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Rennleiter-Chaos in Katar: Verstappen gewinnt, Norris hart bestraft!
Nach diesem Grand Prix wird sich der neue Rennleiter Rui Marques unbequeme Fragen anhören müssen - Lando Norris nach Stop-&-Go-Strafe nur Zehnter
(Motorsport-Total.com) - Damit hätte nach der desolaten Leistung im F1-Sprint am Samstag kaum jemand gerechnet: Max Verstappen hat nach dem Qualifying auch das Rennen in Doha dominiert und den Grand Prix von Katar 2024 gewonnen. Der Red-Bull-Pilot, der bereits vor diesem Wochenende als Formel-1-Weltmeister feststand, verwies Charles Leclerc (Ferrari) und Oscar Piastri (McLaren) auf die Plätze 2 und 3.
Für das McLaren-Team sah es lange Zeit so aus, als würde man in Katar bereits eine Vorentscheidung im Kampf um die Konstrukteurs-WM herbeiführen. Doch eine Strafe für Lando Norris wegen Ignorierens gelber Flaggen machte diese Hoffnungen zunichte. Norris beendete das Rennen letztendlich als Zehnter.
Polesetter George Russell verlor den Start und ärgerte sich später über eine Panne an der Mercedes-Box, als ihm die falschen Reifen mitgegeben wurden. Er kam in einem phasenweise turbulenten Rennen als Vierter ins Ziel (trotz Fünfsekundenstrafe wegen eines Safety-Car-Verstoßes, die nachträglich ausgesprochen wurde).
Russell landete trotz der Strafe im Endergebnis vor Überraschungsmann Pierre Gasly (Alpine), Carlos Sainz (Ferrari), Fernando Alonso (Aston Martin) und Guanyu Zhou, der die ersten Punkte für das Schweizer Sauber-Team in der laufenden Saison anschrieb.
Kevin Magnussen (Haas) und Norris rundeten auf Platz 9 und 10 die Top 10 ab. Nico Hülkenberg (Haas) und Sergio Perez (Red Bull) gehörten zu den fünf Autos, die die Zielflagge nicht sahen und als ausgeschieden gewertet wurden.
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Was bedeutet das Ergebnis für die Konstrukteurs-WM?
Rein theoretisch hätte McLaren in Katar schon den ersten Matchball verwerten können. Und wäre Norris nicht wegen der Strafe auf Platz 10 zurückgefallen, wäre der Sack zwar noch nicht rechnerisch, aber praktisch so gut wie zu gewesen.
So hingegen bleibt es spannend. McLaren hat vor dem letzten Rennwochenende in Abu Dhabi, bei dem ein Team mit einem Doppelsieg und der schnellsten Runde bis zu 44 Punkte erobern kann, 21 Punkte Vorsprung auf Ferrari und 70 auf Red Bull.
Damit steht endgültig fest: Red Bull wird den Titel in der Teamwertung nicht verteidigen. Und selbst die Chancen auf den zweiten Platz sind angesichts von 38 Punkten Rückstand auf Ferrari sehr überschaubar.
Wie kam es zum Startcrash?
Am Start gab es direkt den ersten Crash. In der ersten Kurve kam es zu einer Dreierkollision zwischen Nico Hülkenberg (Haas), der ins Rutschen kam und dadurch in den Alpine von Esteban Ocon reingedreht wurde, der dadurch wiederum in den Williams von Franco Colapinto geschleudert wurde. Ocon und Colapinto musste aufgeben, Hülkenberg mit lädiertem linken Hinterrad an die Box kommen, und Bernd Mayländer bekam seinen ersten Einsatz im Safety-Car.
Die Rennkommissare initiierten wegen des Dreiercrashs keine Untersuchung, anders als beim nächsten Zwischenfall. Denn ein paar Meter weiter kam es zu einer weiteren Kollision zwischen Alexander Albon (Williams) und Lance Stroll (Aston Martin), die das Rennen aber fortsetzen konnten. Albon mit, Stroll (der zehn Sekunden Zeitstrafe kassierte) sogar ohne Boxenstopp.
