• 08. Dezember 2024 · 15:32 Uhr

Nach Zitterpartie: Norris gewinnt für McLaren die Konstrukteurs-WM!

Ferrari hat es McLaren viel schwerer gemacht als erwartet, aber Lando Norris fixiert mit dem Sieg in Abu Dhabi die WM 2024 - Max Verstappen droht Ärger mit der FIA

(Motorsport-Total.com) - Lando Norris hat den Grand Prix von Abu Dhabi gewonnen und McLaren damit den Sieg in der Konstrukteurs-WM der Formel 1 2024 gesichert. In einem Saisonfinale, das in der Dramaturgie viel spannender war als erwartet, triumphierte Norris am Ende vor den beiden Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc.

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Lando Norris hat den Grand Prix von Abu Dhabi 2025 souverän gewonnen Zoom Download

Die Zitterpartie für McLaren begann gleich in der ersten Runde, als Oscar Piastri durch eine Kollision mit Max Verstappen (Red Bull) de facto aus der Entscheidung genommen wurde. Gleichzeitig fuhr Leclerc eine der spektakulärsten ersten Runden der Formel-1-Geschichte und setzte damit seine Ankündigung vom Samstag in die Tat um, am Rennsonntag "etwas ganz Besonderes" leisten zu wollen.

Aber letztendlich behielt Norris die Nerven und fuhr den Sieg sicher nach Hause, sodass Ferrari letztendlich keine Chance hatte, die 21 Punkte Rückstand noch aufzuholen. Und auch Piastris turbulente Aufholjagd inklusive Zeitstrafe wurde immerhin noch mit einem WM-Punkt für Platz 10 belohnt.

Lewis Hamilton zeigte in seinem letzten Rennen für Mercedes eine herausragende Aufholjagd, nachdem er am Samstag unter unglücklichen Umständen in Q1 ausgeschieden war, hatte im Finish Reifenvorteil gegen den vor ihm liegenden Teamkollegen George Russell, überholte diesen in der letzten Runde (ohne allzu viel Gegenwehr) und wurde Vierter.

Die Punkteränge wurden vervollständigt von Verstappen auf Platz 6, dem wegen unangemessener Sprache nach Abu Dhabi erneut ein Nachspiel droht, gefolgt von Pierre Gasly (Alpine), Nico Hülkenberg (Haas) Fernando Alonso (Aston Martin) und Piastri.

In der Konstrukteurs-WM sicherte mit diesem Ergebnis Alpine den sechsten Platz gegen Haas und die Racing Bulls ab.

Valtteri Bottas (Sauber), Franco Colapinto (Williams) und Sergio Perez (Red Bull) schieden im wahrscheinlich jeweils letzten Rennen für ihr Team aus. Liam Lawson (Racing Bulls) verrauchte ganz am Ende die Powerunit.

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Droht Verstappen wieder eine Disziplinarstrafe?

Verstappen droht nach der "Fuck-Affäre" möglicherweise eine erneute Disziplinarstrafe. Denn mit der Zehnsekundenstrafe, die die Rennkommissare ihm aufgebrummt haben, war er beim Absitzen der Strafe nicht einverstanden. Am Boxenfunk tobte er: "Können wir sie nicht um 20 Sekunden bitten? Dumme Idioten!"

Ein Funkspruch, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Nachspiel haben wird. Als er nach dem Rennen vom ORF auf seinen Boxenfunk angesprochen wurde, meinte Verstappen nur: "Es ist schon das ganze Jahr viel passiert."

Crash Piastri vs. Verstappen: Wessen Schuld?

McLaren-Teamchef Andrea Stella dürfte in der ersten Runde einen Herzinfarkt erlitten haben. Denn zwar gewann Norris den Start souverän. Aber dahinter kam's zur Kollision zwischen Piastri und Verstappen. Verstappen hielt innen rein, Piastri ließ ihm nicht genug Platz - und es kam unweigerlich zur Paarlauf-Pirouette.

"Der Move eines Weltmeisters, kommentierte Piastri am Boxenfunk zynisch. "Rennunfall", lautete das erste Urteil von ORF-Experte Alexander Wurz. Das sahen die Rennkommissare aber anders, die Verstappen mit einer Zehnsekundenstrafe belegten.

Verstappen erklärt die Situation so: "Ich habe es versucht. Ich habe nichts mehr zu gewinnen oder verlieren und bin reingegangen, und habe dann schnell gesehen, dass da vielleicht kein Platz mehr war. Aber da war's schon zu spät. Ich habe mich bei Oscar entschuldigt. Ich habe es nicht absichtlich gemacht."

Während sich Verstappen relativ schnell wieder ins Feld einfädeln konnte, stand Piastri in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Als das Feld nach dem Ausfall von Perez mit VSC neutralisiert wurde, war Verstappen Zehnter (noch vor Strafe) und Piastri 18.

