• 07. Dezember 2024 · 16:12 Uhr

Norris auf Pole, aber: Hülkenberg schrammt an Quali-Sensation vorbei!

Beinahe wäre Nico Hülkenberg in Abu Dhabi auf Pole gefahren, am Ende setzten sich aber die McLaren-Stars durch - Drama beim Mercedes-Abschied von Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Jetzt hat McLaren eine Hand am WM-Pokal! Lando Norris hat sich im Qualifying in Abu Dhabi die Poleposition für den letzten Grand Prix der Formel-1-Saison 2024 gesichert und auf dem Weg zu Platz 1 seinen eigenen Teamkollegen Oscar Piastri auf Platz 2 verwiesen. Die bestmögliche Ausgangsposition für den Kampf gegen Ferrari, in dem es um die Konstrukteurs-WM geht.

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Lando Norris steht beim Saisonfinale in Abu Dhabi auf Poleposition Zoom Download

Vor dem großen Q3-Showdown lag, nach der ersten Runde, noch Max Verstappen auf Polekurs. Der Red-Bull-Pilot konnte aber im zweiten Run nicht zulegen und fiel auf Platz 5 zurück. Überholt wurde er unter anderem von Carlos Sainz (Ferrari), der 0,229 Sekunden hinter der Norris-Zeit Dritter wurde.

Kurzzeitig lag am Yas Marina Circuit sogar eine echte Sensation in der Luft, als Nico Hülkenberg (Haas) nach seiner zweiten Runde Verstappen auf Platz 1 ablöste und auf provisorischer Pole lag. Nach ihm fuhren aber noch einige Gegner ihre Runden zu Ende, und so wurde er dann doch "nur" Vierter. Vorerst. Denn hinterher kassierte er noch eine Rückversetzung um drei Startpositionen.

Hülkenberg ließ damit sogar den Weltmeister hinter sich, dessen erste Runde auch alles andere als optimal endete. Verstappen kaum ausgangs der letzten Kurve ins Rutschen, ein bisschen wie in der letzten Runde des WM-Finales 2021, und schrammte hauchdünn an einem Crash vorbei. "Da hat er schon Richtung Mauer geschaut", analysiert ORF-Experte Alexander Wurz. "Er hatte Glück, dass die Ziellinie schon nah war. Dadurch hat er nicht viel verloren. Vielleicht zwei Zehntel."

Sechster wurde Pierre Gasly (Alpine), vor George Russell (Mercedes), Fernando Alonso (Aston Martin), Valtteri Bottas (Sauber) und Sergio Perez (Red Bull).

Bereits in Q2 war Charles Leclerc (Ferrari) ausgeschieden, der damit im Grand Prix aus der letzten Reihe starten wird. Denn Leclerc war wegen eines Batteriewechsels schon vorbelastet ins Qualifying gegangen. Aus Ferrari-Sicht eine Hiobsbotschaft, bei ohnehin schon 21 Punkten Rückstand auf McLaren im Showdown um die Konstrukteurs-WM.

Und auch Lewis Hamilton (Mercedes) war in Q3 nicht mehr dabei. Der siebenmalige Weltmeister hatte großes Pech, als er über einen Poller fuhr, und belegte in Q1 den 18. Platz. Im letzten Mercedes-Qualifying seiner Formel-1-Karriere.

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Warum kassiert Hülkenberg eine Strafe?

Hülkenberg war rein sportlich gesehen die Sensation des Tages. "Top 10 habe ich erwartet", sagt er. "Ich wusste, dass das möglich ist, und fast ein Muss. Aber Vierter ist definitiv eine große Überraschung."

Nur: Den vierten Platz hat er nachträglich verloren. Denn in den Notizen von Rennleiter Rui Marques steht unter Artikel 12.4 klipp und klar, dass in der Boxenausfahrt nicht überholt werden darf ("Overtaking is prohibited in the pit exit road unless a car slows with an obvious problem"). Aber genau das hat Hülkenberg am Ende von Q1 getan.

Er rechtfertigt sich: "Die Uhr lief gegen uns, und wir waren wirklich unter Zugzwang. Mir wurde gesagt, ich muss ein paar Autos überholen. Ich habe gemacht, was ich machen muss." Strafe erwarte er daher keine, sagt der Deutsche.

Das sieht Sky-Experte Ralf Schumacher anders: "Normalerweise, wenn die Rennleitung so etwas ausgibt und man dagegen verstößt, gibt's eine Strafe."

Schumacher sollte Recht behalten. Die Rennkommissare sprachen eine Plus-Drei-Strafe gegen Hülkenberg aus.

