Formel-1-Kräfteverhältnis 2024: Das sagen die Daten nach Belgien!

Wer hat das aktuell schnellste Auto? Wer den besten Reifenverschleiß? Wer den besten Topspeed? Wir klären die wichtigsten Fragen zur Formel-1-Saison 2024!

von Kevin Hermann · 29.07.2024 22:34

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton erbt den Sieg beim Großen Preis von Belgien, doch wie gut war die Pace der einzelnen Autos? Was sagen uns die Daten der Saison 2024? Wer hat den besten Topspeed? Wer den besten Reifenverschleiß und wie hoch ist er? Wie schnell sind die Teamkollegen zueinander?

Der Start zum Großen Preis von Belgien 2024

Mit den Daten, die unser Technologiepartner PACETEQ zur Verfügung stellt, ist es möglich, Einblicke in die sonst verborgenen Zahlen der Formel-1-Teams zu erhalten und wir können damit alle dieser Fragen beantworten!

Warum war Mercedes auf einmal so schnell?

Den Daten nach zu Urteilen war beim Großen Preis von Belgien George Russell der strategiebereinigt schnellste Pilot im Feld mit einem Vorsprung von gerade einmal 0,11 Sekunden pro Runde vor Teamkollege Lewis Hamilton und McLaren-Pilot Oscar Piastri.

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Gerade nach den Longruns am Freitag war die gute Rennpace von Mercedes überraschend. In der Nacht vom Freitag auf Samstag stellte man aber das Set-up auf den Kopf und wechselte zur alten Unterbodenspezifikation.

Bereinigt man das Rennen um die verschiedenen Strategien und Streckenbedingungen, so dürften Red Bull etwa zwei Zehntel auf die Spitze gefehlt haben. Die Wahl, mit zwei Medium-Reifen in das Rennen zu gehen, war nicht ideal, da der Medium stark unter Graining litt und einen deutlich höheren Verschleiß als der Hard zeigte. Somit wurde Max Verstappen wohl etwas unter Wert geschlagen.

Stopp verpatzt: Hätte Piastri sonst gewonnen?

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Der Grand Prix von Belgien, analysiert mit den Tools unseres Technologiepartners PACETEQ: Kevin Hermann beantwortet die wichtigsten Fragen zum Rennen. Weitere Formel-1-Videos

Dafür hat Ferrari mit P3 für Charles Leclerc wohl mehr aus den bestehenden Möglichkeiten gemacht. Der erste Stint war noch einigermaßen konkurrenzfähig, doch da ging es um das Reifenschonen auf den Mediums und nicht um die ultimative Pace. Im zweiten und dritten Stint wurden die Reifen nicht mehr geschont, weshalb Ferrari die Pace nicht mehr mitgehen konnte.

Im Mittelfeld zeigte Racing Bulls umgerechnet die beste Pace (+1,11), da Daniel Ricciardo vor allem im letzten Stint sehr schnell war. Die Einstoppstrategie war aber auch im Mittelfeld die bessere Variante, weshalb sich Fernando Alonso den besten Platz sicherte.

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Auf eine schnelle Runde im Qualifying war Red Bull klar überlegen. Zum einen nimmt der RB20 seine Reifen härter ran, was im Regen hilft, zum anderen wählte man ein Set-up mit mehr Abtrieb, was bei nassen Bedingungen zu bevorzugen ist. Das machte das Überholen für Verstappen im Rennen aber quasi unmöglich.

Reifen: Wie konnte eine Einstoppstrategie klappen?

Für das Rennen in Belgien wurde eine klare Zweistoppstrategie erwartet, doch der Sieg auf der Strecke von Russell macht klar deutlich, dass die Einstoppstrategie schneller war. Schließlich schien es, als hätte der Brite zu Beginn des Rennens mit dem Sieg nichts zu tun.

Im Vergleich zum Freitag stieg die Streckentemperatur um etwa zehn Grad Celsius, was dafür sorgte, dass Graining auf dem harten Reifen kein Thema mehr war. Dafür war der Verschleiß am Medium-Reifen riesig groß, was unter anderem Red Bull und Haas zum Verhängnis wurde, die nur noch einen Satz der Hards für das Rennen hatten.

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Beim Blick auf die Reifenverschleißdaten hatte McLaren untypischerweise große Probleme. Der Grund dafür ist vor allem, dass der MCL38 beim Hinterherfahren seine Reifen im Mittelsektor überhitzte. Auf der anderen Seite zeigte Mercedes ein starkes Reifenmanagement.

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Im Saisonschnitt ergibt sich beim Reifenmanagement nahezu ein umgekehrtes Bild zur Vorsaison. Im Jahr 2024 ist bisher Ferrari mit großem Abstand das Team mit dem geringsten Reifenverschleiß. In den ersten 14 Saisonrennen verschlissen die Reifen am SF-24 um gerade einmal 0,075 Sekunden pro Runde.

An vorletzter Stelle ist dafür überraschenderweise Red Bull (0,096). Es ist nun schon mehrfach aufgefallen, dass sich Verstappen gegen Ende eines Stints schwerer tut, weil der RB20 die Reifen härter rannimmt als sein Vorgänger. Dies hilft dafür im Qualifying, wo der Niederländer auch schon acht Mal auf der Pole stand.