Stroll fuhr nach abgesessener Zeitstrafe zwar nochmal auf die Strecke, gab dann aber wenig später endgültig auf und ist damit seit der Sommerpause immer noch ohne WM-Punkt. Und es gab noch eine weitere Strafe: Liam Lawson (Racing Bulls) kassierte zehn Sekunden für sein Techtelmechtel mit Valtteri Bottas (Sauber).
An der Spitze schaffte es Russell nicht, seine durch die Verstappen-Strafe geerbte Poleposition zu verteidigen. Zwar hatte der Mercedes-Fahrer die etwas bessere Reaktionszeit (0,24 Sekunden) als Verstappen (0,27 Sekunden), doch Verstappen bog als Erster in die erste Kurve ein. Russell verlor sogar noch einen weiteren Platz gegen Norris, der beinahe die Führung übernommen hätte.
Einer der großen Verlierer am Start war Hamilton, der vom sechsten auf den neunten Platz zurückfiel und sich zunächst hinter Perez und Alonso einreihen musste. Der große Gewinner hingegen Tsunoda, der sich vom 14. auf den zehnten Platz verbessern konnte.
Apropos Hamilton: Der Mercedes-Fahrer zuckte am Start etwas zu früh und handelte sich eine Strafe wegen Frühstart ein. "Sorry, Jungs", war ihm sofort klar, dass er zu früh reagiert hatte. Die Rennkommissare brummten ihm dafür fünf Sekunden auf, obwohl er durch das zwischenzeitliche Abbremsen nach dem Malheur ohnehin schon Plätze verloren hatte.
Gab es beim Restart Positionsverschiebungen?
Beim Restart in Runde 5 gelang Piastri ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die Konstrukteurs-WM, als er aus dem Windschatten heraus an Leclerc vorbeiging und damit Platz 4 einnahm. Vorn ließ Verstappen nichts anbrennen und behauptete seine Führung souverän gegen Norris und Russell.
Alonso war in Runde 6 nach einem Ausritt nur noch Zwölfter, und er meckerte am Boxenfunk in bekannter Manier: "Die Geschwindigkeit auf den Geraden ist besorgniserregend. Ich kann es nicht glauben, Mann. Zwei verdammte Jahren mit demselben Problem auf den Geraden." Er hatte damit im Vergleich zu seiner Startposition schon vier Plätze verloren.
Während die Rennkommissare nach und nach die Zwischenfälle der Anfangsphase abarbeiteten, sortierte sich vorn das Feld. In der 15. Runde hatte Verstappen 2,1 Sekunden Vorsprung auf Norris, 4,9 auf Russell, 5,8 auf Piastri und 8,6 auf Leclerc. Und weil die Reifen bei allen ganz gut hielten, zeichnete sich ab, dass man wohl mit einem Stopp durchfahren würde können.
Nur Leclerc war besorgt: "Prüft den Reifendruck. So, wie ich fahre, ist ein Reifenschaden wahrscheinlich." Da wurden Erinnerungen an 2023 wach, als die sogenannten "Pyramidenkerbs" in Katar die Reifen arg strapazierten. Doch der Ferrari-Kommandostand gab Entwarnung: "Wir haben nachgeschaut, alles okay."
Warum war Mercedes nicht so gut wie in Las Vegas?
In Runde 23 von 57 begannen die Boxenstopps. Russell war der Erste aus dem Spitzenfeld, der von Medium auf Hard umstecken ließ. Doch rechts hinten klemmte das Rad, und so dauerte sein Boxenstopp 7,0 Sekunden. Bitter, denn so fiel er hinter das Mittelfeldpaket mit Magnussen, Gasly und Alonso auf den elften Platz zurück.
Gleichzeitig lief's auch bei Hamilton ganz und gar nicht nach Wunsch. "Wie langsam sind wir im Vergleich zu den anderen?", wollte er an einer Stelle wissen. Als ihm gesagt wurde, es fehlen 1,2 Sekunden an Pace, staunte er nicht schlecht: "Ist das Auto kaputt? Es lenkt überhaupt nicht ein." Aber sein Renningenieur musste zugeben: Die Balance passt einfach nicht.
