• 28. August 2023 · 11:47 Uhr

Alexander Albon: Williams "auf Augenhöhe mit Aston und Ferrari"

Obwohl die Boxenstopps falsch getimt waren, freut sich Williams nach Zandvoort drüber, den Anschluss zu Teams wie Ferrari und Aston Martin gefunden zu haben

(Motorsport-Total.com) - Die Zeiten, in denen Williams das Schlusslicht der Formel 1 war, sind vorbei. Lando Norris freut sich, dass jetzt noch ein Team im Vorderfeld mitmischt, und Max Verstappen spricht davon, dass der FW45 ein "sehr konkurrenzfähiges" Auto ist. Und der Grand Prix der Niederlande 2023 in Zandvoort war ein guter Beleg für den Aufwärtstrend des einstigen Erfolgsteams, das seit 1997 keine WM und seit 2012 keinen Grand Prix mehr gewonnen hat.

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Alexander Albon musste in Zandvoort wie ein Löwe kämpfen Zoom Download

Alexander Albon zerstörte im Qualifying seinen Teamkollegen Logan Sargeant und fuhr auf den vierten Platz, und im Rennen wurde er mit Platz 8 letztendlich unter Wert geschlagen. "Ich glaube, wir waren dieses Wochenende auf Augenhöhe mit Aston und Ferrari", ist der 27-jährige Thailänder überzeugt.

Die große Frage nach dem Rennen: Was wäre möglich gewesen, hätte Williams nicht zu Beginn, als es pünktlich zum Start zu regnen anfing, gründlich verwachst? Nach neun Runden, als der Regen nachließ und die Trockenreifen allmählich wieder schneller wurden, hatte Albon nämlich bereits 50 Sekunden Rückstand auf Fernando Alonso (5.) und 45 auf Carlos Sainz (6.).

Albon hatte noch keinen Boxenstopp absolviert und war jetzt mit den Softreifen auf abtrocknender Strecke wieder auf dem besseren Reifen. Alonso und Sainz mussten hingegen von Intermediates auf Trockenreifen wechseln. Nach deren Boxenstopps lag Alonso (5.) noch 19 und Sainz (7.) 13 Sekunden vor Albon (12.).

So gut konnte Albon mit der Spitze mithalten

Das war in Runde 12. Albon hatte jetzt um zehn Runden ältere Reifen montiert. Trotzdem konnte er seinen Rückstand auf Alonso bis zur ersten Safety-Car-Phase in Runde 16 um drei Sekunden verringern.

Weil er sich entschied, gar nicht hin und her zu wechseln, sondern mit den Softreifen durchzuziehen, war Albons erster Stint letztendlich 44 Runden lang. "Und wir haben den ganzen Stint über vielleicht zwei Sekunden auf den Aston und Ferrari verloren. Obwohl meine Reifen um zehn Runden älter waren. Wir waren richtig stark", analysiert er.

Außerdem: "Wir haben einen Mercedes überholt. Zugegeben zu dem Zeitpunkt mit Reifenvorteil. Aber um auf dieser Strecke überholen zu können, musst du um ein bis eineinhalb Sekunden schneller sein als der Vordermann. Und wir haben's trotzdem geschafft."

Nicht auf Intermediates gewechselt: Eine Fehlentscheidung

Dabei dachte Albon "nach den ersten fünf, sechs Runden, dass es das war mit den Punkten. Aber wir haben es durchgezogen, was, glaube ich, wirklich wichtig war. Man kann drüber streiten, ob wir nicht früher hätten stoppen sollen, um den Inter abzuholen. Aber das, was wir gemacht haben, war immer noch besser als das, was zum Beispiel George gemacht hat."

George Russell im Mercedes lag am Ende der dritten Runde noch in Führung, weil vor ihm viele an die Box gefahren waren. Zu dem Zeitpunkt hatte er drei Sekunden Vorsprung auf Albon. In Runde 4 fiel er auf Platz 10 zurück, eine halbe Minute hinter dem Führenden, aber sechs Sekunden vor Albon - und kam dann erst zum Reifenwechsel.

Russell hatte jetzt zwar die besseren Reifen drauf als Albon, doch als er in Runde 10 wieder auf Slicks zurückwechselte, lag er eine halbe Minute hinter dem Williams. Fazit: Am besten sind die gefahren, die sofort in Runde 1 gewechselt haben, oder spätestens in Runde 2. Oder, wie es Williams-Teamchef James Vowles formuliert: "Entweder kommst du in Runde 2 rein - oder du bleibst draußen."

Er sagt: "Ein paar Teams haben danach noch gewechselt, aber ich finde: Wenn du dich einmal entschieden hast, dann zieh es durch!" Das war im Nachhinein betrachtet "keine Katastrophe, aber es war eine falsche Entscheidung", räumt Vowles ein und erklärt: "Als der Regen nachließ, dachten wir, dass es jetzt schnell besser werden würde. Aber der Zeitverlust auf den Intermediate war signifikant."

