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Updates "sehr, sehr ermutigend": Was ist für McLaren in Suzuka drin?
Obwohl McLaren im Verlauf der Saison große Schritte nach vorne gemacht hat, ist laut Andrea Stella noch viel mehr möglich - Warum Suzuka dem MCL60 liegen sollte
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris holte in Singapur bereits seinen dritten Podestplatz in der Formel-1-Saison 2023. Nachdem er schon in Silverstone und Budapest jeweils Zweiter geworden war, kehrte er in Singapur erneut auf P2 zurück - auch dank der Hilfe einiger Updates für den McLaren MCL60.
"Was effektiv wichtig ist, ist die Konkurrenzfähigkeit des Autos"; betont Teamchef Andrea Stella. Platz zwei als solcher sei ihm persönlich gar nicht so wichtig, weil man das Podium womöglich verpasst hätte, wenn das Rennen etwas anders verlaufen wäre, erinnert er.
Tatsächlich lag Norris lange Zeit nur auf Platz vier, kam allerdings noch zwei Positionen nach vorne, weil zunächst Charles Leclerc einen langsamen Boxenstopp hatte und George Russell später unter dem virtuellen Safety-Car noch einen zusätzlichen Stopp einlegte.
"Wichtig ist, dass wir in Singapur mit den besten Autos mithalten konnten, was mit dem alten Paket nicht möglich gewesen wäre, denke ich", betont Stella und erklärt: "Wir messen die Verbesserung aus aerodynamischer Sicht. Am ermutigendsten ist, dass die Verbesserungen mit den Erwartungen der Entwicklungswerkzeuge übereinstimmen."
Man müsse darauf "vertrauen" können, dass das, was man entwickelt, auch auf der echten Rennstrecke ankomme. "Andernfalls liefert man das Auto ab, und dann macht das Auto etwas anderes, und man hat so viel Aufwand verschwendet", betont Stella.
Stella: "Gibt noch eine Menge Arbeit zu erledigen"
Genau das scheint bei McLaren zu funktionieren, denn bislang brachte jedes Update in dieser Saison das Team nach vorne. "Ich denke, wir haben ein gutes Verständnis dafür gewonnen, woher die Limitierungen bei niedrigen Geschwindigkeiten kommen", erklärt Stella.
Es habe "mit einigen mechanischen Aspekten und einigen aerodynamischen Aspekten zu tun", erklärt er, und mit dem Singapur-Paket sei man einige Dinge bei der Aerodynamik angegangen, so der Teamchef, der aber auch klarstellt: "Es gibt noch eine Menge Arbeit zu erledigen."
Denn selbst mit allen Upgrades, die man im Verlauf des Jahres für den MCL60 gebrachte habe, "haben wir noch nicht einmal die Hälfte dessen erreicht, was wir uns vom aerodynamischen Verhalten wünschen, um diese Art von Problemen zu lösen", verrät Stella.
Fotostrecke: Singapur: Die Fahrernoten der Redaktion
Lance Stroll (6): Nahm am Rennen nicht teil, daher können wir nur das Qualifying bewerten. Da war er nicht nur zu langsam sondern warf am Ende auch noch das Auto weg, was dann zu seiner Nichtteilnahme am Sonntag führte. Ungenügend. Fotostrecke
"Ich denke, es ist gut, dass wir jetzt wissen, was wir angehen müssen. Aber das erfordert noch etwas mehr Arbeit. Und es sollte in das Auto des nächsten Jahres integriert werden", so Stella, der allerdings betont, dass man auch da nicht sofort 100 Prozent erwarten könne.
"Es ist auch wichtig für alle bei McLaren, dass wir uns immer mehr bewusst werden, dass sich unsere Arbeit auszuzahlen scheint", betont Stella, denn das werde sich in "sogar noch mehr Energie, Motivation, Entschlossenheit" verwandeln, ist er sich sicher.
Schon für das Paket in Singapur habe man Überstunden geschoben, der Aufwand sei "beachtlich" gewesen, betont er und erinnert: "Wir kommen aus schwierigen Zeiten, und wenn man sich über diese Art von Ergebnissen freuen kann, ist das eine große Erleichterung und eine große Freude."
Suzuka: Fast alles hängt von zwei Kurven ab
Auch Oscar Piastri, der das neue Paket in Singapur noch nicht zur Verfügung hatte und es erst in Japan bekommt, findet die Performance von Norris am vergangenen Wochenende "sehr, sehr ermutigend". Ist für McLaren nun womöglich sogar noch Platz vier in der WM möglich?
Zwar liegt Aston Martin noch immer 78 Zähler vor McLaren. Nach dem Spielberg-Wochenende Anfang Juli waren es allerdings noch satte 146 Punkte, in den vergangenen sechs Rennen hat man den Rückstand auf das Team aus Silverstone also fast schon halbiert.
Für Stella spielt das aber gar keine so große Rolle. Er verrät: "Unsere Botschaft lautet immer: Wir müssen besser entwickeln als unsere Konkurrenten, wir müssen sicherstellen, dass wir keine Zuverlässigkeitsprobleme haben. Und wir müssen auf der Rennstrecke gut arbeiten, um unsere Wettbewerbsfähigkeit auszunutzen."
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"Dann sehen wir, wo wir am Ende der Meisterschaft stehen", gibt er sich ganz pragmatisch und erklärt im Hinblick auf das Rennen in Suzuka an diesem Wochenende: "Auf dem Papier sollte es uns besser liegen als Singapur, weil es High-Speed-Abschnitte und einen glatten Asphalt gibt."