Nach dem Reifenwechsel kam dann auch von Russell die Beschwerde: "Das Auto lässt sich nicht lenken." Weswegen er trotz der frischeren Reifen nicht einfach so an den vor ihm liegenden Nachzüglern vorbeifuhr, sondern abwarten musste, bis diese selbst an die Box kamen.
Die zweite Safety-Car-Phase nutzte Mercedes dann, um Russell nochmal reinzuholen. Doch das verlief nicht nach dem Geschmack des Polesetters, weil von Hard auf Hard umgesteckt wurde. Russell wollte lieber den Medium haben und tobte: "Warum haben wir wieder die harten genommen? Warum haben wir die verfickten harten genommen? Die sind scheiße!"
Für Mercedes waren die Dramen damit übrigens noch nicht vorbei. Wegen Überschreitung der maximal erlaubten Geschwindigkeit in der Boxengasse kassierte Hamilton auch noch eine Durchfahrtstrafe. "Dann parken wir doch gleich", ätzte der siebenmalige Weltmeister trotzig - fuhr dann aber doch weiter.
Warum kam's zur zweiten Safety-Car-Phase?
Die Vorgeschichte: Gegen Rennmitte lag bei Start und Ziel der Rückspiegel vom Albon-Williams rum, der sich bei freier Fahrt einfach gelöst hatte. Die Rennleitung reagierte darauf mit einer gelben Flagge, und Verstappen erkundigte sich bei seinem Renningenieur, ob Norris hinter ihm genauso vom Gas gegangen sei wie er selbst. Laut Red-Bull-Kommandostand nicht.
Der neue Rennleiter Rui Marques ließ das Teil liegen, ohne zu reagieren, und gab die Strecke kurz darauf wieder frei. Eine Entscheidung mit fatalen Folgen, denn zuerst fuhr Bottas über den Spiegel drüber und zerfetzte diesen in dutzende Einzelteile, und wenig später erlitt zunächst Hamilton und dann auch Sainz einen Reifenschaden.
Jetzt, endlich, reagierte Marques und aktivierte das Safety-Car, was natürlich auch alle anderen, die noch neue Reifen abholen mussten, zu einem Boxenstopp nutzten. Bei Sainz dauerte dieser etwas länger: Er stand 9,8 Sekunden und fiel so auf den achten Platz zurück, und meldete auch nach dem Reifenwechsel, dass sich etwas "nicht okay" anfühle.
Marques hatte jetzt den Ernst der Lage erkannt und ließ das Feld nicht mehr über Start und Ziel fahren, sondern schickte Mayländer durch die Boxengasse, damit die Fahrbahn gereinigt werden konnte.
Im Nachhinein gab's Kritik am Rennleiter. Etwa von Piastri, der findet: "Es wäre richtig gewesen, sofort ein VSC oder das Safety-Car zu aktivieren. Ich wusste nicht, wo der Spiegel lag. Das Teil dort 30 Runden lang liegen zu lassen, wäre nicht so schlau gewesen. Und an der Stelle kann nicht einfach ein Sportwart hinlaufen und es wegbringen. Also hätte man schneller reagieren müssen."
Es lag jetzt Verstappen in Führung, vor Norris, Leclerc, Piastri, Perez, Gasly, Russell und Sainz, und alle hatten ihre planmäßigen Boxenstopps absolviert und waren auf harten Reifen für den letzten Stint. Piastri, der von McLaren gebeten wurde, auf seinen Benzinverbrauch zu achten, hatte in der Verwirrung rund um den herumliegenden Rückspiegel eine Position gegen Leclerc verloren.
Was führte zur dritten Safety-Car-Phase?
Beim erneuten Restart in Runde 40 erwischte Norris einen super Windschatten und setzte sich außen bei Kurve 1 neben Verstappen. Der hielt aber, den WM-Titel bereits in der Tasche, entschlossen dagegen und blieb in Führung. Weiter hinten rutschte Gasly raus, behauptete aber den sechsten Platz.