Am Ende der vierten Runde kam Piastri dann an die Box (Standzeit: 4,4 Sekunden). Wenig später bekam dann auch er eine Zehnsekundenstrafe aufgebrummt, wegen Kollision mit Franco Colapinto (Williams).

Ferrari lag damit im virtuellen WM-Duell immer noch hinter McLaren. Aber die Ausgangslage hatte sich dramatisch verbessert. Denn Sainz war nach der Startphase Zweiter, und Leclerc hatte sich von Platz 19 auf Platz 8 verbessert.

Weitere Gewinner des Starts waren Magnussen auf P7 mit sieben gewonnenen Positionen und einem sehenswerten Manöver in der ersten Runde. Und Hamilton, der sich von Rang 16 auf Rang 12 verbessern konnte.

Ein Verlierer war hingegen Valtteri Bottas (Sauber), der Perez bei Kurve 6 hinten draufknallte und den Red Bull umdrehte. Auch dafür gab's zehn Sekunden Strafe, und auch die hätte Wurz nicht gegeben: "Soll er sich in Luft auflösen? Das sind für mich die Startmomente, für die es die Definition Rennunfall gibt. Weil nicht einer allein Schuld hat."

Wie entwickelte sich das Rennen nach dem Start?

Nach zehn Runden führte Norris 3,4 Sekunden vor Sainz und 8,5 vor Gasly, der in einem Paket Russell, Hülkenberg, Leclerc, Alonso und Verstappen hinter sich halten konnte. Und klar war: Solange Norris gewinnt, wird in der Konstrukteurs-WM nichts anbrennen. Aber sollte ihm irgendwas passieren, würde Ferrari auf der Lauer liegen. Denn Leclerc überholte kurz nach Alonso auch Hülkenberg.

Am Ende der 14. Runde kam Gasly zur Box (Standzeit: 2,6 Sekunden), sodass Russell endlich freie Fahrt hatte. Die Logik von Alpine war offenbar, mit einem frühen Boxenstopp einen potenziellen Undercut abzuwehren.

Verstappen meldete jetzt, dass seine Vorderbremsen "zu heiß" wurden: "Ich kann nicht mehr bremsen." Und tatsächlich wuchs sein Rückstand auf Leclerc auf mehr als vier Sekunden an. Die beiden lagen jetzt, noch vor ihren eigenen Boxenstopps, auf P4/5 im Rennen.

Während Ferrari für Leclerc "Plan C" ausrief (Leclerc: "Das finde ich ein bisschen optimistisch"), kamen in Runde 25/26 zuerst Sainz und dann Norris an die Box, um von Medium auf Hard zu wechseln. Durch den Undercut konnte Sainz seinen Rückstand von drei auf zwei Sekunden verkürzen. Aber Norris schien die Situation weiterhin unter Kontrolle zu haben.

Danach lagen Verstappen (Medium) und Hamilton (als einziger Fahrer auf Hard gestartet) auf P3/4, weil die beiden noch nicht gestoppt hatten.

Wurde es im WM-Kampf dann nochmal spannend?

Im Hinblick auf die Konstrukteurs-WM spitzte sich die Lage nach der Phase der Boxenstopps zu. Norris führte 20 Runden vor Schluss, als die Nacht über Abu Dhabi hereinbrach, gut drei Sekunden vor Sainz und 23 vor Leclerc. Damit war die Ausgangslage insofern hochspannend, als Ferrari den Titel gewinnen würde, sollte Sainz Norris auf der Strecke überholen. Piastri lag auf Platz 14 und spielte somit keine Rolle.

Hamilton lag auf Platz 7, 20 Sekunden hinter Leclerc - hatte mit Leclerc, Gasly und Hülkenberg aber drei Autos vor sich, bei denen es stark danach roch, dass sie einen zweiten Boxenstopp brauchen würden. Noch bevor sich diese Frage stellte, erledigte Hamilton das Thema selbst. In Runde 43 war er an beiden vorbei und lag 14,2 Sekunden hinter Russell auf Platz 5. "Du kannst das schaffen", machte ihm jetzt sogar Mercedes-Teamchef Toto Wolff Mut.

Dann irgendwann ein irritierender Funkspruch an Norris: "Glaubst du, du könntest Sainz mit frischen Reifen überholen?" Worauf Norris antwortete: "Ja, ich denke schon." In den nächsten paar Runden zog Norris sein Tempo an und baute den Vorsprung bis Runde 42 von 58 auf fünf Sekunden aus.

Würde McLaren tatsächlich volles Risiko gehen und nochmal stoppen, obwohl Sainz' Reifen sogar eine Runde älter waren? Oder war der Funkspruch nur ein Bluff? Wurz meinte im ORF-Kommentar: "Ich würd's nicht machen."

