Pierre Gasly: Bei Alpine ist alles deutlich besser als vor zwölf Monaten
Vor einem Jahr lag Alpine am Boden, doch 2025 haben die Franzosen neuen Anlass zur Hoffnung, was Pierre Gasly vor dem Auftakt ein gutes Gefühl beschert
(Motorsport-Total.com) - Was für einen Unterschied doch zwölf Monate machen können. Noch vor einem Jahr gab es bei Alpine wenig, was zum Saisonauftakt Anlass zu Hoffnung gab. Das Auto war übergewichtig und der Konkurrenz hoffnungslos unterlegen. Doch während man damals in Bahrain die letzte Startreihe belegte, spricht davon bei Alpine heute niemand mehr.
"Sagen wir mal so: In den letzten zwei Jahren hat uns das Wintertestprogramm als Team vor einige Herausforderungen gestellt. Doch als wir dieses Jahr nach Bahrain kamen, fühlte es sich an, als würden wir von einer viel besseren Ausgangsposition starten", sagt Pierre Gasly erwartungsvoll vor dem ersten Rennen des Jahres.
Alpine hatte bei den Testfahrten in Bahrain einen ordentlichen Eindruck gemacht, auch wenn der Franzose sagt, dass er nicht versucht hat, viel in die Daten hineinzulesen. "Ich weiß, dass es tonnenweise Analysen gibt. Aber am Ende ist es wie immer: Schon zehn Kilogramm können einen riesigen Unterschied machen", meint er.
Trotzdem: Gasly macht bei seinem Rennstall eine Art Aufschwung aus, der ganz anders ist als noch vor zwölf Monaten. Damals war das Auto fast komplett in Carbonoptik gehalten, um Gewicht zu sparen, und nach dem desolaten Auftakt reichten Technikchef Matt Harman und Aerodynamik-Leiter Dirk de Beer ihre Kündigung ein.
Bessere Dynamik im Team
Davon ist 2025 nichts zu spüren. "Ich habe das Gefühl, dass das Team in einer großartigen Verfassung ist. Neue Leute im Team und die bestehenden Kräfte tragen alle zu einer sehr positiven Dynamik und einem Schwung bei, den wir bereits zum Ende des vergangenen Jahres aufgebaut haben", sagt Gasly. "Es fühlt sich an, als würden sich alle Puzzleteile nun an die richtige Stelle fügen."
Er lobt: "Was die Teamstruktur angeht, die Abläufe und das, was ich in der Fabrik sehe - das ist das Beste, was ich seit meiner Ankunft erlebt habe. Die Prozesse, die Mentalität und unser gesamter Ansatz für die Saison sind auf einem neuen Level."
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Nach dem Exodus der Mitarbeiter 2024 musste Alpine das Team neu ordnen - und das mit Erfolg. Die Franzosen beförderten interne Kräfte: David Wheater wurde Technischer Direktor für die Aerodynamik-Abteilung, Joe Burnell übernahm die Leitung der Engineering-Abteilung und Ciaron Pilbeam wurde für die neue Performance-Abteilung verantwortlich.
Technikchef David Sanchez, der McLaren nach drei Monaten wieder verließ, kam als letztes Puzzleteil hinzu und sorgt für einen direkten Austausch mit den Abteilungsleitern, um Ideen zu teilen und sicherzustellen, dass alle Bereiche des Teams optimal miteinander verknüpft sind.
"Starten mit solider Basis"
Gasly ist überzeugt, dass diese Entwicklung seine Entscheidung bestätigt, sich langfristig an das Team zu binden. Er erklärt, dass der A525 die positiven Eigenschaften des letztjährigen Autos beibehalten hat, während einige Schwächen - insbesondere beim Traktionsverhalten - ausgebügelt wurden.
"Ich weiß, ich habe vor zehn Monaten schon gesagt, dass ich viele positive Veränderungen sehe, obwohl wir damals am Ende des Feldes standen. Ich habe gespürt, dass sich im Hintergrund einiges bewegt - das war der Grund, warum ich mich für Alpine entschieden habe", sagt er.
"Ich konnte all die großartigen Entwicklungen erkennen, und es freut mich, dass sich dieser Fortschritt kontinuierlich fortsetzt. Ich denke, es ist ganz klar, in welche Richtung wir uns bewegen."
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"Das war auch schon Ende letzten Jahres der Fall. Ich würde sagen, wir haben uns damals in eine bessere Position gebracht, aber es gab immer noch ein paar Dinge am Auto, die mir nicht gefallen haben - zum Beispiel fehlte mir teilweise die Traktion, die ich mir gewünscht hätte", so Gasly.
"Wir wissen, dass wir einige dieser Punkte verbessert haben, aber es könnte auch sein, dass einige dieser Änderungen auf anderen Strecken neue Kompromisse mit sich bringen. Deshalb möchte ich mich aktuell nicht zu weit aus dem Fenster lehnen."
"Aber ich glaube, wir starten mit einer soliden Basis, die uns Werkzeuge an die Hand gibt, mit denen wir arbeiten können. Ich bin genauso gespannt wie ihr, wo wir letztendlich landen und mit wem wir kämpfen werden. Aber im Vergleich zu vor zwölf Monaten sind wir auf jeden Fall in einer deutlich besseren Position."
Wo sortiert Alpine sich ein?
Die große Frage für Gasly bleibt, wo Alpine im Vergleich zu den Topteams einzuordnen ist. Er erwartet, dass "der Status quo" mit McLaren, Ferrari, Red Bull und Mercedes an der Spitze bestehen bleibt, ist aber zuversichtlich, dass sich die Mittelfeldteams weiter nach vorne arbeiten können und den Abstand zu den Top 4 verkürzen.
Doch Alpine muss sich auch gegen seine direkten Rivalen behaupten: Aston Martin, Williams, Haas und die Racing Bulls kämpfen alle um eine starke Mittelfeldposition - und es deutet sich an, dass dieser Kampf in diesem Jahr noch härter wird als zuletzt.
Trotzdem hat Alpine das Gefühl, dass es den Schwung des Vorjahres mitnehmen kann. Denn die Fortschritte des Teams gingen über das Doppelpodium in Brasilien hinaus - und regelmäßig um Punkte zu kämpfen, wäre ein großer und dringend benötigter Schritt nach vorne.