Danach wurde das Safety-Car zum dritten Mal rausgeschickt. Zuerst hielt die Rennleitung wegen des rumstehenden Perez-Red-Bull vor Kurve 16 noch das virtuelle Safety-Car für ausreichend. Als dann aber auch noch Hülkenberg im Kiesbett stand, drückte Marques auf den Knopf für das dritte Safety-Car des Abends, um die Bergungsarbeiten sicher durchführen zu können.
Sowohl für Perez als auch für Hülkenberg war das Rennen damit beendet. Hülkenberg verlor den Haas in der "dirty Air" eines Racing Bull außer Kontrolle, und Perez meinte nach seinem Dreher, er habe keinen Vortrieb mehr.
Warum war Norris auf einmal aus der Entscheidung raus?
Beim dritten Mal hatte Verstappen den Restart wieder besser im Griff. Dahinter erwischte Leclerc einen guten Windschatten und saugte sich an Norris heran. Der McLaren sah das aber im Rückspiegel, zog nach innen und ließ Leclerc außen verhungern.
Inzwischen drohte Norris von anderer Seite Ungemach, denn wegen seines potenziellen Gelbvergehens, das Verstappen am Funk gemeldet hatte, leiteten die Rennkommissare eine Untersuchung ein. Und die Strafe war eine drastische: zehn Sekunden mit Stop-&-Go-Visite an der Box.
Norris verbüßte diese am Ende der 45. Runde und fiel vom zweiten auf den 15. und letzten Platz zurück. Auf Verstappen hatte er jetzt 34,2 Sekunden Rückstand, und Norris hatte keine Ahnung, wofür er die Strafe bekommen hatte ("Wofür?"). Sein Renningenieur erklärte ihm kleinlaut: "Nicht langsam gemacht unter gelber Flagge."
Verstappen hatte von da an leichtes Spiel, den Sieg sicher nach Hause zu fahren. Am Ende betrug sein Vorsprung sechs Sekunden. Norris sicherte sich hinten die schnellste Rennrunde und schnappte in einer furiosen Schlussphase Bottas noch den zehnten Platz weg, sodass Sauber doch nur eins und nicht beide Autos in die Punkteränge brachte.
Formel-1-Kalender 2024: Wie geht's weiter?
Mit Rennende in Katar ist der Tag für echte Formel-1-Fans noch nicht zu Ende. Denn in der Nacht von Sonntag auf Montag steigt auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de noch die große Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Die F1-Show beginnt um 0 Uhr deutscher Zeit (MEZ) und wird nicht nur auf YouTube, sondern auch auf Twitch live übertragen.
Wem das noch nicht reicht und wer gern mal seine Meinung sagen möchte, der hat dazu am Montagabend Gelegenheit. Und zwar in der noch relativ neuen Call-in-Show "Live bei Scheuren", die am Montagabend ab 20:30 Uhr exklusiv auf dem Twitch-Kanal von Formel1.de zu sehen ist und bei der die Zuschauer Gelegenheit haben, sich selbst via Telefon einzuwählen und mit Kevin Scheuren über Themen rund um die Formel 1 zu diskutieren.
Der Grand Prix von Katar war die 23. von 24 Stationen des Formel-1-Kalenders 2024. Das Saisonfinale findet bereits in einer Woche statt, am zweiten Adventsonntag (8. Dezember) in Abu Dhabi. Anders als in Katar wird in Abu Dhabi kein F1-Sprint gefahren, sondern ein klassisches Rennwochenende mit Qualifying am Samstag und Rennen am Sonntag absolviert.
Nach dem Rennwochenende steht am Dienstag dann noch der letzte offizielle Testtag des Jahres auf dem Programm. Dort kommen einige Nachwuchsfahrer zum Zug, und der eine oder andere hat die Gelegenheit, erstmals für sein neues Team zu testen. Zum Beispiel Carlos Sainz, der dann bereits im Williams sitzen wird.