Verstappen von PK-Frage genervt: "Dieses Gespräch hatten wir bereits!"
Max Verstappen hat in der Pressekonferenz vor Abu Dhabi keine Lust, eine bereits bekannte Frage noch einmal zu beantworten - Generelles Problem der PK offenbart
(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass die Pressekonferenz der Formel-1-Fahrer, die an jedem Medien-Donnerstag vor einem Grand Prix stattfindet, nicht nur Fans im Fahrerlager hat. Beim Saisonfinale 2024 in Abu Dhabi hat Max Verstappen nun (bewusst oder unbewusst) perfekt offenbart, was die Probleme des Formats sind.
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Max Verstappen hat aufgezeigt, warum die Fahrer-PK häufig keinen Mehrwert hat Zoom Download
Konkret störte sich der Weltmeister am Donnerstag an einer Frage von Moderator Tom Clarkson, die er laut eigener Aussage keine zwei Wochen zuvor in Las Vegas genau so schon einmal beantwortet hatte. Doch der Reihe nach. Los geht das Geplänkel bereits mit dieser Frage:
Clarkson: "Ist es wichtig, mit einem Sieg im Rücken in den Winter zu gehen?"
Verstappen: "Nun, ich meine, es wäre schön, aber es ist nichts, was für uns im Winter die Welt verändern wird. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen. Wir versuchen einfach, so wettbewerbsfähig wie möglich zu sein."
An Verstappens knapper Antwort merkt man schon, dass er bereits diese Frage nicht wirklich interessant findet. Bei Clarksons nächster Frage hat der Niederländer dann gar keine Lust mehr.
Clarkson: "Können wir einen Moment lang auf 2024 zurückblicken? Das war eine sehr erfolgreiche Saison für dich, aber wie ist dieser Weltmeistertitel im Vergleich zu den anderen drei?"
Verstappen: "Dieses Gespräch hatten wir doch bereits in Vegas."
Doch der Moderator legt noch einmal nach und startet einen weiteren Versuch.
Clarkson: "Du hattest etwas Zeit, um darüber Nachdenken."
Verstappen: "Ich bin immer noch der gleichen Meinung! Wir haben dafür eine spezielle Pressekonferenz abgehalten. Ich saß dort. Ich habe gewartet. Ich wollte rausgehen. Ich wollte ein Bier trinken. Ich wollte einen Drink haben. Jetzt beantworte ich die gleiche Frage noch einmal."
Kurios wird es dann, als Clarkson noch ein drittes Mal ansetzt, die Frage zu stellen. Da bricht unter den bei der Pressekonferenz anwesenden Journalisten bereits ein kleines Gelächter aus.
Clarkson: "Na gut, aber nur für Leute, die nicht in Vegas bei der Pressekonferenz waren ..."
Verstappen: "Die können sie sich noch einmal ansehen!"
Clarkson gibt schließlich auf und verzichtet auf einen weiteren Anlauf, fragt Verstappen stattdessen nach seiner Meinung zum Zandvoort-Rennen, das nach der Saison 2026 aus dem Kalender verschwinden wird.
Warum die PK viele Journalisten nervt ...
Die Szene beschreibt jedoch perfekt, warum die PK in ihrer aktuellen Form von vielen kritisch gewesen wird - sowohl von Fahrern als auch Journalisten. Dazu muss man wissen, dass es in der Regel an einem Donnerstag zwei PK-Teile mit jeweils drei Fahrern gibt.
Jeder Teil dauert 30 Minuten, wobei in den ersten rund zehn Minuten lediglich Clarkson die Fragen stellt, dann sind zehn Minuten die übertragenden TV-Stationen an der Reihe und am Ende gibt es noch einmal zehn Minuten für die Print-Journalisten.
Aus Sicht der schreibenden Zunft ist das deshalb ärgerlich, weil die Fahrer, die am Donnerstag nicht in der PK sitzen, eine Medienrunde veranstalten, die in der Regel ebenfalls zehn Minuten dauert. Die Journalisten haben also deutlich mehr Zeit, ihre Fragen zu stellen.
Denn in der Pressekonferenz hat man für drei Fahrer zusammen am Ende lediglich zehn Minuten, also pro Fahrer im Schnitt nur ein Drittel der Zeit. Da ist es also viel schwieriger, seine Frage unterzubringen, denn eine "Verlängerung" gibt es bei der PK nicht, nach exakt 30 Minuten ist Feierabend.
... und auch einige Fahrer
Und auch die Lust der Fahrer, in der Pressekonferenz Fragen zu beantworten, hält sich in Grenzen. Denn vor allem die Fragen von Moderator Clarkson wiederholen sich oft oder besitzen wenig Tiefgang, sodass die Piloten eher gelangweilt wirken.
Dabei muss man erwähnen, dass der "Clarkson-Teil" der PK vor allem der Unterhaltung im TV und nicht der journalistischen Aufarbeitung gewisser Themen dient. Der Moderator macht also nur seinen Job, wenn er die Fahrer zu Beginn zum Beispiel gerne mal fragt, wie sie ihren Urlaub zwischen zwei Rennen verbracht haben.
Das nervt die Piloten auch weniger als Fragen, die sie in der Vergangenheit bereits beantwortet haben - wie am Donnerstag eben Verstappen. Das ist jedoch auch eine Konsequenz des immer größer werdenden Formel-1-Kalenders.
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Denn vor allem bei einem Triple-Header ergeben sich zwischen den Interviews nach einem Rennen am Sonntag und der PK am folgenden Donnerstag häufig einfach kaum neue Fragen, sodass vor allem in den ersten zehn Minuten häufig nur noch einmal das gleiche wie vier Tage zuvor erzählt wird.
Fernando Alonso sagte dazu bereits vor einem Jahr einmal, dass sich die Donnerstage aus Sicht eines Fahrers häufig "repetitiv" anfühlen und keinen echten Mehrwert bieten. Er erklärte damals, dass man als Pilot ohnehin wenig sagen könne, wenn man noch keinen einzigen Meter an einem Wochenende gefahren sei.
Das trägt vermutlich einen Teil dazu bei, dass es zu Situationen wie in der PK am Donnerstag in Abu Dhabi kommt.