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Ferrari rätselt nach P3 von Leclerc: Wo kam der Speed am Sonntag her?
Wie Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und sein Teamkollege Carlos Sainz das Formel-1-Rennen in Zandvoort erlebt haben und warum sich beide verblüfft zeigen
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hatte "keine großen Hoffnungen" für den Niederlande-Grand-Prix 2024 in Zandvoort. Nach dem Qualifying hatte Charles Leclerc erklärt, Platz sechs sei "das Beste, was wir erreichen können". Wie also kam es, dass Leclerc als Renndritter an der Formel-1-Siegerehrung teilnehmen durfte?
© Motorsport Images
Ferrari-Fahrer Charles Leclerc mit dem Pokal für Platz 3 in Zandvoort 2024 Zoom Download
"Das hat mich selbst sehr überrascht", sagt Leclerc. "Ich bin ja nicht sehr oft zufrieden mit einem dritten Platz, aber dieses Mal können wir unheimlich zufrieden sein mit unserer Leistung an einem schwierigen Wochenende."
Denn Ferrari habe in Zandvoort "von Anfang an Probleme" gehabt. Das gipfelte im Qualifying mit neun Zehnteln Rückstand auf die Bestzeit von McLaren-Mann Lando Norris und viel Niedergeschlagenheit im Ferrari-Lager. Der Sonntag aber brachte die Wende zum Besseren: "Wir hatten auf einmal eine solide Pace und die perfekte Strategie", sagt Leclerc.
Von Startplatz sechs kommend ging er gleich in der ersten Runde an Red-Bull-Fahrer Sergio Perez vorbei und schnappte sich im weiteren Rennverlauf jeweils per Undercut auch noch George Russell im Mercedes und Oscar Piastri im McLaren. Mehr noch: "Wir konnten sie alle hinter uns halten. Und das war wirklich stark", meint Leclerc.
Leclerc kann sich die Trendwende nicht erklären
Doch so groß seine Euphorie darüber ist, mit P3 in die zweite Saisonphase gestartet zu sein, so groß sind die Fragezeichen bei Ferrari, wie diese Leistung zustandegekommen ist. Denn der Ferrari SF-24 sei vom Samstag auf den Sonntag nicht verändert worden, versichert Leclerc. "Das Auto war genau gleich."
"Das sind genau die Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Und so sehr wir schlechte Überraschungen analysieren müssen, so intensiv müssen wir jetzt schauen, warum es so gut lief."
"Ich glaube, bisher haben wir noch keine Erklärung dafür. Wir müssen es aber nachvollziehen können, wenn wir häufiger in Bestform auftreten wollen."
Laut Leclercs Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz, der in Zandvoort Platz fünf belegte, müsse sich Ferrari "vor allem das Qualifying" anschauen. Begründung: "Wir sehen dieses Jahr den umgekehrten Trend vom Vorjahr, als wir gut waren im Qualifying und schlecht im Rennen. Vielleicht müssen wir hier einen besseren Kompromiss finden."
Ferrari rätselt: Was kann man mit den Reifen anders machen?
Konkret könne der Schlüssel zum Erfolg über eine schnelle Runde im Reifenmanagement zu finden sein, meint Sainz. Er wisse aber nicht, was er als Fahrer anders machen könne: "Im Qualifying kann ich bei der Aufwärmrunde nicht noch mehr Energie in die Reifen bringen. Und trotzdem haben wir im Vergleich zu Lando gleich im ersten Sektor vier, fünf Zehntel verloren."
Das lässt für Sainz nur einen Schluss zu: "Es muss etwas am Auto sein, mit Auswirkungen auf die Reifen oder die Reifennutzung, und da ist ein Unterschied zum Vorjahr erkennbar."
Eine zweite Aufwärmrunde vor der schnellen Runde im Qualifying sei deshalb keine Lösung. "Das nimmt dir nur die beste Reifenleistung weg", erklärt Sainz. "Mit diesen Pirelli-Reifen musst du deine schnelle Runde auf der ersten fliegenden Runde fahren."
Andererseits habe der Niederlande-Grand-Prix bewiesen, dass Ferrari mit dem SF-24 im Rennen konkurrenzfähig agieren könne. "Im Vergleich zu anderen ist es uns gelungen, eine harte Gangart hinzulegen. Und wenn man dann sieht, dass ich auf dieser Strecke einen Red Bull überholt habe, dann zeigt das nur: Unser Auto muss sich sehr wohlgefühlt haben und ich bin wirklich gut gefahren", sagt Sainz.
Ferraris Bouncing bleibt ein ungelöstes Problem
Aber: Noch hat Ferrari nämlich sein "springendes" Auto nicht im Griff und sei "ein bisschen eingeschränkt" auf der Rennstrecke. Sainz: "Wir haben noch nicht verstanden, was das Porpoising verursacht. Aber mit dem neuen Unterboden oder den nächsten Updates sind diese Probleme hoffentlich gelöst und wir können uns wieder darauf konzentrieren, mehr Abtrieb ans Auto zu bringen."
"Wenn die Updates also tun, was wir von ihnen erwarten, dann wissen wir, was los war. Wenn nicht, dann müssen wir weiterforschen."
Die Aussichten von Ferrari aber waren schon mal schlechter, meint Leclerc. "Nach dem Qualifying hätte ich gesagt, es wird sehr schwierig. Nach dem Rennen sieht es schon besser aus. Wenn wir verstehen, was bei unserem Auto vor sich geht, dann bin ich ziemlich optimistisch für die Zukunft. Aber an diesem Punkt sind wir eben noch nicht."
Ob die nächsten Grands Prix her Abhilfe schaffen? Laut Sainz kommen jetzt wieder "Strecken, die unserem Auto besser liegen. Ich hoffe, dass wir in Monza beide Autos auf das Podium oder in die Top 5 kriegen können. Ob wir siegfähig sind, müssen wir abwarten. Die Strecke wurde ja neu asphaltiert. Wir haben es also mit einem anderen Monza zu tun als in den Vorjahren."