Das seien "die zwei Hauptgründe", warum Suzuka McLaren eigentlich mehr entgegenkommen sollte als Singapur. Stella merkt jedoch auch an: "Es gibt einige knifflige Kurven wie die Haarnadel und die letzte Schikane. Ich bin sehr gespannt, wie wir uns da schlagen."
Diese Bereiche seien nämlich "zwei sehr wichtige Kurven für die Rundenzeit", so Stella. "Sektor 1 sollte zu unserem Auto passen", erklärt er. "Aber aus rein technischer Sicht wird das absolute Niveau der Wettbewerbsfähigkeit davon abhängen, wie wir uns in der Haarnadel und der Schikane schlagen."
Die McLaren-Upgrades in Singapur
Das McLaren-Upgrade in Singapur setzte die Entwicklung fort, die man seit Baku gesehen hat. Die Anpassungen am Frontflügels konzentrieren sich auf die Endplatte, wobei die gesamte Oberfläche nun von der Mittellinie aus verdreht ist, um mehr "Outwash" zu fördern und mehr Platz für den Flügel an der Außenseite zu bieten (neue Version oben rechts in der unteren Abbildung).
Dies hat zu einigen subtilen geometrischen Anpassungen an der Hinterkante der Endplatte und der unteren Flapverbindung geführt (blauer Pfeil). Auch am Unterboden wurden umfangreiche Arbeiten durchgeführt, von denen einige nicht sichtbar sind.
Aber auch wenn man nicht in der Lage ist, alle Änderungen am Unterboden vollständig zu entschlüsseln, bieten die äußeren Veränderungen einiger Merkmale Anzeichen dafür, was angepasst worden sein könnte.
An der Vorderseite gibt es Änderungen an der Anordnung der Luftleitbleche, denn dort, wo das innere Blech früher über die Vorderkante des Bodens hinausragte, wurde es jetzt abgeschnitten (roter Pfeil). Das äußere Blech wurde komplett überarbeitet, ebenso wie der vordere Teil des Bodens, wo er nach unten abfällt.
Das Luftleitblech ist jetzt an der Vorderseite des unteren Abschnitts viel stärker nach innen gewinkelt, während die Form des Ambosses und die Höhe der hinteren Kerbe geändert wurden. Dies hat natürlich Auswirkungen auf verschiedene Strömungsstrukturen, sowohl oberhalb als auch unterhalb der Bodenlinie.
In Anknüpfung an die vorangegangenen Änderungen und an die der Seitenkästen ergänzte McLaren das Update-Paket mit Änderungen an den Konturen des Bodens und des nachgelagerten Flügels an der Unterbodenkante.
Auch hier handelt es sich um ein zweischneidiges Schwert in Bezug auf die Auswirkungen auf die Strömungsstrukturen sowohl oberhalb als auch unterhalb des Bodens. Die Ausbuchtungen auf der Oberseite des Bodens führen zu Hohlräumen darunter, während das Hinzufügen einer Diskontinuität auch eine Druckverschiebung zwischen den beiden Bereichen ermöglicht.
Beim Flügel an der Unterbodenkante wurden nicht nur der vordere Teil abgeflacht und die auf dem geschwungenen Teil befindlichen Streben neu profiliert, sondern auch in den sich verjüngenden hinteren Teil des Bodens verlängert (weißer Pfeil).
Änderungen auch an Heckflügel und Co.
McLaren hat seit der Einführung des neuen Reglements bereits zahlreiche Änderungen an den Seitenkästen vorgenommen, und auch wenn es sich in Singapur nicht um ein völlig neues Konzept handelt, sind die vorgenommenen Änderungen dennoch signifikant.
Nachdem beim Großen Preis von Österreich der Wechsel zu den Seitenkästen im Stil von Rinnen und einer Wasserrutsche vollzogen wurde, entschied sich das Team im Rahmen des jüngsten Updates auch für eine Verfeinerung der Topologie.
Auf diese Weise soll der Luftstrom entlang des zentralen Kanals besser geführt und über den hinteren Teil des Bodens geleitet werden. Gleichzeitig wurde die äußere Geometrie der Karosserie verändert, um die Änderungen an der Bodenkante besser nutzen zu können.
Die Halo-Verkleidung und die daran befestigten aerodynamischen Elemente wurden ebenfalls überarbeitet (weißer Pfeil in der oberen Abbildung), während der hintere Bremskanal und die Toelink-Verkleidung in Kombination miteinander modifiziert wurden, um ein besseres Zusammenspiel mit den vor ihnen vorgenommenen Änderungen zu erreichen.
McLarens Umstellung auf die halb abgetrennte Spitze des Heckflügels wurde ebenfalls überarbeitet, um mit der Konfiguration mit höherem Abtrieb zusammenzuarbeiten.
Das breitere Paneel sorgt nicht nur für die notwendige aerodynamische Unterstützung des oberen Flaps und der Hauptplatte, sondern ist auch anders auf die Kante der Endplatte ausgerichtet, um den Ausschnitt und damit die Wirbelbildung an der Flügelspitze zu verändern.
Beiden Fahrern stand dieser Heckflügel für das Qualifying und das Rennen zur Verfügung, wobei die Änderungen am Heckflügel auch mit einer neuen Beam-Flügel-Konfiguration einhergingen, bei der das untere Element mehr Anpressdruck bietet als bei der bisherigen Anordnung im Doppeldecker-Stil.