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Verstappen ohne Bestzeit, aber trotzdem Favorit? Das sagen die Freitags-Daten!
Mercedes setzt die Tagesbestzeit am Formel-1-Freitag in Spanien, doch die Longruns am Ende des zweiten Trainings machen Max Verstappen und McLaren unter sich aus
(Motorsport-Total.com) - Die Zeitentabellen am Formel-1-Freitag in Spanien scheinen zu lügen. McLaren setzt die Bestzeit im ersten Freien Training, Mercedes fährt hingegen in der zweiten Session am schnellsten, doch beim Blick auf die Longrun-Zeiten am Ende des zweiten Trainings ist WM-Spitzenreiter Max Verstappen nicht zu schlagen.
Der Red-Bull-Pilot war in seiner Rennsimulation zunächst auf dem Medium-Reifen unterwegs, ehe er später auch noch einmal den Soft aufschnallte. Im Schnitt war keiner schneller als der Niederländer, wenn man alle Longrun-Zeiten um die verschiedenen Reifenmischungen und Stintlängen bereinigt. Lando Norris im McLaren war im Mittel jedoch nur eine Hundertstelsekunde pro Runde langsamer.
Dennoch waren gerade die ersten Zeiten von Verstappen auf den Medium-Reifen beeindruckend, als er der Konkurrenz rund drei bis vier Zehntel pro Runde abnahm. Nur Oscar Piastri im zweiten McLaren konnte da mithalten, allerdings nur, weil der Australier eine andere Herangehensweise wählte. Zu Beginn des Stints war der Australier pfeilschnell, was jedoch später in einen extrem hohen Reifenverschleiß mündete.
Bereits die fünftschnellste Zeit des Weltmeisters im zweiten Training war wohl nicht die ganze Wahrheit. Allein im zweiten Sektor hat Verstappen fast vier Zehntel auf Lewis Hamilton verloren, wobei der Niederländer im ersten Training in diesem Streckenabschnitt noch der schnellste Pilot war. Die Sektor-1-Bestzeit sowie die Topspeedwerte lassen vermuten, dass Red Bull im FT2 wohl auf zu wenig Abtrieb gesetzt hat.
Kräfteverhältnis im Spitzenquartett kaum vorherzusagen
Den Daten nach zu Urteilen sind die vier Topteams trotz der wohl leichten Favoritenrolle von Verstappen sehr eng zusammen. Während McLaren in den Longruns nur eine Hundertstel im Schnitt pro Runde fehlte, sind auch Ferrari (+0,11) und Mercedes (+0,13) keinesfalls raus aus der Verlosung. Kleinste Set-up-Kniffe vom Freitag auf Samstag könnten das Kräfteverhältnis wieder komplett auf den Kopf stellen.
Die Silberpfeile waren vor allem in den Kurven eine Macht, während sich insbesondere Charles Leclerc im Longrun die Ferrari-Stärke des Reifenschonens zu Nutze machte. Die Telemetriedaten zeigen jedoch, dass die Scuderia wie erwartet in den langen langsamen Kurven etwas an Boden verliert, allen voran in den Kurven vier, fünf und zehn. Noch am Donnerstag betonte der Monegasse, dass dies noch eine Schwäche am SF-24 sei.
Neben Leclerc waren beim Reifenmanagement zudem Lando Norris und die beiden Mercedes-Piloten an vorderster Front. Dafür hatten vor allem Lance Stroll, Pierre Gasly, Carlos Sainz und Oscar Piastri etwas mehr zu kämpfen, was aber auch auf eine unterschiedliche Herangehensweise zurückgeführt werden kann.
Mittelfeld: Woher kommt die starke Alpine-Pace?
Was die Longrun-Pace angeht, so liegt das Mittelfeld eng zusammen. Bereinigt war Williams-Pilot Logan Sargeant der schnellste Mann hinter den Top-4-Teams mit einem durchschnittlichen Rückstand von 0,81 Sekunden pro Runde. Dahinter folgen Aston Martin (+1,02), Sauber (+1,04), Alpine (+1,06) und Haas (+1,07).
Vor allem das französische Alpine-Team machte mit der viertschnellsten Zeit von Pierre Gasly auf sich aufmerksam. Die Strecke in Barcelona sollte dem A524 entgegenkommen, da die Schwächen bei der Motorleistung, der Traktion sowie beim Fahren über Bodenwellen und Randsteine in Spanien nicht ins Gewicht fallen.
Während Alpine wohl die positive Überraschung des Freitags war, so ist das Racing-Bulls-Team nach zuletzt starken Resultaten sehr schwach in das Barcelona-Wochenende gestartet. Die schnellen Runden brachten Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo nur auf die Plätze 15 und 16 und auch die Longrun-Zeiten sahen nicht gut aus. Im Schnitt fehlten Racing Bulls 1,43 Sekunden pro Runde auf die Spitze, womit man das Schlusslicht ist.
Reifen und Strategie: Pole in Spanien wichtiger als in Monaco
Was die Strategie für das Rennen angeht, so ist die Poleposition die absolute Voraussetzung für den Sieg. Seit dem ersten Formel-1-Grand-Prix in Barcelona 1991 hat der Polesetter zu 72,73 Prozent auch das Rennen gewonnen. Das ist absoluter Bestwert, wenn man Katar nicht berücksichtigt, wo bisher nur zwei Formel-1-Rennen überhaupt ausgetragen wurden. Im Vergleich dazu: In Monaco lag die Quote vor Saisonbeginn bei nur 43,48 Prozent.
Wie im Vorjahr ist nach den Erkenntnissen des Freitags eine Zweistoppstrategie zu erwarten, wobei alle drei Reifenmischungen gute Rennreifen sind. Die Longrun-Daten haben ergeben, dass der Soft über eine Stintlänge wohl 0,05 Sekunden pro Runde schneller als der Medium und 0,15 Sekunden pro Runde schneller als der harte Reifen ist. Zudem kamen alle drei Reifensorten auf einen relativ ähnlichen Reifenverschleiß, was den Soft somit zu einem sehr guten Reifen für den Sonntag macht.
Simuliert man die Longrun-Daten des Freitags mit der PACETEQ-Strategiesoftware OneTiming auf das Rennen hoch, so wäre die Strategie Soft-Soft-Medium mit Stopps in den Runden 23 und 45 die schnellste Variante für den Sonntag. Andere Zweistoppvarianten, auch unter Hinzunahme des harten Reifens, sind jedoch auch zu erwarten. Die Einstoppvariante wäre hochgerechnet etwa 14 Sekunden zu langsam, die Dreistoppstrategie hingegen nur acht. Dennoch sollte alles auf ein Zweistopprennen hinauslaufen.
Eine ausführliche Analyse der Daten des Spanien-Freitages gibt es auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo PACETEQ-Datenexperte Kevin Hermann mit den Zahlen und Fakten der Trainings seine Prognose für das restliche Rennwochenende in Barcelona abgibt.