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Fans auf der Strecke: FIA-Kommissare verurteilen Veranstalter in Sao Paulo
Weil Zuschauer noch vor Rennende auf die Strecke gelangt sind, müssen die Organisatoren des Formel1-Rennens in Brasilien eine Aufarbeitung anstoßen
(Motorsport-Total.com) - "Eine große Gruppe von Zuschauern hat die Sicherheitslinien durchbrochen und ist in die Auslaufzone bei Kurve 1 gelangt, obwohl das Rennen noch nicht beendet war und sich noch Rennautos auf der Strecke befanden." So beschreiben die Sportkommissare des Automobil-Weltverbands (FIA), was sich kurz vor Schluss des Sao-Paulo-Grand-Prix 2023 in Brasilien ereignet hat. Und das hat Konsequenzen.
Denn die Veranstalter der Rennveranstaltung mussten sich direkt im Anschluss an den Grand Prix bei den Sportkommissaren verantworten. Vorwurf: "Die Sicherheitsmaßnahmen wurden nicht durchgesetzt und/oder waren nicht ausreichend. Dadurch entstand eine unsichere Situation für Zuschauer und Fahrer."
Das entspricht einem Verstoß gegen Artikel 12.2.1.h des Internationalen Sportkodex der FIA. Der genannte Abschnitt beschreibt "einen unsicheren Vorgang oder das Versagen, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen, wodurch eine unsichere Situation entsteht".
Vertreter der Sao Paulo F1 Organisation (kurz: SPF1) haben ihr Versagen umgehend eingeräumt "und stimmten mit [den FIA-Vertretern] überein, dass es in Brasilien schon mal vergleichbare Vorfälle gegeben hat und dass die Situation inakzeptabel war und katastrophale Folgen hätte haben können". So fasst es das Urteil der Sportkommissare zusammen.
Die Folgen für Formel-1-Rennen in Brasilien
Die Konsequenz ist eine mehrstufige Sanktion gegen den lokalen Ausrichter, die eine gründliche Aufarbeitung angekündigt haben, die bis zum nächstjährigen Formel-1-Grand-Prix in Brasilien abgeschlossen sein muss.
Aber schon bis spätestens 30. Januar 2024 muss SPF1 bei der FIA einen "Plan zur Wiedergutmachung" vorlegen, der "die ernsten [Sicherheits-] Bedenken angemessen aufgreifen" soll. Vertreter des Automobil-Weltverbands sollen diesen Plan anschließend auf seine Sinnhaftigkeit prüfen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen vorschlagen. Dies habe in direktem Dialog mit SPF1 zu geschehen.
Darüber hinaus wird die Angelegenheit zur weiteren Untersuchung dem Motorsport-Weltrat der FIA vorgelegt. In diesem Gremium soll auch darüber beraten werden, "ob zusätzliche Schritte notwendig oder über den Wiedergutmachungs-Plan hinaus Strafen auszusprechen sind", so schreiben die Sportkommissare. Das Urteil zielt auf "sichere und ordentlich durchgeführte, künftige Veranstaltungen in Brasilien" ab.
Präzedenzfälle aus der jüngeren und älteren Vergangenheit
Ähnlich war die FIA schon im Frühjahr 2023 beim Australien-Grand-Prix in Melbourne verfahren, nachdem dort ebenfalls Fans auf die Strecke gelangt waren, noch ehe die Fahrzeuge nach Rennende zurück in der Boxengasse gefahren waren. Manche Zuschauer hatten sich sogar dem abgestellten Haas von Nico Hülkenberg genähert, obwohl sich das Fahrzeug noch im Zustand "nicht sicher" befunden hatte.
Im Fall Australien bekamen die örtlichen Veranstalter ebenfalls eine Frist von knapp drei Monaten, um die Vorfälle aufzuarbeiten und Lösungsvorschläge zu unterbreiten.
Schon in den Jahrzehnten davor ist es in der Formel 1 immer wieder zu Sicherheitsverletzungen durch Zuschauer gekommen. Zu den berühmtesten Vorfällen dieser Art zählen die Ereignisse in Silverstone 2003 und Hockenheim 2000, als Einzelpersonen auf die Strecke liefen, obwohl die Fahrzeuge auf der Fahrbahn mit vollem Tempo vorbeifuhren. Verletzt wurde in den genannten Fällen aber niemand.
Sowohl Brasilien als auch Australien sind in der Formel 1 noch auf Jahre gesetzt im Rennkalender: Melbourne hat einen Vertrag bis 2035, Sao Paulo erst vor wenigen Tagen eine vorzeitige Verlängerung bis 2030 unterschrieben.