Warum wurde Perez' gestrichene Q1-Zeit wiederhergestellt?

Das Qualifying begann mit einer eher kuriosen Situation. Perez absolvierte seine erste gezeitete Runde in 1:23.559 Minuten und wäre damit sicher weiter gewesen. Doch dann griff die Rennleitung ein und strich die Zeit wegen Tracklimits am Ausgang von Kurve 1.

"Seid ihr euch sicher?", fragte der Mexikaner. Antwort seines Renningenieurs: "Ich hab's nicht gut gesehen, und es gab nur eine Kameraperspektive. Aber ja, wir glauben, es ist eindeutig." Perez konnte es nicht glauben: "Schaut euch das nochmal an. Denn ich bin da anderer Meinung."

Red Bull meldete den Fall bei der Rennleitung, und jetzt wurde auch im TV-Broadcast eine andere Kameraperspektive gezeigt, auf der man, von hinten, sehen konnte, dass das linke Vorderrad von Perez die weiße Linie wahrscheinlich gerade noch berührt hat. Eine Entscheidung auf "Mikrometer", wie es Formel-1-Experte Alexander Wurz im Live-Kommentar des ORF formulierte.

Perez bekam seine Zeit also zurück und konnte damit den zweiten Run, den er zu dem Zeitpunkt schon begonnen hatte, frühzeitig abbrechen. Trotzdem tobte er, als er informiert wurde, dass die Zeit wiederhergestellt wird: "Hab ich dir doch gesagt, Mann! Warum habt ihr das nicht gecheckt? Jetzt haben wir einen Reifensatz verschwendet."

Am Ende von Q1 belegte er mit seiner Rundenzeit den sechsten Platz.

Wie kam es zum Hamilton-Aus in Q1?

In Q1 erwischte es mit Hamilton einen absoluten Superstar. Der siebenmalige Weltmeister belegte im letzten Mercedes-Qualifying seiner Formel-1-Karriere den 18. Platz, 0,093 Sekunden hinter dem rettenden 15. Platz. Und er konnte nicht mal was dafür.

"Das habe ich ordentlich vermasselt, Jungs. Das war richtig schlecht, Mann. Jesus", ärgerte er sich. Teamchef Toto Wolff konnte es nicht fassen, schaltete sich persönlich in den Boxenfunk und sagte: "Ja. Scheiße, Lewis. Das war schlecht." Die Enttäuschung stand dem Österreicher ins Gesicht geschrieben. Das letzte gemeinsame Qualifying hatte er sich anders erhofft.

Seine Kritik: Die Strategen hätten Hamilton nicht auf den letzten Drücker aus der Box schicken sollen. Ein "Idiotenfehler", wie Wolff im Interview mit Sky mit erregter Stimme sagt: "Es ist absolut unentschuldbar, was da passiert ist. Unentschuldbar! Lewis' letztes Rennen bei uns, und wir machen einen auf clever und versuchen, da als Letzte rauszukommen."

"Ich bin so wütend ob dieser Situation. Es ist eine Schande, Lewis so zu verabschieden", ärgert sich Wolff, der auch für das Rennen schwarz sieht: "Überholen ist schwierig. Wir sind auch relativ groß mit dem Flügel. Ihm von da hinten den würdigen Abschied zu geben, das wird morgen nicht gelingen."

Auslöser dafür, dass sich Hamilton auf seinem zweiten Q1-Run nicht steigern konnte, war Kevin Magnussen (Haas). Der fuhr in Kurve 12 innen neben die Strecke, um die Ideallinie für Hamilton freizumachen, räumte dabei einen Poller ab. Der rollte auf die Strecke, Hamilton fuhr drüber und hatte danach keine realistische Chance mehr, seine Zeit zu verbessern.

"Ich habe gar nicht gemerkt, dass der Poller unter dem Auto war. Aber es hat sich plötzlich ganz anders angefühlt", sagt Hamilton. "Ganz ehrlich: Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Das war nicht unter meiner Kontrolle. Ich habe mich gut vorbereitet, die Trainings liefen gut. Ich hoffe, dass mein Pech damit jetzt aufgebraucht ist."

Magnussen könne man dafür keinen Vorwurf machen, findet Wurz: "Er hat wirklich versucht, aus dieser ganz schwierigen Situation das Beste rauszuholen und sich zu verstecken." Dem Dänen wurde zwar wegen Tracklimits die Runde gestrichen. Das hatte auf das Ergebnis aber keinen Einfluss.

Neben Hamilton schieden in Q1 übrigens auch Alexander Albon (Williams), Guanyu Zhou (Sauber), Franco Colapinto (Williams) und Jack Doohan (Alpine), der in Abu Dhabi das Cockpit von Esteban Ocon übernimmt.