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Haas, das Problemkind der Vorsaison, hat ebenfalls gute Schritte nach vorne gemacht und liegt bisher im Mittelfeld bei einem Verschleiß von 0,093 Sekunden pro Runde. Zu Beginn der Saison hatte Aston Martin noch große Schwierigkeiten mit dem Reifenmanagement, doch seit einiger Zeit hat man die Gummis wieder in den Griff bekommen.

So sieht das Kräfteverhältnis über die ganze Saison aus!

Sieht man sich die Durchschnitte der ersten 14 Rennen an, dann hat Red Bull seine stärke auf eine schnelle Runde im Qualifying untermauert. Bei der Rennpace hinkt man mittlerweile jedoch etwas zurück. In den letzten vier Rennen stand man nur einmal auf dem Podium.

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Durch die Meisterleistung von Max Verstappen im Qualifying am Samstag hat sich der Saisonvorsprung von Red Bull auf eine Runde auf nun durchschnittlich 0,25 Sekunden erhöht. Das Mittelfeld scheint im Qualifying dafür näher an der Spitze dran zu sein als bei der Rennpace.

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Bei der Rennpace rücken die Verfolger immer näher an Red Bull ran. Mittlerweile fehlen dem McLaren-Team im Schnitt nur noch 0,08 Sekunden pro Runde auf Red Bull. Dass McLaren in dieser Wertung noch nicht vorne liegt, kann man nur mit der relativ klaren Dominanz von Max Verstappen zu Saisonbeginn erklären. Dort haben McLaren mehr als drei Zehntel pro Runde gefehlt.

Laut den Daten hat McLaren seit Miami jedoch im Schnitt das schnellste Auto. Wenn man statt dem Gesamtdurchschnitt die Anzahl der Rennen betrachten würde, so hatte McLaren 2024 häufiger das schnellere Auto als Red Bull.

Teamduelle: Hamilton 2024 nun schneller als Russell

Nach 14 Rennen haben sich bei einigen Teams klare Tendenzen abgeleitet, welcher Fahrer die Oberhand hat. Das eindeutigste Teamduell im Qualifying spielt sich bei Sauber mit Valtteri Bottas und Guanyu Zhou ab, wo der Chinese im Schnitt 0,75 Sekunden aufgebrummt bekommt. Besonders im nassen Belgien-Qualifying machte Zhou keine gute Figur.

Das klarste Teamduell im Rennen ist dafür bei Red Bull, wo Sergio Perez nach dem eigentlich starken Saisonstart immer mehr an Boden verliert. Im Renntrimm ist der Mexikaner im Schnitt eine halbe Sekunde pro Runde weg. Die Rennpace in Ungarn und Belgien sah aber teilweise gar nicht so schlecht aus im Vergleich zu den Rennen davor.

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Bemerkenswert is dafür, wie eng die Teamduelle bei Mercedes, Ferrari, Alpine und mittlerweile Racing Bulls sind. Hier sind beide Fahrer quasi auf Augenhöhe, nur wenige Tausendstelsekunden machen den Unterschied.

Welches Auto hat den besten Topspeed?

Die große Frage ist natürlich, woher der Vorteil für Red Bull kommt? Das Auto ist natürlich bestens ausbalanciert, aber auch auf den Geraden kann der RB20 seine Stärken ausspielen.

Zum einen ist der RB20 erneut aerodynamisch effizient und erzeugt weniger Luftwiderstand als die Konkurrenz, doch auch beim geöffneten DRS findet Red Bull scheinbar mehr Zeit als der Rest. Doch seit diesem Jahr ist auch der Haas auf den Geraden zu einer Rakete geworden und liegt in der Geschwindigkeitsmessung leicht vor dem RB20.

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Schlusslicht ist McLaren mit einem Defizit von durchschnittlich 4,0 km/h, was wohl an einem zu großen Luftwiderstand - besonders zu Saisonbeginn - liegen dürfte. Ferrari ist im Vergleich zum Vorjahr etwas langsamer auf den Geraden geworden, möglicherweise zu Gunsten des Kurvengrips und des Reifenverschleißes.

Wer macht die besten Boxenstopps?

Ein wichtiges Kriterium für eine gute Rennstrategie sind natürlich auch die Boxenstopps. Im Schnitt verbringen die Red-Bull-Piloten die geringste Zeit beim Reifenwechsel. Nur durchschnittlich 2,52 Sekunden stehen Max Verstappen und Sergio Perez beim Reifenwechsel, das ist Bestwert in der Formel 1.

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Riesige Probleme beim Reifenwechsel gibt es dafür bei Sauber. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou stehen durchschnittlich 5,94 Sekunden beim Reifenwechsel! In Australien und Japan hat man dadurch gute Chancen auf die Punkte verspielt. Größter Pechvogel in der Boxengasse ist dabei der Finne. Bottas steht im Schnitt 6,6 Sekunden beim Reifenwechsel, doch man scheint die Probleme nun in den Griff bekommen zu haben.

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Eine ausführliche Analyse der Daten des Formel-1-Wochenendes in Belgien gibt es auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo Datenexperte Kevin Hermann die Frage stellt, ob Oscar Piastri das Rennen ohne den verkorksten Boxenstopp gewonnen hätte und zudem die Strategien beim Rennen in Spa analysiert.