ein gutes Verständnis füreinander und eine gute Stimmung im Team sind sehr befriedigend."
Frage: "Du arbeitest mit einem deutschen Team. Spielt es auch eine Rolle, dass es ein Team aus deinem eigenen Heimatland ist?"
Schumacher: "Sicher. Wenn man sich anschaut, wie ich angefangen habe: Mercedes hat mich auf dem Weg in die Formel 1 unterstützt. Ja, es passt alles sehr gut zusammen."
Frage: "Du hast gesagt, dass es für dich von der persönlichen Leistung her außer in China gut gelaufen ist. Würdest du sagen, dass die Türkei dein bestes Rennen dieses Jahres war?"
Schumacher: "Nein, in der Türkei habe ich das Auto nur nach Hause gefahren. Ich konnte nach vorn überhaupt nichts machen, weil sie für uns viel zu schnell waren. Ich habe nur den Platz gehalten und bin so gefahren, dass nach hinten nichts passiert."
Schumacher: "Es gab noch kein 'bestes Rennen' für mich. Manchmal hat man diese ganz speziellen Rennen und Momente, in denen alles perfekt zusammenpasst. Und so weit sind wir noch nicht."
Frage: "Fehlt dir das?"
Schumacher: "Ich weiß, dass ich dorthin kommen werde. Das ist ein Grund, warum ich das mache - an diesen Punkt zu kommen. Aber dazu braucht es gewisse Zutaten und die suchen wir noch zusammen."
Frage: "Was ist in deinem Leben der größte Unterschied zwischen jetzt und damals, als du den Sport verlassen hast?"
Schumacher: "Vielleicht genieße ich es jetzt wesentlich mehr, weil ich nur noch die wichtigen Dinge ernst nehme."
Frage: "Ist es so glücklicher - da hast weniger Stress?"
Schumacher: "Ich bin mit meinem Leben rundherum zufrieden, mit meiner Familie, mit der Aufregung, die ich habe. Ich habe überhaupt keinen Grund, mich zu beschweren. Ich fühle mich wirklich entspannt."
Frage: "Ist Stress eine der Zutaten, die dich schneller macht, hungriger?"
Schumacher: "Nein. Ich brauche keinen Stress!"
Frage: "Bist du schneller, weil du entspannter bist?"
Schumacher: "Ich denke nicht, dass ich schneller bin. Ich genieße es einfach mehr."
Frage: "Du bist bereits in Le Mans gefahren, würdest du da gern wieder antreten?"
Schumacher: "Es war schön, als ich dort gefahren bin, es hat großen Spaß gemacht. Aber Sicherheitsaspekt macht mir Sorgen. Nach so vielen Jahren in der Formel 1 gibt es nicht mehr viel, was einen herausfordern würde. Aber die Sicherheitsfrage hat mich davon ferngehalten."
Frage: "Gibt es etwas abseits der Formel 1, das du gern machen würdest, was eine echte Herausforderung wäre?"
Schumacher: "Ich will viel, aber ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden."
Frage: "Würdest du nicht gern einmal in den Orbit fliegen oder so etwas?"
Schumacher: "Nein, das reizt mich nicht."
Frage: "Welche Herausforderung würdest du dir dann nach der Formel 1 suchen?"
Schumacher: "Ich mache viele Dinge, die Spaß machen. Aber nichts, worüber ich jetzt sprechen sollte, denn ich bin immer noch mit dem beschäftigt und auf das konzentriert, was ich jetzt gerade tun will. Da ist kein Platz, darüber nachzudenken, was ich danach tun will."