Sein Qualifyingduell gegen Russell hat Hamilton damit 2024 mit 5:19 verloren.

Warum schied Leclerc trotz zweitbester Runde aus?

In Q2 erwischte es mit Leclerc den nächsten Promifahrer. Der Ferrari-Pilot, ohnehin vorbelastet mit einer Rückversetzung um zehn Positionen, fuhr zwar hinter Sainz die zweitschnellste Runde der Session. Die wurde ihm aber von der Rennleitung aberkannt.

"Nicht wahr. Wegen Kurve 1?", konnte er es nicht fassen. Und genau so war's: Ähnlich wie zuvor Perez kam auch er am Ausgang etwas zu weit nach rechts, anders als bei Perez war bei ihm der Regelverstoß aber auch in den einschlägigen Kamerapositionen eindeutig festzustellen. Eine Zentimeterentscheidung, durch die er im Grand Prix aus der letzten Startreihe losfahren muss.

Elfter in Q2 wurde Yuki Tsunoda (Racing Bulls), der nach seiner ersten Runde noch auf P4 lag, sich dann aber nicht mehr steigern konnte. Auf Platz 12 schied sein Teamkollege Liam Lawson aus. Dahinter reihten sich Lance Stroll (Aston Martin), Leclerc und Kevin Magnussen (Haas) ein, dessen Teamkollege Hülkenberg als Dritter souverän ins Top-10-Finale weiterkam.

Was bedeutet dieses Ergebnis für die Konstrukteurs-WM?

McLaren ist angesichts der Ausgangslage jetzt klarer Favorit, sich den ersten Konstrukteurs-WM-Titel seit 1998 zu sichern. Letztendlich sei es "ein perfekter Tag" gewesen, sagt Norris, aber: "Es war ein bisschen schwieriger als erhofft, um ehrlich zu sein."

"Wir waren das ganze Wochenende superschnell, daher freuen wir uns über die erste Reihe. Aber es hätte besser laufen können. Zum Glück war meine Runde am Ende sehr stark", so der McLaren-Fahrer. "Wir müssen Ferrari schlagen, das ist das Ziel. Aber wir wollen das mit Stil tun, und dafür wollen wir gewinnen. Ich will gewinnen. Und ich weiß, was ich dafür zu tun habe."

Nämlich erstmal Piastri schlagen. Der hätte die Norris-Zeit wahrscheinlich drin gehabt, leistete sich in der alles entscheidenden Runde aber einen Quersteher: "Ich habe ein bisschen was liegen gelassen. Darum stehe ich nicht auf Pole." Dass ihm die erste Q3-Runde zunächst gestrichen und sie dann wiederhergestellt wurde, hatte letztendlich keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Ferrari habe indes "gute Fortschritte gemacht", findet Sainz: "McLaren hat das ganze Wochenende demonstriert, dass sie einen Schritt vor allen anderen liegen. Wir waren immer zwei, drei Zehntel hinten, aber in Q1 und Q2 waren wir auf einmal dran. Aber in Q3, als sie es auf die Reihe bekommen haben, war der Abstand wieder größer."

Wo kann man den Grand Prix von Abu Dhabi live sehen?

Wer keine Zeit hat, um Formel 1 zu schauen, oder kein Sky-Abo, der muss trotzdem nicht ganz auf seine liebste Nebenbeschäftigung verzichten. Denn auch in Abu Dhabi steigt jeden Abend um 21 Uhr eine ausführliche Analyse des Tages mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll, unterstützt vom achtköpfigen Motorsport-Network-Rechercheteam vor Ort am Yas Marina Circuit. (YouTube-Kanal von Formel1.de jetzt kostenlos abonnieren!)


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In Deutschland gibt es allerdings keine Möglichkeit, den Grand Prix von Abu Dhabi kostenlos live zu sehen. Sky überträgt zwar alle Sessions live, versteckt sein Angebot aber hinter einer Bezahlschranke. Da haben Zuschauer in Österreich (ORF) und in der Schweiz (SRF) mehr Glück.

Der Start des Rennens am Sonntag ist auf 17 Uhr Ortszeit in Abu Dhabi angesetzt. Das entspricht 14 Uhr deutscher Zeit (MEZ). Sky Sport F1 HD und der ORF 1 steigen in die Vorberichterstattung auf den Grand Prix bereits um 12:30 Uhr ein, SRF zwei um 13:45 Uhr. (Hier geht's zur kompletten TV-Übersicht für die Formel 1 in Abu Dhabi!)

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