Albon: Williams war noch nie so gut

Ab Runde 10 war es dann zunächst ein normales Rennen, und jetzt konnte der Williams sein Tempo demonstrieren: "Es war ein Mammutstint, 44 Runden auf dem Soft. Das kannst du nur machen, wenn das Auto gut ist. Und das war es. Es war ganz leicht, den Abbau zu kontrollieren, und die Balance konnte ich immer so drehen, wie ich sie gerade brauchte", sagt Albon.

"Das war unser bisher bestes Wochenende", findet er. "So ein gutes Gefühl hatte ich in meiner Zeit bei Williams noch nie. Ich denke, wir hatten ein bisschen Pech, weil wir nicht so viel Risiko gegangen sind wie andere und Inters aufgezogen haben. Denn es war ein Risiko. Als die gewechselt haben, gab die Strecke noch keine Inters her. Das änderte sich erst während der Runde danach."

"Wir dachten, der Regen würde nicht lang dauern und nicht so intensiv kommen. Das war ja wie in Thailand - ein echter Monsunschauer! Aber wenn du da reinkommst, ist es schon zu spät. Zehn Sekunden, und alles war auf den Kopf gestellt. Normalerweise beginnt es erst leichter zu regnen, und dann kommt der volle Schauer. Aber diesmal war das so, als würde man einen Lichtschalter anmachen!"

Trotzdem: Albon lag zum Zeitpunkt seines Wechsels von Soft auf Medium nach 44 Runden auf Platz 5, 14 Sekunden hinter Alonso. "Danach holten wir weiter auf. Ich fuhr in Richtung P4 und dachte, das läuft jetzt wirklich perfekt. Dann haben sie mir gesagt, dass es in fünf Minuten wieder zu regnen beginnt. Nicht schon wieder!"

Auch zweiten Boxenstopp falsch getimt

Und Williams schaffte es ein zweites Mal, den Boxenstopp zu verschlafen. "Das müssen wir uns anschauen", sagt Albon. "In der ersten halben Runde dachte ich noch, das geht perfekt auf, jetzt overcutten wir sie alle. Da war es trocken. Aber dann wurde es plötzlich vom Slick zu Full-Wet, innerhalb von Sekunden. Die letzten vier Kurven konnte ich nur noch schleichen."

Vowles weiß: "Beim zweiten Stopp waren wir eine Runde zu spät dran. Das jetzt festzustellen, ist leicht. Das Schwierige ist, im Nachhinein eine Methode zu entwickeln, mit der man, mit allen Informationen, die einem zur Verfügung stehen, in Zukunft eine bessere Entscheidung treffen kann."

Als Runde 61 begann, lag Albon 4,7 Sekunden hinter Sainz an sechster Stelle. Nach dem Boxenstopp war er Neunter, und auf Sainz fehlten plötzlich 15,1 Sekunden. Eine einzige Runde zu spät kostete zehn Sekunden Rennzeit. "So gesehen bin ich ein bisschen enttäuscht über Platz 8. Wir hätten Sechster werden sollen", seufzt der Williams-Fahrer.

Auch mit Platz 8 letztendlich zufrieden

Vowles nickt: "Man neigt dazu, gierig zu werden. Wenn man mir vor dem Rennen den achten Platz angeboten hätte, hätte ich den genommen und mich bedankt. Die Wahrheit ist aber: Wir waren Sechster im Rennen, und wir sind vom Alpine weggefahren. Beim letzten Stopp haben wir eine falsche Entscheidung getroffen. Sonst wäre der sechste Platz möglich gewesen. Dann bist du enttäuscht."

Aber: "Man muss es anders sehen. Als Team streben wir nach Verbesserungen und einer positiven Richtung. Da sind wir jetzt auf Spur. Es gibt Strecken, auf denen sind wir stark. Das wird nicht bei allen Rennen der Fall sein, und das weiß ich. Aber es reicht aus, dass wir jetzt alleiniger Siebter in der Konstrukteurs-WM sind. Und davon ausgehend schauen wir weiter nach vorn."


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Bereits in einer Woche in Monza, auf einer Low-Downforce-Strecke, die Williams der Papierform nach entgegenkommen sollte: "Vor der Saison haben wir ein paar Rennen ermittelt, die gut für uns sein könnten. Monza gehört definitiv dazu", sagt Vowles. "Im Vorjahr hat das Team dort gute Punkte gesammelt. Ich glaube, das ist dieses Jahr auch möglich."

Und auch Albon hat in Zandvoort "viel Selbstvertrauen" für Monza getankt, wenngleich er vorsichtig bleibt: "Wir haben dieses Wochenende ein paar Set-ups probiert, die gut funktioniert haben. Aber ich glaube, die funktionieren nur auf High-Downforce-Strecken. So gesehen haben wir einiges gelernt. Jetzt müssen wir abwarten, was in Monza passiert."

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