Teamchef Andrea Stella klärte später auf, dass der Boxenfunk rein im Hinblick auf eine mögliche Safety-Car-Phase gemeint war: "Ob er neue Reifen will, wenn das Safety-Car kommt, womit dann Carlos in Führung gegangen wäre, oder ob er lieber in Führung bleiben will, dafür aber Carlos die neuen Reifen hätte. Das wäre eine knifflige Situation gewesen."

Norris war dann mit dem Überrunden beschäftigt und wurde vom Team gewarnt: "Du hast inzwischen sechs Sekunden Vorsprung auf Sainz. Geh mit den Nachzüglern kein Risiko ein!" Und Leclerc erkundigte sich: "Verlieren wir so die WM?" Antwort von Ferrari: "Wenn es so bleibt, ja. Aber es ist nicht vorbei. Keep pushing!"

Ein paar Runden vor Schluss dann Panik bei Ferrari, als Sainz funkte: "Ich glaube, ich habe einen Reifenschaden. Bin über Teile gefahren." Doch der Kommandostand konnte keinen Druckabfall beobachten und ließ den Spanier unbeirrt draußen. Sainz' Rückstand wuchs in der Phase allerdings auf sieben Sekunden an, und Norris war damit "außerhalb unserer Reichweite", wie Sainz zugibt.

Er sagt: "Wenn ich mir die Pace von Lando und McLaren anschaue, dann war nicht mehr als P2 drin. Ich habe alles gegeben, und besonders im ersten Stint sah es so aus, als könnte ich mich an Lando dranhängen. Aber mit den harten Reifen waren sie um ein, zwei Zehntel schneller, wie schon das ganze Wochenende."

Wann war McLaren letztmals Konstrukteurs-Weltmeister?

McLaren hat in Abu Dhabi den neunten Konstrukteurstitel in der Teamgeschichte fixiert. Zum bis dato letzten Mal hatte der im britischen Woking beheimatete Rennstall 1998 (mit Mika Häkkinen und David Coulthard) die Konstrukteurstrophäe gewonnen.

Mit dem neunten WM-Triumph zieht McLaren wieder an Mercedes vorbei (8) und liegt damit jetzt an zweiter Stelle der ewigen Bestenliste der Formel 1. Übrigens ex aequo mit dem britischen Williams-Team, das zuletzt 1997 mit Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen Teamchampion war.

"Zak und ich haben schon gesagt, dass wir uns heute Abend hemmungslos betrinken werden", grinst Norris in der Stunde des Triumphs.

Rekordhalter bleibt übrigens Ferrari mit 16 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften (zuletzt 2008). Red Bull liegt mit sechs Titeln auf Platz 6. Insgesamt haben schon 15 verschiedene Teams die Konstrukteurs-WM gewonnen. Erster Champion war Vanwall im Jahr 1958.

Formel-1-Saison vorbei - und jetzt?

Mit Rennende auf dem Yas Marina Circuit ist der Tag für echte Formel-1-Fans noch nicht zu Ende. Denn am Sonntagabend steigt auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de noch die große Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Die F1-Show beginnt um 21 Uhr deutscher Zeit (MEZ) und wird nicht nur auf YouTube, sondern auch auf Twitch live übertragen.


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Wem das noch nicht reicht und wer gern mal seine Meinung sagen möchte, der hat dazu am Montagabend Gelegenheit. Und zwar in der noch relativ neuen Call-in-Show "Live bei Scheuren", die am Montagabend ab 20:30 Uhr exklusiv auf dem Twitch-Kanal von Formel1.de zu sehen ist und bei der die Zuschauer Gelegenheit haben, sich selbst via Telefon einzuwählen und mit Kevin Scheuren über Themen rund um die Formel 1 zu diskutieren.

Ein letztes Mal Formel-1-Action auf der Strecke gibt's dann am Dienstag. Einige Fahrer und alle Teams bleiben gleich in Abu Dhabi, um nach dem freien Montag ab Dienstag wieder zu testen. Auf dem Programm steht einerseits ein Reifentest von Pirelli sowie ein Young-Driver-Test. Die Teams dürfen daher zwei Autos parallel einsetzen.

Für viele Fahrer ist das eine gute Gelegenheit, sich frühzeitig mit ihren neuen Teams zu akklimatisieren. Unter anderem dürfen Nico Hülkenberg und der frischgebackene Formel-2-Meister Gabriel Bortoleto erstmals Sauber fahren, Esteban Ocon testet erstmals den Haas und Carlos Sainz den Williams. Yuki Tsunoda kommt für Red Bull Racing zum Einsatz und Andrea Kimi Antonelli für Mercedes. (Übersicht: Wer fährt beim Test in Abu Dhabi für wen?)

Erst danach geht die Formel 1 nach der längsten Saison ihrer Geschichte (24 Grands Prix und sechs F1-Sprints) in die Winterpause. Diese endet für die zehn Teams natürlich schon viel früher als für die Fans. Aber öffentlich treten die Teams erstmalig wieder am 18. Februar in Erscheinung, wenn sie in London alle gemeinsam ihre neuen Designs präsentieren.

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